
Medienlese:
ARD 2013: Auf der Suche nach "intelligenter Comedy“
Til Schweiger, Bundesliga, neue Vorabendkrimis: Den ARD-Oberen Monika Piel und Volker Herres fehlt jetzt nur noch bissiger Humor im Ersten. W&V-Redakteurin Petra Schwegler berichtet von der ARD-Medienlese.
Eigentlich sieht sich die ARD mit neuen „Tatorts“, aufwendigen Eigenproduktionen, einem umfassenden Facelift der „Tagesschau“, mit Bundesliga in der „Sportschau oder auch mit weiteren regionalen Vorabendkrimis gut aufgestellt für das kommenden TV-Jahr. Doch an einem mangelt es: an „intelligenter Comedy“, wie es die ARD-Vorsitzende und WDR-Intendantin Monika Piel nennt. Die diesjährige Gast-Intendantin der „ARD-Medienlese“ bedauert vor ausgewählten Werkekunden und Mediagrößen auf Schloss Bensberg in Bergisch-Gladbach, dass es nach dem Abgang von Harald Schmidt (Piel: „Ich war ein Fan!“) keine vergleichbaren Formate mehr im Ersten gibt. Mit Blick auf die öffentlich-rechtlichen Kollegen vom ZDF, die am späten Dienstag- und Freitagabend gleich zwei Sendeplätze erfolgreich mit Satire besetzt haben, deutet Piel an, dass sich auch die ARD auf die Suche nach witzig Bissigem macht.
Es ist die Aufgabe von ARD-Programmdirektor Volker Herres, Werbern und Planern das zu präsentieren, was das Erste konkret eingeplant hat. Zwischen Steinbeißerfilet und Rehrücken gibt er einen Einblick auf die Vorabendschiene, die mit neuen Folgen von „Großstadtrevier“ und „Hauptstadtrevier“ oder mit dem Krimi-Neuling „Zwischen den Zeilen“ aufgeladen wird. Elke Schneiderbanger, Geschäftsführerin des ARD-Vermarkters ARD-Werbung Sales & Services (AS&S) sowie Co-Gastgeberin auf Schloss Bensberg, sagt über das „Entmüdungsbecken des deutschen Fernsehens“: „Qualität und Beständigkeit im Vorabendprogramm ist gut für Marke.“ Den wichtigen Hebel für einen guten Start in die Hauptsendezeit ab 20 Uhr, die das Flaggschiff „Tagesschau“ einläutet, wollen die Verantwortlichen des Ersten offensichtlich 2013 dann doch umlegen. Auffallend ist, dass die regionalen Krimis unter dem Label „Heiter bis tödlich“ in der zweiten Saison mehr Humor aufkommen lassen als noch im vergangenen Herbst.
Apropos „Tagesschau“: Herres hat für die Werbekunden einen ersten kurzen Einblick auf das neue „Tagesschau“-Studio parat. Ein sehr virtuelles Studio mit zwei organisch geformten Dreieck-Pulten wird ab Januar 2013 allabendlich den Rahmen für die Nachrichtensendung bilden und die Sprecher zentral ins Geschehen rücken. Die neue „Tagesschau“-Melodie hat Volker Herres indes nicht im Gepäck, sieht aber in dem empörten Aufschrei in den Medien über die Veränderung einen Beleg dafür, wie richtungsweisend die „Tagesschau“ nach wie vor für die deutsche TV-Landschaft ist. Dass das Erste trotz aller Querelen weiter auf ihr mobiles Angebot, die "Tagesschau"-App setzen wird, wird bei der Medienlese deutlich. Die ARD-Vorsitzende Piel betont: "Ich bin ein ganz großer Fan der 'Tagesschau'-App."
Weitere erste Trailer künden von einem starken Auftritt von Wotan Wilke Möhring in der Rolle des neuen „Tatort“-Kommissars. Viel verspricht sich Herres von „Tatort“-Neuzugang Til Schweiger im kommenden Jahr: „Bei der Premiere kann ich der Konkurrenz nur zurufen, sie sollten es lieber nur mit der zweiten oder dritten Ausstrahlung irgendeines Films versuchen“, gibt sich der ARD-Programmdirektor selbstbewusst. Zu den Highlights der kommenden Monate zählt auch die Neuverfilmung des „Barons Münchhausen“, die Jan Josef Liefers an den Weihnachtstagen auf der Kanonenkugel durch das Tagesprogramm fliegen lässt. In einer sehr ernsten Rolle wird Liefers zusammen mit seiner Frau Anna Loos im Februar 2013 in „Nacht über Berlin“ zu sehen sein. Die ARD wird das TV-Drama zum 80. Jahrestag des Reichstagsbrands ausstrahlen.
Einen Vorgeschmack gibt Herres auf die Verfilmung des Bestsellers „Der Medicus“. Wann der aufwendige Mehrteiler – eine Koproduktion der ARD-Firma Degeto mit Jan Mojtos Beta Film – ausstrahlen wird, lässt der Programmchef des Ersten offen. Fortsetzen will die ARD die Filmreihe unter dem Motto „Sommerkino im Ersten“. Die Premiere in diesem Jahr mit Stücken wie „Willkommen bei den Sch’tis“, „Soul Kitchen“ oder „Wüstenblume“ sei überraschend gut vom Publikum angenommen worden. Die Montagsreihe wird nun 2013 erneut eingeplant, „Türkisch für Anfänger“ und „King’s Speech“ sind bereits eingeplant. Der Kino-Hit „Ziemlich beste Freunde“ soll im Sommerkino 2014 folgen. Übrigens: Auf den Moderator des Abends auf Schloss Bensberg, Kai Pflaume, kommen im Ersten weitere Aufgaben zu. So viel gibt Herres preis. Details nennt er aber noch nicht.