
Tamtam um "ta-ta-ta-taaa":
ARD macht die "Tagesschau"-Fanfare frischer
Die ARD tastet Traditionen an - und lässt die "Tagesschau"-Melodie auffrischen. Eine radikale Veränderung - wie von "Bild" verkündet - wäre nach Expertenmeinung nicht ratsam.
Nach 56 Jahren hat der berühmte "Tagesschau"-Gong ausgedient. Ab dem 26. Dezember soll vor den ARD Hauptnachrichten eine neue Melodie ertönen. So geht es aus einem Bericht der "Bild-Zeitung" hervor. Die Klänge stammen demnach aus der Feder von Hollywood-Komponist Hans Zimmer, der für seine Hits im Disney-Film "König der Löwen" bereits einen Oscar gewonnen hat.
Ist eine solche Veränderung überhaupt notwendig? Lutz Fahrenkrog-Petersen hält die neuen Töne eher für kontraproduktiv. Für den Geschäftsführender Direktor des Forschungszentrums für Populäre Musik der Berliner Humboldt-Universität ist der Nutzen dieser Umstellung nicht klar ersichtlich. Zwar störe die neue Melodie bestimmt niemanden, aber es sei unsinnig, ein verbreitetes Erkennungszeichen zu ersetzen.
Es werde etwas abgeschafft, das sich über lange Zeit bewährt hat, so Fahrenkrog-Petersen. Die "Tagesschau" stehe für seriöse Nachrichten und Sachlichkeit, zusammen mit dem Gong werde auch ein Stück von diesem Image aufgegeben. Bei Mercedes verzichtet man schließlich auch nicht einfach auf den Stern als Markenzeichen - meint der Sound-Kenner.
Da derzeit auch das alte Studio der "Tagesschau" renoviert wird, entschied sich der Sender nach eigenen Angaben auch für die klangliche Umgestaltung. Ein weiterer Modernisierungsschritt, der einmal mehr mit der Hoffnung verbunden sein dürfte, ein jüngeres Zielpuplikum zu erreichen. Fahrenkrog-Peteresen bezeichnet das Vorgehen als Aktionismus - eine Meldung, die von den Medien zwar aufgegriffen, aber auch nach kurzer Zeit wieder vergessen sein werde. Für eine langfristige Wirkung wäre es seiner Ansicht nach sinnvoller, Veränderungen an der eigentlichen Sendung und nicht am Gong vorzunehmen. Außerdem brauche es eine Weile, bis sich der Zuschauer an die Melodie gewöhnt und sie unmittelbar mit der Sendung in Verbindung bringt, so der Soundprofessor. Das sieht Volker Nickel, Sprecher des Zentralverbandes der deutschen Werbewirtschaft, ähnlich: Radikale Änderungen können nach hinten losgehen. "Der Kunde muss auf diese Veränderung vorbereitet werden", sagt er der Nachrichtenagentur "dpa".
Unterdessen reagiert ARD-aktuell-Chefredakteur Kai Gniffke, auf den sich die "Bild" in ihrem Artikel beruft. Er lässt verlauten, dass es sich lediglich um eine Überarbeitung der Fanfare handelt. Die Melodie werde nicht entsorgt. Wie schon in den Jahren 1994, 1997 und 2005 solle sie umgestaltet werden, die unverwechselbaren Grundelemente blieben erhalten. Bei dem Komponisten handle es sich um Henning Lohner, einen Mitarbeiter aus Hans Zimmers Firma Remote Control - nicht um den Oscar-Preisträger persönlich, wie es die "Bild" behauptet. Auch im Social Web bemüht sich die ARD um Klarstellung: Via Twitter verkündet der Sender den Erhalt der Melodie.