Regiocast schaltet ab:
90elf überlebt den Verlust der Bundesliga-Rechte nicht
Ohne Bundesliga-Rechte fehlen dem Fußball-Radio 90elf gut zwei Drittel des Inhalts. Nach dem 1. Juni zieht Regiocast Digital daher den Stecker.
Trotz treuer Fangemeinde und viraler Hits wie vor einigen Wochen beim Wunder von Dortmund ist Schluss: Das Fußball-Radio 90elf wird nach nicht ganz fünf Jahren eingestellt. Damit zieht Anbieter Regiocast Digital Konsequenzen aus dem Verlust der Bundesliga-Rechte an Sport1 und beendet den Sendebetrieb mit der Bundesligasaison 2012/2013. Die Geschäftsführung des 90elf-Veranstalters hat die Mitarbeiter am Dienstag in einer Betriebsversammlung über den Schritt informiert. "Nach dem Verlust der Audio-Verwertungsrechte an den Spielen der 1. und 2. Bundesliga im Bereich Netcast für die kommenden vier Spielzeiten fehlt dem Sender die Geschäftsgrundlage für einen wirtschaftlichen Weiterbetrieb", heißt es zur Begründung.
Leicht hat es sich die Leipziger Senderfamilie seit dem Rechteverlust Mitte März nicht gemacht: "Wir haben seitdem dutzende Gespräche mit möglichen Partnern geführt, neue Konzepte entworfen und Businessmodelle geprüft. Wir hatten bis zuletzt die Hoffnung, mit neuen Ideen die Erfolgsgeschichte von 90elf auch nach dieser Saison fortzusetzen. Letztlich ist es uns aber nicht gelungen, wirtschaftlich tragbare Szenarien zu rechnen. Aufgrund des Wegfalls von mehr als zwei Dritteln des Contents und den direkt damit verbundenen planbaren Werbeumsätzen haben wir letztlich gemeinsam mit unserem Gesellschafter die Entscheidung treffen müssen, den Sendebetrieb von 90elf einzustellen", erklärt Florian Fritsche, Geschäftsführer Regiocast Digital. Er bedankt sich bei Hörern, Kunden, Partnern und Weggefährten für die Unterstützung und bedauert: "Das ist ganz bitter für uns alle. Insbesondere für unser engagiertes Team, das in den vergangenen Jahren einen Riesenjob gemacht hat." Mit den Mitarbeitern von 90elf würden kurzfristig Gespräche geführt.
Die letzte offizielle Live-Übertragung von 90elf ist nun das DFB-Pokal-Finale am 1. Juni. Damit tut sich aber nicht nur im Netz eine Lücke auf, sondern auch im digitalen bundesweiten Radio DAB+, das Regiocast stets unterstützt hat. Fritsche kündigt an: "Wir sind bereits in intensiven Überlegungen, wie wir den freiwerdenden Programmplatz künftig mit attraktiven Inhalten besetzen können. Dafür werden wir uns jetzt die nötige Zeit nehmen." Abzuwarten bleibt, wie der nächste Netcast-Rechteinhaber Sport1 nun Leben in das Format bringt. Bei der Münchner Constantin-Medien-Tochter soll offenbar eine eigene Radiotruppe installiert werden.