Champions League:
"Tor! Tor! Tor!" Radiosender 90elf landet viralen Hit mit dem Wunder von Dortmund
Web-Radiomacher Andreas Mann ist Held des Tages: Mit seiner Fußballreportage aus dem BVB-Stadion zwang er den Server von 90elf in die Knie.
Gewinner des Champions-League-Viertelfinals zwischen Borussia Dortmund und dem spanischen Club FC Málaga sind nicht nur die Borussen, die in der nervenaufreibenden Nachspielzeit aus einem 1:2 ein 3:2 machten. Sieger ist auch der digitale Radiosender 90elf, der die Partie im Netz live und kostenlos übertragen hat. Und Gewinner ist Kommentator Andreas Mann, der mit vier emotionalen Minuten für Furore sorgte.
Der Sender hat bereits am Dienstagabend die letzten vier Minuten des Duells, in denen sich die Dortmunder innerhalb weniger Sekunden ins Halbfinale schossen, via Dropbox zum Download zur Verfügung gestellt. Doch der Andrang war schon nach dem Spiel zu groß, dass die Seite zusammenbrach und nichts mehr ging. Daraufhin stellte 90elf am Mittwochmorgen die spannendsten Fußballminuten seit Langem via Soundcloud den Fans zur Verfügung. Seitdem kann sich der Sender aus der Regiocast-Familie vor Zugriffen nicht mehr retten. Seit dem Morgen haben schon deutlich über 100.000 Menschen den Ausschnitt angehört, via Facebook haben knapp 1200 Fans den Link geteilt. "Wir können im Fünf-Minuten-Abschnitt zuschauen, wie es wieder 2000 Klicks mehr werden", sagt 90elf-Pressesprecher Nico Nickel.
Der Sender kann sich vor Anfragen am Tag nach der Partie nicht retten: Die Presse will mit Kommentator Andreas Mann sprechen und bittet um den Mitschnitt. "Besser kann man die letzten Minuten dieses Spiels nicht kommentieren", sagt 90elf-Sprecher Nickel auf die Frage, warum sich plötzlich alle ausgerechnet auf den Ausschnitt des Leipziger Senders stürzen. Dazu kommt, dass der BVB-Triumph gestern nicht im öffentlich-rechtlichen Fernsehen übertragen wurde. 90elf bot somit eine der wenigen kostenfreien Möglichkeiten, das Spiel live zu verfolgen. Entscheidend ist wohl auch, dass viele Fußball-Fans am Morgen nach dem Borussen-Sieg noch einmal das Bedürfnis haben, die besonders aufregende Partie Revue passieren zu lassen und sich über soziale Kanäle wie Facebook darüber auszutauschen. Mit einem Link, der die wichtigsten Minuten abbildet und die Emotionen des vergangenen Abends wiederaufleben lassen, geht das besonders gut.
Der Hauptgrund liegt aber Nickel zufolge in der Qualität des Kommentators Andreas Mann: "Unser Reporter ist emotional mitgegangen ohne den Faden zu verlieren", sagt Nickel. "Andreas ist ein Naturtalent." Mann ist seit fünf Jahren bei 90elf als Kommentator aktiv, hat beim Schwestersender Radio PSR als Praktikant in der Nachrichtenredaktion seine erste Funkerfahrungen gesammelt und ist dann zu den Fußballern gewechselt. Der 26-Jährige kommt aus dem sächsischen Neustadt. Eigentlich ist er Fan des Zweitligisten Dynamo Dresden. Ob er auch das Halbfinale mit Dortmunder Beteiligung kommentieren wird, steht Nickel zufolge frühestens Ende der Woche fest.
Bitter: Wie man an diesem Beispiel merkt, setzt 90elf echte Akzente im Fußball. Leider muss der Privatsender von Regiocast Digital um seine Zukunft bangen. Im Fokus seiner Berichterstattung stehen nämlich Berichte über die 1. und 2. Bundesliga. Diese Lizenzen muss 90elf allerdings in Zukunft abgeben: Der Liga-Dachverband DFL hat die entsprechenden Rechte an Sport1 gegeben. Nun überlegen die Senderverantwortlichen, wie es weitergehen soll mit 90elf. Vielleicht gibt ihnen ja der Champions-League-Erfolg wichtige Impulse ...