Verlag Impulse Medien:
"Wir brechen mit allen Konventionen der Branche"
Verleger Nikolaus Förster setzt bei "Impulse" auf ehrliche Auflage, senkt den Anzeigenpreis, erhöht den Copy-Preis und startet ein zusätzliches digitales Bezahlangebot.
Es ist ein gewagtes Experiment, das Nikolaus Förster als geschäftsführender Gesellschafter des Hamburger Verlags Impulse Medien gegenüber W&V verrät: Sein Wirtschaftsmagazin Impulse wird die verbreitete Auflage von 70.000 Stück auf 12.500 senken.
Heißt, Ende März wird das Mittelstandsblatt auf sämtliche Exemplare verzichten, die nicht voll bezahlt sind, etwa Bordauflage, Lesezirkel, Mitgliederstücke und sonstige Verkäufe.
"Für Anzeigenkunden, die keine Streuverluste mehr in Kauf nehmen und Entscheider zielgenau erreichen möchten, sind wir künftig äußerst attraktiv", argumentiert Verlagsleiterin Laura Blindow.
Paid Content: der Gesetzlotse
Nikolaus Förster, der das Blatt vor sechs Jahren mit einem Management-Buy-out von Gruner + Jahr übernahm, beweist einmal mehr Mut. "Wir brechen mit allen Konventionen der Branche", sagt er, "wir sind absolut frei".
Entsprechend treibt er mit seiner Marke weitere Dinge voran: Ende April etwa startet Impulse einen ersten von mehreren kostenpflichtigen digitalen Diensten, den "Gesetzlotsen".
Er soll laut Förster "den Unternehmern Orientierung im undurchschaubaren Dickicht von Gesetzen, Verordnungen und Richtlinien geben". Daneben baut er die Impulse-Seminare aus sowie Online-Kurse und Unternehmerreisen, beispielsweise ins Silicon Valley.
Premiumstrategie und Vernetzung
Bisher ging seine Strategie, die er als Premium bezeichnet, auf. In mehreren Stufen hat er den Copypreis von 7,50 Euro auf 19,90 Euro angehoben, ab April kostet das Magazin 24,90 Euro.
Wer ein Jahres-Abo abschließt, zahlt künftig 249 Euro (bisher 199). Damit haben Abonnenten Zugang zu Marken, die besucht werden können, darunter stehen Firmen-Besuche bei Faber-Castell an, bei Stihl, Märklin und Wellendorf.
Auch können ab April Kontakte zu anderen Firmen in einer Region vermittelt werden. Impulse sieht sich immer mehr als Vernetzungsplattform.
Auswirkung auf Anzeigenpreis
Mit der reduzierten Auflage wird auch der Anzeigenpreis etwas niedriger angesetzt. Der 1/1-Preis liegt künftig bei 11.800 Euro, bisher waren es rund 14.000 Euro. "Wir kennen jeden einzelnen Leser", sagt Nikolaus Förster, der in den vergangenen Jahren massiv in die Datenbank investiert hat. "Wir können unsere Daten sehr exakt segmentieren".
Ob die Rechnung aufgehen wird, bleibt spannend. Mediaagenturen lieben intransparentere Spielchen mehr, so scheint es, als die nackte Wahrheit. Die künstlich hochgepumpten Auflagen erinnern oft an des Kaisers neue Kleider. Ebenso die völlig realitätsfernen Preislisten, die in einem scheinbaren Rabattwahn münden.
Doch auch die Mediabranche wird sich der Ehrlichkeit stellen müssen. An Beispielen wie Impulse wird sich das sehr schnell zeigen.