Sport-Sponsoring:
"Taz" behandelt Sport-Bilder wie Anzeigen
Die "Taz" will für eine Woche Sportfotos wie Werbeanzeigen behandeln. Die Sponsoren sollen für den Abdruck Rechnungen erhalten. Zugrundegelegt werden dabei die üblichen Anzeigenpreise der "Taz".
Im Sportressort der "Taz" sind schon seit zwei Jahren keine Logos mehr zu sehen. Konsequent verpixelt die Zeitung die Sponsoring-Motive auf Fotos. Für eine Woche darf die Layout-Abteilung der Zeitung nun diese Fleißaufgabe aussetzen und die Fotos unverpixelt zeigen. Dagegen wird die Anzeigen-Abteilung mehr zu tun haben. Denn für eine Woche will die Redaktion Sportfotos wie Werbeanzeigen behandeln. Die Sponsoren wie Telekom, VW oder Red Bull sollen für den Abdruck Rechnungen erhalten. Zugrundegelegt werden dabei die üblichen Anzeigenpreise der "Taz" - die ganzseitige farbige Anzeige kostet werktags rund 13.000 Euro.
Die Verpixelung ist die Reaktion der Sportredaktion auf die "Werbepiraterie von Firmen, die sich das leisten können", erklärt Sport-Redakteur Andreas Rüttenauer. Er hatte die Aktion mit Markus Völker 2011 gestartet. Die Sportredaktion bezeichnet die Logo-Flut auf Sport-Fotos als parasitäre Werbung und ist der Meinung, dass sie im Sportteil einer Zeitung nichts zu suchen habe. "Das ist nicht nur widersinnig, das widerspricht auch ökonomischen Grundsätzen", erläutert Völker. Nach einer Woche soll wieder zur Verpixelung zurückgekehrt werden.
"Auch wir wissen, wie wichtig Sponsoring für den Sport ist", erklärt Rüttenauer gegenüber W&V Online. "Als unabhängige Redakteure einer Tageszeitung, die zudem sehr stolz auf Ihre Unabhängigkeit ist, sehen wir es aber nicht als Aufgabe einer Redaktion an, das Sujet, über das berichtet wird, zu finanzieren."
Der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft (ZAW) erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur dpa, Sportfotos gehörten zum redaktionellen Teil, somit entscheide die Zeitung über die Form der Darstellung. ZAW-Sprecher Volker Nickel sprach aber von einer "eher kabarettistischen Einlage". Wäre die "taz" konsequent, müsste sie auch Sportlern und Vereinen, die mit Werbung Geld verdienen, Rechnungen zusenden. (fm/dpa)