"Super Nanny“, "Die strengsten Eltern der Welt“: Jugendschützer rüffeln Erziehungs-Soaps
Eine Wiederholung der "Super Nanny" hat es in sich: Die KJM nennt das Porträt einer brutalen Mutter in der RTL-Reihe einen Menschenwürdeverstoß. Doch auch "Die strengsten Eltern der Welt" erziehen nicht KJM-gemäß...
Die Jugendschützer bleiben streng mit der "Super Nanny“ - obwohl RTL und Katia Saalfrank die Erziehungs-Soap im vergangenen November bereits eingestellt haben. Erneut rügt die KJM, Jugendschutzkommission der Medienanstalten, bei dem Format einen „Verstoß gegen die Menschenwürde“. Anlass: eine allein erziehende Mutter von drei kleinen Kindern im Alter von sieben, vier und drei Jahren, die in der Folge vom 14. September 2011 vor der Kamera ihren Nachwuchs anschreit, roh agiert, die Kleinen unter Druck setzt. Dass RTL hier die „Vielzahl von physischen und psychischen Gewalthandlungen“ zur besten Sendezeit sowohl im Teaser zur Sendung als auch während der „Super-Nanny“-Ausgabe wiederholt habe, stößt den Jugendschützern schwer auf. „Eine so reißerische Darstellung zielt primär auf den Voyeurismus der Zuschauer. Die Kinder werden in für sie leidvollen Situationen für kommerzielle Zwecke instrumentalisiert, zu Objekten der Zurschaustellung herabgewürdigt und in ihrem sozialen Achtungsanspruch verletzt“, teilt die KJM am Montag mit und urteilt: „Damit liegt ein Menschenwürdeverstoß vor.“
Es ist nicht das erste Mal, dass dieser Vorwurf gegen die „Super Nanny“ im Raum steht. In einer Ausgabe vom Mai 2010 hat eine Mutter ihr Kleinkind geschlagen – zu viel für die KJM, die die Menschenwürde verletzt sah. Gegen den Vorwurf eines Menschenwürdeverstoßes wehrte sich RTL; aber die Kritik der Kinderschutzorganisationen am Format riss nicht ab – bis Saalfrank die Reißleine zog. Die Fernseh-Erzieherin soll sich sogar in einer internen Mail beklagt haben, dass der Sender allzu oft die mediale Inszenierung über die Pädagogik gestellt hätte. Die erzieherischen Inhalte seien in den Hintergrund gedrängt worden. Nach außen stellte RTL das Ende als programmliche Entscheidung hin. Aber die KJM tritt jetzt nach.
Auch existente Erziehungs-Soaps beschäftigen die KJM. Wie etwa „Die strengsten Eltern der Welt“, die Kabel eins nach starker Marktanteilsentwicklung in der Primetime gerade an Sat.1 abgegeben hat. Den Jugendschützern gefällt nicht, dass das Format um 11.05 Uhr in der Daytime wiederholt wird. Vor allem jene Folge, in der die Cannabis-abhängigen Teenager Antonia und Max in Peru weilen, um nach vergeblichen Erziehungsversuchen in Deutschland in fremden Kulturen zur Vernunft zu kommen, stößt ihnen auf.
„Vor allem das Mädchen wird in teils extremen Situationen (Steine werfend, in die Kamera schreiend) vorgeführt, was teils von polemischen Off-Kommentaren („nun bekommt sie die Quittung“) begleitet wird. Auch körperliche Übergriffe des Gastvaters auf Antonia werden gezeigt“, beschreibt die KJM. Sie problematisiere an dem Format generell, sowie an dieser Folge im Speziellen, dass dem Zuschauer der Eindruck vermittelt werde, eine Verhaltensänderung bei Jugendlichen könne durch Strenge – hier besonders des Gastvaters – und das im Rahmen einer inszenierten Fernsehsendung erreicht werden, heißt es. Im konkreten Fall bräuchte das Mädchen eigentlich therapeutische Hilfe, keine Strafe, heißt es weiter. „Besonders Kinder bis 12 Jahre kann die Botschaft der Sendung („wenn du nicht brav bist, kommst du zu den strengsten Eltern der Welt““) nachhaltig ängstigen und verunsichern, entschied daher die KJM“, so das Urteil.