App Tracking Transparency:
Werbewirtschaft reicht Kartellamts-Beschwerde gegen Apple ein
Die großen Verbände der deutschen Medien- und Kommunikationswirtschaft haben beim Bundeskartellamt eine Beschwerde gegen Apples neues "App Tracking Transparency"-Framework eingereicht. Ihr Vorwurf: Machtmissbrauch.
Weil Apple mit seiner neuen Datenschutzfunktion ATT (App Tracking Transparency) seine Marktmacht missbrauche und gegen Kartellrecht verstoße, haben heute diverse Spitzenverbände der Medien-, Internet- und Werbewirtschaft beim Bundeskartellamt eine Beschwerde gegen den iPhone- und iPad-Hersteller eingereicht. Mit ATT, das in dieser Woche mit dem Launch von iOS 14.5 an den Start geht, werden den Nutzern standardmäßig Opt-In-Fenster angezeigt, bevor ein Tracking beginnen kann. Zugleich müssen die Werbeunternehmen die Gründe für ihr Tracking erläutern.
Was Apple als Verbesserung des Schutzes für die Daten ihrer Anwender bezeichnet, empfinden die Spitzenverbände als Versuch, "der Werbewirtschaft den Zugriff auf wettbewerbsrelevante Daten in unzulässiger Weise zu erschweren." Dabei stützen sich die Beschwerdeführer, zu denen unter anderem der BDZV, die AGOF, die OMG, der Markenverband, die OWM, der VDZ und der ZAW gehören, auf neue Vorschriften im Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen. Diese erlauben dem Bundeskartellamt ein effektiveres Durchgreifen gegen Missbrauchsverhalten von dominanten Plattformunternehmen wie Apple.
Ausnahmen für Apple selbst
Die Beschwerdeführer sehen durch ATT unter anderem die Symbiose aus App-Entwicklern, Werbungtreibenden und Werbevermittlern gefährdet, weil Apple die Wettbewerber von der Verarbeitung werberelevanter Daten im Apple-Universum ausschließe. Das schade letztlich den Verbrauchern, weil die zentrale Finanzierungsquelle zahlreiche Inhalteanbieter wegfalle und das die Presse-, Medien- und Rundfunkvielfalt reduziere. Werbeeinnahmen für Web-Entwickler würden sinken und damit auch die Auswahl der angebotenen Apps. Zudem würde es schwerer für Werbungtreibende, ihre Produkte oder Dienstleistungen zu bewerben. Dadurch verlören, so die Verbände, viele Werbevermittler ihre Lebensgrundlage. Gleichzeitig nehme Apple selbst seine datenverarbeitenden Werbedienste von den Änderungen aus und baue sein eigenes Angebot an datenbasierten Werbeleistungen deutlich aus. Darüber hinaus stärke Apple seine eigenen Dienste für News oder Musik und gewinne dadurch Marktanteile von werbefinanzierten Anbietern.
Im Gegensatz dazu stehen die Aussagen von Apple selbst, sich bei eigenen Apps an die ATT-Regeln zu halten, obwohl dort kein Tracking-Opt-In durchgeführt wird. Ferner testen Unternehmen wie Procter & Gamble darüber hinaus bereits Datenerfassungstools, die Apples Anti-Tracking umgehen sollen.