Vom Blog zum Business: Kira Song
2009 begann Kira Song zu bloggen, inzwischen hat sich daraus eine eigene Agentur entwickelt. Ein Multimedia-Porträt von W&V-Redakteurin Franziska Mozart.
Es ist Liebe auf den ersten Blick, als Kira Song 2007 zum ersten Mal ein iPhone in einem amerikanischen Apple-Store in den Händen hält. Nur die Vertragsbindung an AT&T hinderte sie daran, das Gerät mit nach Deutschland zu nehmen. Eineinhalb Jahre später kann sie sich in Deutschland endlich ihr erstes iPhone kaufen. Noch am selben Tag startet sie ihren Blog iPhoneLove. Dass der Blog die Keimzelle einer neuen beruflichen Ausrichtung sein würde, ahnt sie noch nicht – wenngleich sie bei dem Blog schon auch strategische Überlegungen anstellt. "Ich dachte schon, oder hoffte zumindest, dass mir der Blog irgendwann einmal auch beruflich nutzen würde."
Zunächst geht es aber darum, über die Handhabung des neuen Lieblingsspielzeugs zu schreiben. Kira Song bloggt über Anwendungen und Wallpapers und irgendwann auch über Apps. Ihre Freunde vermeiden es heute schon, das Wort App in den Mund zu nehmen, denn wenn sie einmal loslegt, ist sie kaum zu bremsen. Kira Song liebt Apps, nicht nur für ihr iPhone. Als Apple-Fan besitzt sie natürlich auch ein iPad. Die Lieblingsapp der gelernten Kommunikationsdesignerin ist "Brushes", womit man das Gerät zum Skizzenblock machen kann und mit den Fingern malt.
Auf ihrem Schreibtisch im hellen, aufgeräumten Büro in der Münchener Innenstadt fällt nicht nur die Parade der Apple-Geräte auf, sondern auch eine Reihe Mini-Oldtimer. Sie parkt auf der Oberkante ihres Bildschirms. Mit dabei ist ein silberner Porsche Spyder, mit dem Kira Song am liebsten auch in Großformat über die Straßen brausen würde. Ein weiterer Eye-Catcher ist ihre Sammlung grell-bunter Figuren auf einem kleinen Regal an der Wand, darunter auch die "Ninja Cat", die die Kampfsport-Begeisterte selbst gebastelt hat.
2009 kommen Michael Reuter und die zwei TV-Journalisten vom Bayerischen Rundfunk Richard Gutjahr und Marcus Schuler auf Kira Song zu, weil sie einen Video-Blog über Apps aufziehen wollen. Sie macht mit und Anfang 2010 geht Appstory.tv online. Wenige Monate später ist Stern.de auf Content-Einkauf und bestellt Videos bei Appstory.tv. Für die Rubrik Digital liefert das Team rund 20 Videos zu Themen wie "wie nutze ich das iPad ideal" oder "wo finde ich auf dem iPad die besten Apps fürs Oktoberfest". Als 2010 auch der erste Appstar-Award zusammen mit der IDG Magazine Media GmbH startet, wird der Aufwand für das Vierer-Team zu groß. "Wir begannen zwar, etwas einzunehmen, jedoch war vor allem für die zwei weiteren Partner der Aufwand nicht mehr zu stemmen", so Song. Die zwei festangestellten Fernsehjournalisten ziehen sich zurück und Kira Song gründet zusammen mit Michael Reuter das Unternehmen AppAdvisors. Das Start-up bietet Beratung zur Konzeption, Einsatz und Vermarktung von Apps. Inzwischen ist die Münchener Agentur Webguerillas mit 50 Prozent beteiligt.
Bevor sie mit dem Bloggen über Apps Geld verdiente, arbeitete Kira Song in ihrem "Studio for Web and Communication Design" für Kunden wie die Droemer Knaur Verlagsgruppe, Emi Music, Audible und ihren Büro-Partner Eck Kommunikation. "Aber inzwischen läuft die Agentur nur noch auf Sparflamme", so die Bloggerin, die jetzt ihre ganze Energie in das neue Unternehmen steckt.
Nach einigen Jahren Selbstständigkeit will sich die 38-Jährige mit österreichisch-amerikanischen Wurzeln nichts anderes mehr vorstellen. "Ich arbeite seit acht Jahren für mein eigenes Business und habe kein Bedürfnis, das zu ändern", sagt sie.
Diese Eigenständigkeit hat sie sich sicher schon in der Jugend erworben. Als einziges englischsprachiges Kind im Kindergarten redete im ersten Jahr fast niemand mit ihr. Später in der Schule war sie "lange ein Sonderling." Das würde man heute wohl anders sehen.