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Trotz Putin-Krieg: Russland bleibt im Internet
Heute in TechTäglich: Das ukrainische Digitalministerium hat beim Domain-Verwalter ICANN gefordert, das russische Internet vom Rest der Welt zu trennen. Der Antrag wurde aber jetzt abgelehnt.
Trotz Putin-Krieg: Russland bleibt im Internet
Nach dem Überfall auf die Ukraine gibt es täglich neue Sanktionen gegen Aggressor Russland. Im Internet darf der Putin-Staat allerdings bleiben. Das ukrainische Digitalministerium hatte beim weltweiten Domain-Verwalter ICANN zwar gefordert, das russische Netz mit den Top-Level-Domains .ru, .рф und .su vom Rest der Welt zu trennen. Weitere technische Maßnahmen sollten das Land quasi virtuell isolieren. Doch diese Bitte wurde abgelehnt. Im Antrag aus Kiew, von dem Golem berichtet, heißt es: "Diese grausamen Verbrechen wurden hauptsächlich durch die russische Propagandamaschinerie ermöglicht, die Websites nutzt, die kontinuierlich Desinformationen, Hassreden verbreiten, Gewalt fördern und die Wahrheit über den Krieg in der Ukraine verbergen." Zudem verweist die Ukraine auf die russischen Angriffe auf ihre Kommunikations-Infrastruktur.
Das Netz soll neutral bleiben
Die ICANN und das europäische Adressregister RIPE NCC haben diese Maßnahme aber abgelehnt, die bisher noch bei keinem Konflikt oder bei kriegerischen Auseinandersetzungen wie beispielsweise in Syrien zur Anwendung kam. In der Begründung heißt es: "Es ist von entscheidender Bedeutung, dass das RIPE NCC neutral bleibt und keine Positionen zu innenpolitischen Streitigkeiten, internationalen Konflikten oder Kriegen bezieht. Dadurch wird die Gleichbehandlung aller für die Bereitstellung von Internetdiensten Verantwortlichen gewährleistet." Die Netz-Verwalter wollen das Internet auch im Kriegsfall so weit wie möglich am Laufen halten – und keinen Präzedenzfall schaffen, bei dem das Web je nach politischer Lage an- oder abgeschaltet wird. Das hatte Bill Woodcock, Chef des Netzwerkdienstleisters Quad9 bereits zuvor in einem Tweet zu dem ukrainischen Antrag klargestellt: "Das ist eine heftige Bitte seitens der Ukraine. Als Betreiber kritischer Infrastrukturen neige ich dazu, ungeachtet meiner Sympathien, 'auf keinen Fall' zu sagen."
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