Technik-Kolumne:
TechTäglich: Super Mario fährt durchs Wohnzimmer
Vor dem Mittagessen die wichtigsten Meldungen des Tages – das ist TechTäglich, die Technik-Kolumne von W&V. Heute mit dem neuen AR-Spiel von Nintendo und mit einem Apple-Diss von Samsung.
Super Mario fährt durchs Wohnzimmer
Ab heute werden in deutschen Wohnzimmern die Möbel verrückt. Denn Nintendo bringt sein erstes Augmented-Reality-Spiel an den Start. In "Mario Kart Live: Home Circuit" (95 Euro) rast Hobby-Rennfahrer Super Mario nicht nur über den Bildschirm der Switch-Konsole – sondern auch in echt durchs Wohn- oder Kinderzimmer. Wer mitfahren will, braucht auf dem Boden eine freie Fläche von mindestens 3 Meter x 3,50 Meter. Vier Tore, die Nintendo mitliefert, und die sich (fast) beliebig aufstellen lassen, markieren die Strecke. Durchs Zimmer rast Mario dann in einem kleinen Plastik-Kart mit Kamera, das die Bilder der Renn-Action auf die Switch überträgt. "Der große Preis von München" (oder Berlin, Bielefeld oder wo auch immer) mixt also die Nintendo-Grafik mit der echten Umgebung.
"Mario Kart Live" zeigt damit, wie die Spiele-Zukunft aussehen könnte. In den USA fallen die ersten Reaktionen überaus positiv aus. "Mario Kart Live hat meinen Sohn in ein furchterregendes Monster verwandelt", staunt Kritiker Mark Serrels von CNET. Denn der Junior möbliert die ganze Wohnung neu, um die perfekte Rennstrecke zu bauen. Sein Vater lobt: "Hier verschwimmt die Grenze zwischen Realität und Computergrafik, wie ich es selten in so einem Spiel erlebt habe. Es lässt sich kaum beschreiben, wie viel Spaß das macht." Kritik gibt es in den ersten Tests auch: Je größer die Strecke und damit der Abstand zur Switch wird, desto wackliger wird die Verbindung zur Kamera. Und während das Kart mit gefühlten 200 Sachen über den Bildschirm flitzt, fährt es in Wahrheit doch sehr gemächlich durchs Zimmer.
Google: Songs per Summen suchen
"La La La Lalala laaaaaa" – was war das nochmal für ein Lied? Wer zu jung ist, um "Hey Jude" von den Beatles zu erkennen – dem wird von Google geholfen. Denn die Google-Suche oder der Google Assistant auf iOS und Android bieten jetzt eine Summ-Suche für Musik. Wer einen unbekannten Ohrwurm nicht mehr aus dem Kopf kriegt, kann ihn singen, pfeifen oder summen – und bekommt dann von Google (hoffentlich) das richtige Lied angezeigt. Künstliche Intelligenz analysiert hierfür einen "akustischen Fingerabdruck" des Summens, Pfeifens oder Singens.
Das "Hum to Search" klappt in der Google-App oder im Google-Such-Widget zunächst mit Android in 20 Sprachen, und mit iOS auf Englisch. Laut Blog-Eintrag sollen nach und nach weitere Sprachen dazukommen. Per Spracheingabe klappt das mit dem Befehl "Hey Google, was ist das für ein Lied?" und mit 10- bis 15-sekündigem Summen. Danach, so Google, soll zumindest eine Liste mit den am wahrscheinlichsten passenden Songs erscheinen. Von einem Null-Summen-Spiel kann hier also nicht die Rede sein.
PlayStation 5: Darum ist sie so riesig
Der größte Wunsch vieler Spielefans zu Weihnachten ist eine PlayStation 5 – wobei das mit dem "größten" Wunsch durchaus wörtlich zu nehmen ist. Denn die PS5 ist die (bisher) voluminöseste Konsole aller Zeiten. In Zahlen: Sie ist in der Version mit Bluray-Laufwerk 39 Zentimeter breit, 26 Zentimeter tief und 10,4 Zentimeter hoch – also über sechs Zentimeter breiter und beinahe doppelt so hoch wie der Vorgänger PlayStation 4. Im Video wirkt Sony-Ingenieur Otori Yasuhiro neben der PS5 beinahe winzig. Er hat jetzt auch erklärt, wie es zum Reiner Calmund unter den Spielkonsolen kam. Gründe sind der enorme Kühlbedarf der Hardware – und Kosteneinsparungen.
Die PS5 benötigt demnach einen ausladenden, 4,5 Zentimeter breiten Kühlkörper, der auf beiden Seiten des Mainboards ein Überhitzen verhindert. Dieser Ventilator nimmt den größten Platz im Inneren ein, und erfordert so ein wesentlich größeres Gehäuse als beim Vorgänger. Yasuhiro gibt zu, "dass es möglich gewesen wäre, die neue PlayStation kleiner zu bauen", zum Beispiel mit zwei Lüftern auf jeder Seite der Konsole. Das wäre in der Produktion aber teurer gewesen, und hätte größeren Aufwand für die Steuerung von zwei Ventilatoren erfordert. Ob Sony die PS5 dann noch für 500 Euro hätte anbieten können, ließ der Hardware-Experte laut BGR offen. Die Großkonsole erscheint in Deutschland am 19. November, ist aber größtenteils ausverkauft, zum großen Verdruss der Fans.
Browser setzt allen Gesichtern Masken auf
In diesen Tagen kann man gar nicht oft genug darauf hinweisen, wie wichtig es ist, im Alltag eine Maske zu tragen. Der Berliner Software-Entwickler und Datenjournalist Moritz Klack verpasst jetzt allen Menschen, die wir sehen, einen Mund-Nasen-Schutz – zumindest im Chrome-Browser auf dem Computer. Seine Chrome-Erweiterung setzt allen Gesichtern, die im Browser auftauchen, einen Mund-Nasen-Schutz auf. Die Software ist im Entwickler-Verzeichnis Github zum kostenlosen Download verfügbar.
Klack wurde für die bisherigen Arbeiten mit seiner Agentur Webkids unter anderem mit dem Grimme Online Award, dem Nannen Preis und dem DPA Infographics Award ausgezeichnet. Zu den Kunden zählen ZEIT Online, Deutsche Bahn oder Hamburger Abendblatt. Seine Masken-Erweiterung sieht er als "Proof of Concept", das einem wichtigen Thema weitere Aufmerksamkeit verschaffen soll. Die Twitter-Reaktionen auf die längst noch nicht ausgereifte Software sind überaus amüsant. Ein Schreiber schlägt vor, auch Masken zu simulieren, die auf Halbmast unter der Nase hängen, damit es eher der Realität in Deutschland entspricht. Auch eine automatische Masken-Erweiterung für Netflix-Filme ist schon im Gespräch.
iPhone 12 ohne Netzteil – Samsung spottet über Apple
Heute um 14 Uhr startet bei Apple selbst, aber auch bei Telekom, Vodafone und O2 der Vorverkauf des iPhone 12 – wobei die Provider erfahrungsgemäß gerne mal einen Frühstart hinlegen. Die vier Modelle des neuen Apple-Smartphones kommen bekanntlich erstmals ohne Kopfhörer und ohne Netzteil. Apple nennt hierfür Umwelt-Gründe, weil die meisten Käufer das Zubehör ohnehin schon zuhause haben. Das neue Weglass-Feature sorgt aber auch für Einsparungen, mit denen Apple die Mehrkosten für 5G zumindest teilweise kompensieren kann.
Samsung nimmt die aus Umweltgründen durchaus sinnvolle Maßnahme zum Anlass, Apple genüsslich zu dissen. In einer Facebook-Anzeige zeigen die Koreaner ein hauseigenes Ladegerät, und schreiben darüber: "Bei Deinem Galaxy inklusive." Amüsanterweise plant angeblich aber auch Samsung, bei seinen Smartphones die Netzteile ab 2021 wegzulassen, so MacRumors. Wie sinnvoll es gewesen wäre, nach Apples rund zwei Milliarden bereits verkauften Ladegeräten weitere und oft überflüssige Netzteile beizulegen, bleibt dabei außen vor. Tipp für iPhone-12-Käufer: Das neue Apple-Handy lässt sich grundsätzlich mit jedem vorhandenen USB-Netzteil laden. Wer die Schnelllade-Funktion nutzen will, braucht aber ein 20-Watt-Netzteil. Nachdem der Stecker nicht mehr beiliegt, hat ihn Apple nun zumindest auf 24,35 Euro reduziert.