Wirecard-Studie:
Einzelhandel steht vor digitalem Umbruch
Die Corona-Pandemie hatte für den stationären Handel gravierende Auswirkungen. Dazu gehört neben den dramatischen Umsatzverlusten auch der neue Trend in Richtung kontaktloser Bezahlmöglichkeiten.
Viele Sieger hat die Corona-Pandemie nicht geboren, doch der Online-Handel gehört zweifelsfrei dazu. Dieser Trend ist für viele Bereiche des stationären Handels lebensbedrohend und er macht auf Dauer Maßnahmen erforderlich, die das lokale Einkaufserlebnis besser und vor allem bequemer machen. Waren zum Beispiel kontaktlose Bezahlmöglichkeiten vor Corona eher noch die exotische Ausnahme, sind sie nur Wochen später für viele Menschen zur Normalität geworden. Doch das ist nur eine der Veränderungen im stationären Handel in Richtung Digitalisierung, die nach Ansicht des Zahlungsanbieters Wirecard zeitnah und in großen Schritten vollzogen werden müssen, um auf Dauer konkurrenzfähig zu bleiben. "Der Handel wird sich in den kommenden fünf Jahren stärker verändern als in den letzten 50," ist denn auch Jörn Leogrande überzeugt, der bei Wirecard Labs die Position des Executive Vice Presidents bekleidet.
Shoppende Kühlschränke und Virtual Reality
Doch wie genau könnten diese Veränderungen aussehen, von der kontaktlosen Zahlung per Smartphone einmal abgesehen? Antworten auf diese und andere Fragen gibt der aktuelle Report Retail 2020, für den Wirecard 5000 Konsumenten im Alter zwischen 18 und 44 Jahren befragt hat. In dieser Altersgruppe ist das Smartphone heute eine absolute Selbstverständlichkeit und im Normalfall stets dabei. Immerhin 47 Prozent der befragten Personen verwendet inzwischen mobile Wallets als Zahlungsmethode und 81 Prozent sind willens, damit auch teurere Artikel zu erwerben. Doch damit ist das Ende der Fahnenstange noch längst nicht erreicht – ganz im Gegenteil. Sowohl bei Online-Einkäufen wie auch im Geschäft würden 69 Prozent gern mit ihrem Fingerabdruck oder einem Handscan bezahlen und 81 Prozent hat gegen Läden mit Selbstbedienungskassen nichts einzuwenden. Immerhin 74 Prozent würde auch in voll automatisierten Geschäften ganz ohne menschliches Personal einkaufen gehen, während 78 Prozent die Nutzung von VR befürworten, um mithilfe dieser Technik Kleidungsstücke vor dem Kauf virtuell anzuprobieren. Immerhin zwei von drei befragten Personen würden ihrem smarten Kühlschrank den Nachkauf knapp werdender Lebensmittelvorräte anvertrauen und beinahe ebenso viele könnten sich Einkäufe aus ihrem autonom fahrenden Auto heraus vorstellen.
Persönliche Daten als Währung
Anders als in anderen Ländern sind die Deutschen generell weniger bereit, persönliche Daten im Tausch gegen ein besseres Einkaufserlebnis zur Verfügung zu stellen. Während in China die überwiegende Mehrheit der befragten Personen keine Probleme damit hat, etwa ihre Gesundheits- oder Standortdaten zu teilen, sind es in Brasilien und den USA deutlich weniger. Am sensibelsten sind hier aber die Deutschen: Gerade einmal 29 Prozent wären bereit, ihre persönlichen Vorlieben mit Unternehmen zu teilen, 26 Prozent würden ihre Standortdaten und 35 Prozent ihre Gesundheitsdaten zur Verfügung stellen. Für deutsche Anwender einigermaßen erstaunlich dürfte sein, dass 67 Prozent aller Chinesen bereit wären, sogar ihre Chatverläufe im Austausch gegen Waren oder Services preiszugeben. Hierzulande würden das gerade einmal 20 Prozent der befragten Menschen tun.
Digitale Lösungen sind gefragt
Für Wirecard liegt der Schlüssel zum Erfolg für Einzelhändler in Zukunft alles in allem darin, mobile Angebote besser in ihre Infrastruktur zu integrieren und den Trend in Richtung Smart Home nicht zu verschlafen. "Einige Einzelhändler haben hier noch Nachholbedarf", sagt dazu Jörn Leogrande. "Oftmals sind selbst einfache Lösungen wie das Bezahlen per Handy oder andere digitale Zahlungsmethoden weltweit noch nicht flächendeckend verfügbar." Es sei daher für viele Händler an der Zeit, über Investitionen in die neueste Zahlungstechnologie nachzudenken. Denn in der aktuellen Corona-Pandemie hat sich seiner Ansicht nach sehr deutlich gezeigt, dass digitale Pioniere die Krise besser gemeistert hätten und stabiler durch die letzten Wochen gekommen sind.