Koelnmesse:
Die neue Dmexco stellt Besucher ins Zentrum, nicht Aussteller
Ein neuer Anstrich hier, eine neue Navigation dort. Radikal ändern die Macher an der Digitalmesse Dmexco nicht viel - außer die generelle Herangehensweise.
Die Dmexco wird runderneuert. Und das ist gut so. Neue Rekorde erwarten die Veranstalter von der Koelnmesse und des ideellen Trägers BVDW nicht. Auch das ist gut. Am 12. und 13 September sollen also erneut um die 41.000 Besucher und 1100 Aussteller zur globalen Leitmesse für digitales Marketing kommen.
Dafür versprechen die Macher eine stärkere Ausrichtung an den Besuchern. "Wir wollen die Dmexco auf den nächsten Level heben", sagt Strategiechef und Chief Advisor Dominik Matyka. Und für die Herangehensweise seien für ihn die Besucher relevant, nicht die Aussteller. Der Konsumenten-zentristische Ansatz ist für ein Unternehmen, das Quadratmeter verkauft, durchaus neu.
Das diesjährige Motto lautet "Take C.A.R.E.". Natürlich steht die Digitalbranche unter Druck, allen voran durch die neuen Datenschutzgesetze. Sie müsse also sich verändern, transparenter kommunizieren und neue Werte definieren. Große Veränderungen wird es im Jahr eins nach dem plötzlichen Abgang der Messeväter Christian Muche und Frank Schneider jedoch nicht geben. Die beiden gingen nach der Dmexco im vergangenem Jahr alles andere als freiwillig.
Allerdings haben sich die Verantwortlichen durchaus mit der Kritik auseinandergesetzt (nicht nur der von W&V). Der Vorwurf, insbesondere von deutschen Ausstellern und dem BVDW, war zuletzt ein zu starker Fokus auf Internationalisierung. Und auch die Qualität der Besucher war ein Thema.
Aber hier sei die Dmexco auf gutem Wege, sagt BVDW-Präsident Matthias Wahl. Seine ursprünglichen Sorgenfalten seien fast auf ein Botox-Vergleichsniveau geschrumpft. Auch wenn die "US-Big-Boys" unbestritten wichtig sind, seien laut Wahl Wege gefunden worden, wie internationalen Trends auf den deutschen Markt heruntergebrochen werden können. Stand heute liegt der Anteil der internationalen Aussteller leicht über Vorjahr, 2017 lag der Anteil bei 50 Prozent.
Mehr Vernetzung oder Medium statt Messe
Ein wichtiger Teil hiervon ist die neue Ausrichtung: mehr Vernetzung, Dialog, Weiterbildung und Inspiration. Matyka will den Branchenevent weg von der reinen Kongressmesse hin zu einem Medium entwickeln. Dafür sei vor allem mehr Dialog notwendig - und das über 365 Tage hinweg. Die Verantwortlichen wollen den Community-Gedanken stärker verankern. Kern hierfür ist ein neuer Webauftritt, der mehr Orientierung und auch Vernetzung bieten soll.
Zudem ist mehr Content, etwa in Form eines Blogs, in Vorbereitung. Hinzu kommt ein Eventkalender, der alle relevanten Branchenveranstaltungen enthalten soll. Auch so ein Gedanke der Vernetzung. Matyka vergleicht die Dmexco mit Amazon - eine Plattform, über die viele Business abwickeln können und der Konsument im Vordergrund seht. Wie das im Web aussieht, soll ab Juni zu sehen sein.
Matyka will verstärkt mit anderen Veranstaltern kooperieren. So veranstaltet die Dmexco beispielsweise auf den Online Marketing Rockstars (OMR) ein Frühstück für die Speaker. Weitere solche Satelliten und Kooperationen seien angedacht. Die Nighttalks dagegen wird es nicht mehr geben. Hier war die Dmexco an zuletzt nur mehr zwei Orten in Deutschland mit eigenen Pre-Events unterwegs.
Auf der Messe selbst bleibt vieles beim Alten. Das ist gut. Aber durchaus angebrachte Veränderungen betreffen beispielsweise die Navigation. Hier wird Partner Samsung für Displays und eine bessere Wegführung sorgen.
Daneben erhält einiges einen neuen Anstrich: Im Fall der Agency Lounge ist das wörtlich zu verstehen. Die Stände, die die Messe bereitstellt, werden weiß. Bislang waren sie kohlrabenschwarz und damit nicht sonderlich einladend und für Fotografen ein Albtraum. Daneben wird gerade ein Konzept für kleinere Agenturen im Sinne einer Agency World ausgearbeitet, die eine Komplettpräsenz für einen Pauschalpreis von 4000 bis 10.000 Euro buchen können.
Die Bühnen werden allesamt technisch aufgerüstet und zum Teil vergrößert. Daneben sollen sie – im Sinne der besseren Orientierung - künftig auch "Stage" und nicht mehr "Hall" heißen. Beim Start-up-Village beliebt alles gleich. Nur die Zahl der Firmen soll von 150 auf mindestens 200 steigen.
Mehr Service und kein Upselling
Die Tatsache, dass einige große Player - allen voran Ströer und Bauer - nicht mehr mit einem Stand präsent sein werden, sei laut Operations- und Messechef Philipp Hilbig, etwas, das für eine Messe nicht außergewöhnlich sei. Hilbig ist neben Matyka und KoelnMesse-SVP Christoph Werner Teil des Dmexco-Bords.
Dafür seien auf der anderen Seite branchenfremde Firmen anwesend, die das Thema Digitalisierung auf die Fahnen schreiben, wie etwa Osram und Ericsson. Auf die bespielte Fläche – brutto rund 100.00 Quadratmeter – habe das keine Auswirkungen. Der erste Anmeldeschluss war vergangenen Montag. Und der Stand zeige, dass die Messe voll im Plan sei, sagt Hilbig.
Im Sinne der Besucher würden die Firmen-Seminare in diesem Jahr auch gestreamt. Der Umfang hängt noch von der Nachfrage ab, die sich ab dem 7. Mai zeigen wird, wenn die konkrete Vermarktung der 115 Slots beginnt. Der Preis für den Service liege bei den Selbstkosten, voraussichtlich bei 790 Euro. Die Messe will, wie die Macher betonen, kein Upselling betreiben. Gleiches gilt auch für eine denkbare Vermarktung der Community und des Contents. Matyka betont, dass es im ersten Schritt darum gehe, die Besucher zufriedener zu machen.
Der reguläre Verkauf der Eintrittskarten beginnt am 2. Juli, auf dem Preisschild steht weiterhin 99 Euro. Studenten zahlen 29 Euro. Die Kosten auf der Messe werden die Budgets – anders als die Hotelpreise - also nicht sprengen. Da wird auch das vergünstigte Messekontingent von 20.000 Betten kaum etwas ändern.