Aber hier sei die Dmexco auf gutem Wege, sagt BVDW-Präsident Matthias Wahl. Seine ursprünglichen Sorgenfalten seien fast auf ein Botox-Vergleichsniveau geschrumpft. Auch wenn die "US-Big-Boys" unbestritten wichtig sind, seien laut Wahl Wege gefunden worden, wie internationalen Trends auf den deutschen Markt heruntergebrochen werden können. Stand heute liegt der Anteil der internationalen Aussteller leicht über Vorjahr, 2017 lag der Anteil bei 50 Prozent. 

Mehr Vernetzung oder Medium statt Messe 

Ein wichtiger Teil hiervon ist die neue Ausrichtung: mehr Vernetzung, Dialog, Weiterbildung und Inspiration. Matyka will den Branchenevent weg von der reinen Kongressmesse hin zu einem Medium entwickeln. Dafür sei vor allem mehr Dialog notwendig - und das über 365 Tage hinweg. Die Verantwortlichen wollen den Community-Gedanken stärker verankern. Kern hierfür ist ein neuer Webauftritt, der mehr Orientierung und auch Vernetzung bieten soll.

Zudem ist mehr Content, etwa in Form eines Blogs, in Vorbereitung. Hinzu kommt ein Eventkalender, der alle relevanten Branchenveranstaltungen enthalten soll. Auch so ein Gedanke der Vernetzung. Matyka vergleicht die Dmexco mit Amazon - eine Plattform, über die viele Business abwickeln können und der Konsument im Vordergrund seht. Wie das im Web aussieht, soll ab Juni zu sehen sein.

Matyka will verstärkt mit anderen Veranstaltern kooperieren. So veranstaltet die Dmexco beispielsweise auf den Online Marketing Rockstars (OMR) ein Frühstück für die Speaker. Weitere solche Satelliten und Kooperationen seien angedacht. Die Nighttalks dagegen wird es nicht mehr geben. Hier war die Dmexco an zuletzt nur mehr zwei Orten in Deutschland mit eigenen Pre-Events unterwegs.  

Auf der Messe selbst bleibt vieles beim Alten. Das ist gut. Aber durchaus angebrachte Veränderungen betreffen beispielsweise die Navigation. Hier wird Partner Samsung für Displays und eine bessere Wegführung sorgen.

Daneben erhält einiges einen neuen Anstrich: Im Fall der Agency Lounge ist das wörtlich zu verstehen. Die Stände, die die Messe bereitstellt, werden weiß. Bislang waren sie kohlrabenschwarz und damit nicht sonderlich einladend und für Fotografen ein Albtraum. Daneben wird gerade ein Konzept für kleinere Agenturen im Sinne einer Agency World ausgearbeitet, die eine Komplettpräsenz für einen Pauschalpreis von 4000 bis 10.000 Euro buchen können. 

Die Bühnen werden allesamt technisch aufgerüstet und zum Teil vergrößert. Daneben sollen sie – im Sinne der besseren Orientierung - künftig auch "Stage" und nicht mehr "Hall" heißen. Beim Start-up-Village beliebt alles gleich. Nur die Zahl der Firmen soll von 150 auf mindestens 200 steigen.

Mehr Service und kein Upselling

Die Tatsache, dass einige große Player - allen voran Ströer und Bauer - nicht mehr mit einem Stand präsent sein werden, sei laut Operations- und Messechef Philipp Hilbig, etwas, das für eine Messe nicht außergewöhnlich sei. Hilbig ist neben Matyka und KoelnMesse-SVP Christoph Werner Teil des Dmexco-Bords.

Dafür seien auf der anderen Seite branchenfremde Firmen anwesend, die das Thema Digitalisierung auf die Fahnen schreiben, wie etwa Osram und Ericsson. Auf die bespielte Fläche – brutto rund 100.00 Quadratmeter – habe das keine Auswirkungen. Der erste Anmeldeschluss war vergangenen Montag. Und der Stand zeige, dass die Messe voll im Plan sei, sagt Hilbig.

Im Sinne der Besucher würden die Firmen-Seminare in diesem Jahr auch gestreamt. Der Umfang hängt noch von der Nachfrage ab, die sich ab dem 7. Mai zeigen wird, wenn die konkrete Vermarktung der 115 Slots beginnt. Der Preis für den Service liege bei den Selbstkosten, voraussichtlich bei 790 Euro. Die Messe will, wie die Macher betonen, kein Upselling betreiben. Gleiches gilt auch für eine denkbare Vermarktung der Community und des Contents. Matyka betont, dass es im ersten Schritt darum gehe, die Besucher zufriedener zu machen.

Der reguläre Verkauf der Eintrittskarten beginnt am 2. Juli, auf dem Preisschild steht weiterhin 99 Euro. Studenten zahlen 29 Euro. Die Kosten auf der Messe werden die Budgets – anders als die Hotelpreise - also nicht sprengen. Da wird auch das vergünstigte Messekontingent von 20.000 Betten kaum etwas ändern.


Autor: Leif Pellikan

ist Redakteur beim Kontakter und bei W&V. Er hat sich den Ruf des Lötkolbens erworben - wenn es technisch oder neudeutsch programmatisch wird, kennt er die Antworten. Wenn nicht, fragt er in Interviews bei Leuten wie Larry Page, Sergey Brin oder Yannick Bolloré nach.