TechTäglich:
Apple: Die zehn Highlights der WWDC-Keynote
Vor dem Mittagessen die wichtigsten Meldungen des Tages – das ist TechTäglich, die Technik-Kolumne von W&V. Heute mit den Top 10 der neuesten Apple-Show und mit Amazon-Chef Jeff Bezos, der sich ins Weltall schießen lässt.
Apple: Die zehn Highlights der WWDC-Keynote
Zugegeben – es gab schon spektakulärere Keynotes von Apple. Und die insgeheim erhofften neuen MacBook Pro-Modelle hat Konzernchef Tim Cook bei der Keynote zur Entwicklerkonferenz WWDC am Montagabend auch nicht aus dem Hut gezogen. Sie verspäten sich offenbar wegen des globalen Chipmangels bis deutlich ins zweite Halbjahr 2021. Bei seinen künftigen Betriebssystemen iOS 15, iPadOS 15, macOS Monterey, watchOS 8 und tvOS 15, die im Herbst zum kostenlosen Download parat stehen, hat Apple aber viel Finetuning betrieben und zahlreiche praktische Neuerungen vorgezeigt. MacRumors fasst alles in neun Videominuten zusammen. Und TechTäglich verrät die zehn Highlights der WWDC-Keynote.
- Weniger Ablenkung: Stress wegen der Nachrichtenflut auf iPhone, iPad oder Mac – den will Apple mit der Funktion "Fokus" verringern. Jeder Nutzer kann demnächst mit den drei Grundeinstellungen "Arbeit", "Freizeit" und "Schlafen" genau festlegen, welche Nachrichten ihn wann erreichen.
- Mehr Datenschutz: Hier setzt Apple seine Offensive für mehr Privatsphäre fort. Die neue Funktion "Private Relay" verbirgt Internet-Nutzerdaten vor Providern und anderen neugierigen "Mitlesern" – ähnlich, wie das VPN-Verbindungen tun. Kunden in autoritären Staaten von China über Kasachstan bis Saudi-Arabien erhalten diesen Schutz allerdings nicht.
- iPad-Multitasking: Wie erwartet, läuft macOS auch weiterhin nicht auf dem iPad, trotz immer ähnlicherer Hardware von Tablet und Mac. So schützt Apple die Verkäufe seiner noch teureren Mac-Computer. iPad-Nutzer bekommen allerdings noch bessere Möglichkeiten fürs Arbeiten mit Multitasking. So lassen sich Apps bequemer und flexibler nebeneinander stellen oder auch übereinander legen.
- FaceTime-Filmeabend: Apples Videochat FaceTime soll zur HomeOffice-gerechten Unterhaltungsplattform werden. Nutzer können per "SharePlay" in Zukunft gemeinsam Filme anschauen, Musik hören – oder den Browser teilen, um zusammen im Internet zu recherchieren. Dabei darf künftig auch die Android-Fraktion ohne Apple-Gerät dabei sein.
- Nie mehr verlaufen: Wer sich in einer fremden Stadt verlaufen hat – den schickt Apple Maps demnächst wieder auf den rechten Weg. Anhand von ein paar Gebäudefotos, die der/die Desorientierte aufnimmt, erkennt die App, wo genau man sich befindet, und hilft aus dem Schlamassel. Das klappt vorerst aber nur in sechs US-Städten.
- Weniger E-Mail-Spam: Für iCloud-Kunden stellt Apple künftig sehr komfortabel und einfach Wegwerf-Mailadressen zum einmaligen Gebrauch bereit. Sie dienen beispielsweise zur Registrierung auf einer Website – und verfallen nach einem gewissen Zeitraum. Das soll Spam auf der Standard-Mailadresse verringern.
- Multi-Maus: Mit der neuen "Universal Control" lassen sich Tastatur, Maus oder Trackpad künftig an mehreren Apple-Geräten gleichzeitig benutzen. Wer mit seinem Projekt beispielsweise zwischen Mac und iPad hin und her springt, soll so effizienter, schneller und bequemer arbeiten.
- Fotos als Text: Die Funktion "Live Text" digitalisiert auf Wunsch jeglichen Text, der auf Bildern zu sehen ist. Das funktioniert auf allen Apple-Geräten und ist zum Beispiel praktisch, um Telefonnummern auf einem Plakat direkt anzurufen – oder um handgeschriebene Notizen als E-Mail zu verschicken.
- Digitaler Erbe: Was passiert mit meinen Daten, mit meinen Internet-Konten oder Passwörtern, wenn ich sterbe? Darüber machen sich viele Nutzer Gedanken. Apple will das Problem lösen. iCloud-Kunden können in Zukunft einen "digitalen Erben" festlegen, der im Todesfall Zugriff auf alle Informationen und Dateien erhält.
- Mehr Gesundheit: Apple optimiert seine Smartuhr weiterhin als Begleiter für Fitness und Gesundheit. Vor allem ältere Watch-Besitzer können ihre Gesundheitsdaten künftig mit anderen Nutzern, beispielsweise ihrer Familie oder ihrem Arzt, teilen. Wenn sich etwas signifikant an den Werten verändert, ohne dass es der Nutzer vielleicht selbst bemerkt, erhalten die Kontaktpersonen Bescheid, und können sich darum kümmern. Apple denkt beispielsweise an Veränderungen der Herzwerte.
Amazon-Chef Jeff Bezos lässt sich ins Weltall schießen
Noch-Amazon-Chef Jeff Bezos will auch nach seinem Rückzug von der Konzernspitze hoch hinaus! Sehr hoch hinaus! Am 20. Juli, nur 15 Tage nach seinem angekündigten Rücktrittstermin, lässt sich der reichste Mensch der Welt (153 Milliarden Euro) von seinem Raumfahrtunternehmen Blue Origin ins Weltall schießen. Sein Bruder Mark begleitet ihn auf dem weiten, aber auch kurzen 11-Minuten-Trip. Das kündigte Bezos jetzt auf Instagram an: "Seit ich fünf Jahre alt bin, träume ich davon, ins Weltall zu reisen. Am 20. Juli werde ich diese Reise mit meinem Bruder antreten. Das größte Abenteuer, mit meinem besten Freund." Und Bezos ahnt bereits: "Wenn du die Erde aus dem Weltraum siehst, verändert es dich. Es verändert deine Beziehung zu diesem Planeten, zur Menschheit. Es ist alles eine gemeinsame Erde."
Die Bezos-Brüder reisen mit der wiederverwendbaren neuen "New Shepard"-Rakete von Blue Origin ins All. Sie bietet Platz fürs sechs Passagiere und fliegt ohne Piloten. Einen der Plätze verlost die Firma momentan, das aktuelle Höchstgebot liegt bei 3,5 Millionen Dollar (2,87 Millionen Euro). Wer mit Amazon-Astronaut Bezos mitfliegt, ist allerdings noch ein gutes Stück entfernt von "Space, The Final Frontier". Wie npr.org vorrechnet, beginnt das Weltall offiziell oberhalb der sogenannten "Kármán-Linie" in 100 Kilometern Höhe, die die Luftfahrt von der Raumfahrt trennt. Diese Marke soll die "New Shepard" tatsächlich überwinden, aber nur für sehr kurze Zeit. Auf eine Erdumlaufbahn geht die Rakete dabei nicht. Trotzdem schafft es Bezos, vor Weltraum-Rivale Elon Musk ins All zu fliegen – und das an einem historischen Datum. Denn der 20. Juli ist das 52-jährige Jubiläum der ersten Mondlandung von Apollo 11.
Twitter: So funktionieren die neuen Super Follows
Viel los bei Twitter. In Australien und Kanada hat das Netzwerk gerade sein erstes kostenpflichtiges Abo "Twitter Blue" gestartet, das unter anderem die Möglichkeit bietet, bereits abgeschickte Tweets 30 Sekunden lang zurückzuholen, zu bearbeiten oder zu löschen. Für Deutschland hat Twitter den Preis von 2,99 Euro im Monat bereits ausgeplaudert. Und künftig sollen weitere Funktionen dazukommen, die das Abo rechtfertigen. Nächste Neuheit sind die "Super Follows". Hier können Promis und andere "Premium-Twitterer" ihren Fans erstmals kostenpflichtige Inhalte anbieten.
Die App-Expertin Jane Manchun Wong hat im Code der Twitter-App frische Infos zu der Neuerung entdeckt, deren Prinzip sie so beschreibt: "Wie Patreon, bloß auf Twitter." Wer sich für die "Super Follows" bewerben und sein Twitter-Gefolge mit exklusivem Content beglücken will, muss demnach drei Voraussetzungen erfüllen: Er/Sie muss mindestens 10.000 Follower haben, zumindest 18 Jahre alt sein und in den letzten 30 Tagen ein Minimum von 25 Tweets veröffentlicht haben. Twitter orientiert sich offenbar nicht nur an Patreon. Auch das bisweilen schmuddelige "OnlyFans" wird in Zusammenhang mit der Kategorie "Adult Content" in der Beschreibung der neuen Funktion genannt, so The Verge. Ein typischer Preis wären demnach fünf Dollar im Monat.
Diabetes-Hoffnung: Smartuhren sollen Insulin ausschütten
Künftige Smartuhren wie die nächsten Generationen der Apple Watch oder der Galaxy Watch von Samsung sollen den Blutzuckerspiegel von Diabetes-Patienten ohne "Pieks" messen. Dabei analysiert ein optisches Miniatur-Spektrometer auf der Unterseite der Uhr Biomarker im Blut, über die sich der Zuckerspiegel bestimmen lässt. Eine medizinisch verlässliche Messung soll nur rund 20 Sekunden dauern. Forscher der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) denken aber bereits einen Schritt weiter. Sie wollen die Insulinspritzen, die Diabetiker bei Bedarf brauchen, durch Smartphone-basierte Gentechnik ersetzen. Das berichten das Wissenschaftsmagazin Nature und der Wiener Standard.
Dabei kommt das grüne Licht zum Einsatz, das Smartuhren an ihrer Unterseite schon jetzt zur Pulsmessung am Handgelenk abgeben. Wie die Wissenschaftler um den Biotechnik-Professor Martin Fussenegger in Versuchen mit Mäusespeck und mit lebenden Mäusen erforscht haben, kann dieses grüne Licht die körpereigene Produktion von Insulin durch die Haut hindurch ankurbeln – wenn den Patienten zuvor genetisch veränderte Zellen zugeführt wurden, die diesen Prozess unterstützen. Bis zum Einsatz im medizinischen Alltag sind aber noch viele Hürden zu überwinden. So müssten die verwendeten Zellen durch Eigenzellen des Patienten ersetzt werden. Generell könnte das grüne Licht, das jeder Smartwatch-Besitzer kennt, als molekularer Schalter in Zukunft aber tatsächlich Insulinspritzen ersetzen.
Nintendo: Der erste Blick auf die neue Switch Pro
Rund um die erneut virtuelle Spielemesse E3, die vom 12. bis 15. Juni stattfindet, hoffen Beobachter immer noch auf die Premiere von Nintendos aufgerüsteter Spielkonsole Switch Pro. Sie soll beim Anschluss an den Fernseher erstmals 4K-Spiele zeigen können. Außerdem wird erwartet, dass der Bildschirm künftig OLED-Technik nutzt, und von bisher 6,2 Zoll auf 7 Zoll anwächst. Wachsen soll dadurch auch der Preis, von derzeit rund 300 Euro auf voraussichtlich 399 Euro. Ein bekannter Spiele-Leaker und ein Videokünstler zeigen in mehreren Tweets nun erstmals, wie die Switch Pro aussehen könnte.
Die Bilder, von denen nicht klar ist, ob sie tatsächlich auf einem Leck bei Nintendo basieren, zeigen, dass die Switch trotz üppigerem Display insgesamt gar nicht oder kaum anwächst, weil der Rahmen um den Bildschirm kleiner wird. Wichtigste optische Änderung ist demnach ein neues TV-Dock, in das die Konsole nicht mehr wie bisher eingeschoben wird. Stattdessen liegt die Switch Pro nur noch auf dem Dock. Das bisherige Einschieben nach Art eines Toasters war bei Fans überaus unbeliebt, weil der Bildschirm dabei verkratzen konnte. Das Spielemagazin GamePro zitiert viele positive Reaktionen von Nintendo-Fans auf die Bilder, beispielsweise so: "Die Idee eines freiliegenden Bildschirms, der im Dock steht, ist klasse. Wie ein Mini-Fernseher für den Table Top-Modus. Besser als der Toaster sowieso."