Bambi für Bushido: Burda kämpft mit Shitstorm
Die Liste der Protestführer ist lang, jetzt feuert auch noch eine eigens eingerichtete Facebook-Seite gegen Burdas Bambi.
Dass der Rapper Bushido am Donnerstagabend mit dem Bambi für Integration ausgezeichnet werden soll, passt vielen gar nicht. Anders als der Münchner Burda-Verlag sehen Kritiker den 33-jährigen Deutsch-Tunesier jedoch nicht als Vorbild. Seine Texte sind oft frauen- und schwulenfeindlich. Vor der 63. Verleihung in Wiesbaden schwillt die Kritik zu einem regelrechten Shitstorm im Social Web an – so hat eine Gruppe um das feministische "Riot Grrrl" aus Berlin eine eigene Facebook-Seite eingerichtet, um dort einen Streik gegen die Jury-Entscheidung für Donnerstagabend vor Ort zu organisieren. Eine weitere Protest-Seite, hinter der Homosexuelle stehen, registriert regen Zuwachs. So führt der neue Ansatz des Bambis, mit Social Media und vor allem auf Facebook neue Wege zu gehen, für Burda in eine unerwartete Richtung.
Politiker und Verbände haben zuvor schon den Bambi-Preis in der Sparte Integration für Bushido stark kritisiert. Grünen-Chefin Claudia Roth schreibt in einer Mitteilung auf ihrer Homepage: "Frauenfeindlichkeit und Homophobie sind nicht preiswürdig." Die Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes hat sich mit einem öffentlichen Brief an die Jury der Bambi-Verleihung gewandt und kritisiert darin ebenfalls die Entscheidung. "Wie kann ein Mann, der derart menschenverachtend über Frauen schreibt, als Vorbild für Integration gelten?" fragt Geschäftsführerin Christa Stolle.
Wie Burda nun reagiert – noch unklar. Mit einer Antwort wird in der Sendung gerechnet. Bushido leiste einen "wertvollen Beitrag zum gegenseitigen Verständnis sozialer Gruppen mit unterschiedlichen kulturellen Wurzeln", hat der Verlag einst zur Nominierung erklärt. Er sei nicht nur ein "Gesprächspartner und Ratgeber für Politiker" und "ein willkommener Gast in Talkshows" sondern auch ein "Beispiel für gelungene Integration". Bushido, so heißt es weiter in der Begründung, setze sich ein gegen Gewalt und für ein respektvolles Miteinander in einer multikulturellen Gesellschaft.
Mit seinen Preisträgern bei der Bambi-Verleihung hat Burda schon öfters für negative Schlagzeilen gesorgt. Beispiel 2007, als der Schauspieler und bekennende Scientologe Tom Cruise gefeiert wurde und "FAZ"-Mitherausgeber Frank Schirrmacher ihm den Mut-Bambi überreichte. In Wiesbaden werden in diesem Jahr neben Bushido auch Popsängerin Lady Gaga, Teenie-Star Justin Bieber oder Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt erwartet.