ARD und ZDF schlagen zu: Wulff gibt Fernsehinterview
Nach Wochen des Schweigens wird sich der angeschlagene Bundespräsident Wulff in einem Interview mit ARD und ZDF am Mittwochabend zur besten Sendezeit zu Wort melden. Andere Medien schmollen.
ARD und ZDF ist es gelungen, den unter Druck geratenen Bundespräsidenten Christian Wulff für ein Fernseh-Interview zu gewinnen. Wulff werde sich noch im Laufe des Tages den Fragen der öffentlich-rechtlichen Sender stellen, heißt es im Ersten in eigener Sache. Er wird sich zu der Kreditaffäre und zur Anrufen bei Tageszeitungen äußern. Das Gespräch wird zeitgleich um 20.15 Uhr zur besten Sendezeit ausgestrahlt, wie jetzt feststeht. In die Mangel nehmen ihn Ulrich Deppendorf (ARD) und Bettina Schausten (ZDF) unter dem Motto "Bundespräsident Wulff stellt sich". Erste Ausschnitte aus dem Interview will das Erste in einer dreiminütigen Extra-Ausgabe der "Tagesschau" um 19.00 Uhr zeigen, "heute" hält mit. In den Nachrichtenmagazinen der Sender soll am späten Abend dann die Eindordnung folgen. Früher dran ist der nur Kanal der Bundespressekonferenz (BPK) - er zeigt die Aufzeichnung ab 18 Uhr.
Dass die Öffentlich-Rechtlichen allein zum Zuge kommen, schmeckt den anderen Medien indes gar nicht. In einer gemeinsamen Protestnote haben sich die RTL-Mediengruppe, die ProSiebenSat.1-Sender sowie der Nachrichtensender N24 am Mittwoch beim Bundespräsidialamt "gegen diese Ungleichbehandlung" gewandt. Sie wollen "angemessen“ beteiligt werden. Der DJV-Vorsitzende Michael Konken fordert: "Der Präsident sollte sich den Fragen aller Journalistinnen und Journalisten der Hauptstadtmedien stellen.“ Ähnlich äußern sich die Verleger.
Wulff steht seit Wochen wegen eines Privatkredits in der Kritik. Zum Wochenbeginn ist er unter verstärkten Druck geraten, weil er nach Angaben des Springer-Verlags im Dezember versucht hatte, Berichte zu verhindern – sowohl bei Chefredakteuren wie Kai Diekmann, als auch bei der Verlegerin Friede Springer selbst. Im Social Webbeziehungsweise auf der präsidialen Facebook-Seite häufen sich die Proteste und die Forderungen nach einem Rücktritt des angeschlagenen Bundespräsidenten. Wulff hat bislang zu den neuen Vorwürfen geschwiegen. Das Fernsehinterview zur besten Sendezeit stellt nach Ansicht des Politikberaters Michael Spreng die einzig verbleibende Möglichkeit für den scharf kritisierten Bundespräsidenten dar.
Wen es interessiert, was Christian Wulff durch seine Körpersprache im Fernseh-Interview aussagt - die "Rheinzeitung" hat bereits eine Lippenleserin engagiert, die auf der Homepage jegliches Zucken des ersten Mannes im Staate analysieren wird. Via Twitter gibt sie eine URL preis, die ab 20.15 Uhr aktiviert sein soll.