Präsidialer Facebook-Auftritt in Not: Shitstorm über Wulff
Ein Blogger, der Christian Wulff mit vermeindlicher Hitlergruß-Pose dargestellt hatte, landet kommende Woche vor Gericht - wegen "Verunglimpfung des Bundespräsidenten". Aber was sich derzeit auf der präsidialen Facebook-Seite abspielt, könnte Stoff für weitere Verfahren bieten.
Ein Blogger, der Christian Wulff mit vermeindlicher Hitlergruß-Pose dargestellt hatte, landet kommende Woche vor Gericht - wegen "Verunglimpfung des Bundespräsidenten". Aber was sich derzeit auf der präsidialen Facebook-Seite abspielt, könnte Stoff für weitere Verfahren bieten.
Über 2500 Kommentare sind bis Dienstagmittag zur Weihnachtsansprache des deutschen Staatsoberhauptes eingegangen, dem bislang letzten Posting aus Schloss Bellevue. Die meisten davon sind negativ und manche davon so beleidigend, dass man sie nicht dokumentieren möchte. "Abtreten, aber zackig" und "jeder, der versucht, Wulff auch nur ansatzweise in Schutz zu nehmen, der sollte sich wirklich in Grund und Boden schämen" gehören noch zu den besonneren Einträgen. Nur wenige Social-Media-Kommentatoren zeigen für den Bundespräsidenten Verständnis.
Das Bundespräsidialamt scheint die Facebook-Seite von Christian Wulff nicht zu moderieren, schon zu älteren Postings erscheinen beleidigende Kommentare offenbar ungefiltert. Die Pressestelle im Schloss Bellevue hat sich dazu noch nicht geäußert. Bundespräsident Wulff ist seit Oktober 2010 auf Facebook präsent. Der Auftritt mit knapp 17.500 Fans wird vor allem mit Pressemitteilungen bestückt.
Die protokollarische Nummer eins steht mehr denn je unter Druck: Seit dem Wochenende ist bekannt, dass Wulff Medienberichte über private Kreditangelegenheiten mittels Anrufen beim Springer-Verlag verhindern wollte. Am kommenden Samstag soll vor Schloss Bellevue die Aktion "Wulff den Schuh zeigen" stattfinden. Die aus der arabischen Welt bekannte Geste der öffentlichen Verachtung war auch im Fall Karl-Theodor zu Guttenberg via Facebook organisiert worden. Nach Informationen von W&V Online beschäftigt sich mittlerweile auch die Berliner Staatsanwaltschaft mit der Causa Wulff.
Unterdessen kursiert die erste Fake-Version von Wulffs Anruf bei "Bild"-Chef Kai Diekmann im Netz, produziert vom Radiosender WDR 5. Der "Stern" hatte kurz vor Weihnachten eine Fanatasie-Facebook-Seite des Präsidenten entwickelt - mit angeblichen Kommentaren von Wulff-Freunden wie Carsten Maschmeyer ("Hau rein, Alter. Bis Samstag").