Wie käuflich sind Facebook-Fans?
Facebook-Fans für eine Marke zu gewinnen, ist nicht immer einfach. Manche kaufen sich ihre Fans einfach und Fans lassen sich bezahlen. Aber nicht immer ist ersichtlich, wer für fragwürdige Social-Media-Maßnahmen verantwortlich ist.
Möglichkeiten, Fans zu kaufen, gibt es verschiedene, einer der Anbieter ist Fanslave.com. Hier können sich auch Facebook-User etwas dazuverdienen. Aktuell gibt es zum Beispiel Centbeträge dafür, dass man Fan der Facebook-Seiten von Nokia oder Alster Radio wird. Wie die Unternehmen auf die britische Plattform Fanslave gelangt sind, können sie auf Anfrage von W&V Online nicht erklären.
"Nokia unterhält keinerlei geschäftliche Beziehungen zu Fanslave.com. Dies wäre zum einen ein klarer Verstoß gegen unsere sehr strengen Social-Media-Richtlinien, zum anderen glauben wir aus tiefster Überzeugung an den offenen und authentischen Dialog mit den Fans und Anhängern der Marke Nokia. Unsere Aktivitäten auf unserer deutschen Facebook-Fanseite sind hierfür gute Beispiele", heißt es von Nokia Deutschland. Die Deutschen haben zwar mit der internationalen Facebook-Seite von Nokia nichts zu tun, aber sofort nachgeforscht. Nach Erkenntnissen des Unternehmens ist es jedem User möglich, eine Fanpage für eine beliebige Firma oder Marke kostenlos bei Fanslave anzumelden, "ohne Authentifizierung oder Sicherheitsprüfung.”
Trotzdem gibt es bei Fanslave 100 Fans im Sonderangebot ab 19,92 Euro. Wer die Fans nach Land, Sprache, Alter und Geschlecht auswählen will, muss etwas mehr bezahlen. Schnäppchenjäger könnten Fans auch bei Ebay kaufen, 50 deutsche Fans gibt es für zehn Euro (Versand natürlich kostenlos). Dass sich diese Facebook-User nicht wirklich mit dem Unternehmen auseinandersetzen oder gar in Dialog treten wollen, ist offensichtlich. Aber die Verlockung, die Fanzahlen steigen zu lassen, ist offenbar so groß, dass es sich für eine Schattenwirtschaft lohnt, Geschäfte zu machen.
Überrascht von seinen Facebook-Freunden zeigte sich auch Ulrich Bunsmann Geschäftsführer von Alster Radio. "Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie wir auf diese Plattform kommen. Wir haben das definitiv nicht in Auftrag gegeben und haben keinerlei Geschäftsbeziehungen mit diesem Unternehmen."
Das Kaufen von Freunden bei Facebook oder Followern bei Twitter verstößt nach Ansicht von Andreas Ottofülling, Geschäftsführer der Zentrale zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs, prinzipiell gegen das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG). "Die Anzahl der Fans soll eine Beliebtheit des Unternehmens suggerieren, die so tatsächlich nicht existiert." Das wäre dann getarnten Werbung und Irreführung durch Unterlassen, weil der gewerbliche Zweck der Aktion nicht offengelegt wäre. Wenn Konkurrenten die Wettbewerbszentrale auf einen solchen Fall hinweisen und das Einkaufen von Fans beweisen können, droht eine Abmahnung durch die Wettbewerbszentrale.
Der Kölner Agenturchef Lukas Dopstadt beobachtet vielmehr einen Verfall der Social-Media-Sitten. Dopstadt entwickelt mit seiner Firma Social Value selbst Social-Media-Kampagnen. Er hat es in Briefings schon erlebt, dass er überzogene Erwartungen an die Wirkung einer Facebook-Kampagne enttäuschen musste, weil er keine unlauteren Mittel einsetzt. Dopstadt vermutet, dass es einigen Unternehmen egal ist, wie die Fanzahlen zustande kommen. Im Ernstfall würde man ohnehin der Agentur den schwarzen Peter zuschieben.