Trotz 160 Beschwerden beim Presserat: "Titanic“ kämpft um Papst-Titel
Der Papst mit besudelter Soutane? Wegen des inzwischen verbotenen Juli-Titels der "Titanic" liegen beim Deutschen Presserat gut 160 Beschwerden vor. "Titanic" geht indes gegen die EV des Heiligen Vaters vor.
Es ist nicht nur Papst Benedikt XVI., der sich am Titelbild der Juli-Ausgabe des Satiremagazins „Titanic“ reibt.
Beim Deutschen Presserat sind bisher gut 160 Beschwerden gegen das Cover eingegangen. Der Beschwerdeausschuss des Presserates werde voraussichtlich am 27. September darüber entscheiden, sagt Sprecherin Edda Kremer auf Anfrage der Nachrichtenagentur „dapd“. Die Beschwerdeführer sind demnach vor allem Privatleute, aber auch katholische Organisationen. Kritisiert werde unter anderem die Verletzung der Persönlichkeitsrechte, der Menschenwürde oder der Würde des Amtes.
„dapd“ hat auch bei „Titanic“-Chefredakteur Leo Fischer nachgehakt. Und siehe da: Sein Team zeigt sich von der breiten Empörung unberührt und kämpft weiter um den Titel. „Titanic“ hat jetzt - wie angekündigt - Widerspruch gegen die vom Papst erwirkte Einstweilige Verfügung des Landgerichts Hamburg gegen das Titelbild eingelegt. Die Begründung für den Widerspruch werde in diesen Tagen eingereicht. Das Gericht entscheidet dann unter anderem, ob es zu einer mündlichen Verhandlung kommt. Der "Titanic"-Chefredakteur hatte bereits angekündigt, sämtliche Rechtsmittel auszuschöpfen, aber auch ein "persönliches Gespräch" mit dem Papst angeboten. Die Kirche sei bisher nicht auf die Redaktion zugekommen, sagt Fischer der „dapd“. In „Titanic“-Manier reagieren will er aber schon - auch das Cover der nächsten Ausgabe, die am 27. Juli erscheint, wird den Papst zum Thema haben und "sich deutlich auf das verbotene Titelbild beziehen".
Hintergrund: Der aktuelle Juli-Titel des Satiremagazins "Titanic" zeigte Papst Benedikt mit besudelter Soutane und der Headline "Halleluja im Vatikan - die undichte Stelle ist gefunden". Auch auf der Rückseite war ein entsprechend abgewandeltes Motiv zu finden - der Papst von hinten mit braunem Fleck und dem Kommentar "Noch eine undichte Stelle gefunden!" - in Anspielung auf die Affäre um Datenlecks unter dem Titel "Vatileaks". Das Oberhaupt der katholischen Kirche fühlte sich durch das Titelbild in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt und erwirkte eine einstweilige Verfügung. Das Gericht hatte die weitere Verbreitung des Titelfotos verboten und bei Zuwiderhandlung ein Ordnungsgeld angedroht.
Neu ist die Empörung über den Umgang der "Titanic“ mit der Kirche nicht. Vor zwei Jahren waren beim Presserat rund 200 Beschwerden gegen folgendes Cover eingegangen: Das Satiremagazin hatte einen katholischen Geistlichen gezeigt, der in Schritthöhe vor Jesus am Kreuz kniet, der wiederum im Gesicht dunkelrot angelaufen ist. Das Heft griff damit die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche auf. Der Beschwerdeausschuss hatte die Beschwerden damals aber alle zurückgewiesen.