Der Spiegel will nun mithilfe einer "Kommission aus erfahrenen internen und externen Personen" aufdecken, wie es dazu kommen konnte, dass die Spiegel-Dokumentation die Manipulationen des "CNN Journalist of the Year 2014" übersehen hat.

Wie die Branche reagiert

Schockiert. Das Gremium vom Reporterkreis zeigt sich "entsetzt und wütend über die geradezu kriminelle Energie, mit der Claas Relotius auch uns getäuscht hat". Die Organisatoren des Deutschen Reporterpreises wollen nun zeitnah beraten, wie in diesem Fall zu verfahren sei und ob dem Journalisten seine vier Reporterpreise aberkannt werden.

Die Jury des Ulrich Wickert Preises entzieht dem unter Betrugsverdacht stehenden Spiegel-Redakteur schon einmal sofort den Peter Scholl-Latour Preis 2018. Prämiert wurde Relotius für seine Reportage "Löwenjungen", die zum Teil gefälscht gewesen sei. 

Der Deutsche Journalisten-Verband rügt harsch: "Der vermeintliche Reporter hat nicht nur dem Spiegel großen Schaden zugefügt, sondern die Glaubwürdigkeit des Journalismus in den Dreck gezogen", so der DJV-Vorsitzende Frank Überall. Dem Journalisten habe offensichtlich jegliches Verantwortungsgefühl für sein Blatt und die Leser gefehlt.

Ähnlich urteilt der Journalistenverband bei Verdi:

Doch es gibt auch Anerkennung dafür, dass der Spiegel die Vorgänge schonungslos in eigener Sache kommuniziert. 

Übrigens: Claas Relotius hat sich inzwischen per SMS beim Reporter-Forum entschuldigt und seine vier Reporterpreise zurückgegeben. Den vierten hatte er erst im Dezember erhalten.


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.