MA 2021 Pressemedien I:
So verändert Social Distancing das Leseverhalten
Die Reichweiten der Zeitschriften spüren den Corona-Effekt: Foodzeitschriften und Special-Interest-Magazine werden mehr gelesen als vor der Pandemie. Das Thema Mode hat es erwartungsgemäß schwer.
Nicht nur die Auflagen, sondern auch die Reichweiten der Zeitschriften wurden von der Corona-Pandemie beeinflusst – das zeigt die aktuelle Reichweitenuntersuchung MA 2021 Pressemedien I, die die Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse (agma) heute vorgelegt hat.
Die Zahlen der Analyse bekräftigen die Trends, die schon zuvor etwa bei der IVW-Auflagenentwicklung oder auch der Auswertung von Online-Kiosken festgestellt wurden: Food-Zeitschriften ( plus sieben Prozent), Do it yourself-Magazine (plus fünf Prozent), Unterhaltungs-Elektronik- und Computer-Zeitschriften (plus acht Prozent) wurden in der Zeit des Social Distancing deutlich intensiver genutzt.
So legte etwa das Chefkoch-Magazin (Gruner + Jahr) rund ein Drittel an Reichweite zu; eine Million Leser werden für den Titel jetzt ausgewiesen. Bauers Rezepte pur steigerte sich ebenfalls um knapp ein Drittel, dieser Titel rangiert jetzt bei 300.000 Lesern. Und auch weitere Titel des Food-Segments verbesserten sich im prozentual zweistelligen Bereich, darunter Mein Liebligsrezept, Lecker und Tina Koch & Back-Ideen.
Mehr Zeit für DIY und PC
Von den bei vielen Menschen freigewordenen Zeitfenstern profitierten auch die Special Interest-Titel. Einige Beispiele: Audio Video Foto Bild legte beachtliche 27 Prozent zu, Computer Bild 14 Prozent, der Heimwerker-Titel Selbst ist der Mann rund fünf Prozent, Chip Foto Video ebenfalls fünf Prozent gegenüber der Vor-MA MA 2020 Pressemedien II.
Einen deutlichen Einbruch erlebten hingegen Titel, die sich im weitesten Sinne mit Mode beschäftigen. Kein Wunder: Wer plötzlich im Home Office sitzt und auch ansonsten das Haus noch deutlich seltener verlässt, hat keinen Grund für ein aufwendiges Styling. Das mussten schmerzhaft vor allem die thematisch entsprechend ausgerichteten Fashion- und Frauentitel erleben: Der Vogue kamen fast 30 Prozent ihres Publikums abhanden, sie hat nun eine Reichweite von 590.000 LeserInnen. Jolie verlor fast ein Viertel, Brigitte Woman und Elle jeweils knapp ein Fünftel der bisherigen Leserschaft. Auch Glamour, Petra, Brigitte, Für Sie und Myself mussten Einbrüche hinnehmen.
Cosmopolitan, Madame, Freundin und Instyle und Grazia kamen dabei noch eingermaßen glimpflich davon: Ihre Verluste bewegen sich im prozentual einstelligen Bereich. Zu den wenigen Gewinnern im Segment darf sich Barbara Schönebergers G+J-Titel Barbara zählen: Sie fand bei einer aktuellen Reichweite von 750.000 rund 30.000 neue LeserInnen.
Programmies bleiben vorn
Doch nicht alles hat sich geändert. Nach wie vor sind die Programmzeitschriften das reichweitenstärkste Segment mit 52,3 Prozent Lesern (MA 2020 Pressemedien II: 54,4 Prozent). Die Aktuellen Zeitschriften/Magazine zum Zeitgeschehen folgen mit 35,4 Prozent (davor: 36,9 Prozent), danach die wöchentlichen Frauenzeitschriften mit 21,0 Prozent (davor: 20,9 Prozent).
Unter dem Strich erreichen die aktuell von der MA ausgewiesenen Zeitschriftentitel pro Erscheinungsintervall 53,2 Millionen Leser, was 75,3 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung über 14 Jahren entspricht. Im Weitesten Leserkreis (letzte zwölf Erscheinungsintervalle) werden durchschnittlich 6,5 (davor: 6,6) verschiedene Titel genutzt.
Zur Erhebung der Reichweiten der Publikumszeitschriften wurden insgesamt 40.185 Personen ab 14 Jahre in Deutschland befragt, davon 14.380 per Computer Assisted Web Interview (CAWI).
Anpassung der Methode
Durch die Corona-Pandemie war die Durchführung der Befragung via Computer Assisted Self Interview (CASI) im Frühjahr 2020 vorübergehend nur eingeschränkt möglich. Aus diesem Grund wurden die Face-to-Face Interviews im Frühjahr von 14.000 auf 10.000 Fälle reduziert.
Gleichzeitig wurde die Zahl der CAWI-Interviews von 4.000 auf 9.000 Fälle erhöht. Die CAWI-Interviews wurden mit einer responsiven Befragungssoftware durchgeführt, die eine Befragung sowohl am stationären PC oder Tablet als auch per Smartphone ermöglicht. Diese Anpassung sollte die Repräsentativität sicherstellen.