
Cashcow Digitales mit OTT-Services:
ProSiebenSat.1 kauft im Videostreaming zu
Mit dem Einstieg bei Pluto TV stärkt ProSiebenSat.1 das Standbein Digital Entertainment. 2018 will die AG mit Digitalem über 1,7 Milliarden Euro umsetzen.

Foto: P7S1
Am besten international und digital: Mit einer Beteiligung an Pluto TV, einem werbefinanzierten US-Videostreaming-Anbieter mit mehr als 100 linearen Livekanälen, bleibt ProSiebenSat.1 seiner Linie treu.
Die übrigens für gute Rendite beim Münchner Medienkonzern sorgt: Zeitgleich zum Erwerb der Anteile am jungen und schnell wachsenden US-Unternehmen verkündet ProSiebenSat.1, dass die AG trotz eines etwas schwächelnden TV-Werbemarkts die Prognosen für das laufende Jahr erhöht. Auch mittelfristig rechnet der Medienkonzern, der vor allem vom starken Ausbau des Digitalgeschäfts profitiert, mit einem stärkeren Wachstum als zuletzt.
Aber zurück zu Pluto TV: ProSiebenSat.1 investiert nach eigenen Angaben "einen hohen einstelligen Millionenbetrag in das schnell wachsende Unternehmen" mit Hauptsitz in Los Angeles. Dafür bekommen die Münchner rund 14 Prozent der Anteile. Das reicht, um ProSiebenSat.1 zum größten strategischen Anteilseigner von Pluto TV zu machen. Auch Scripps Networks beteilige sich als weiterer neuer Partner an dieser Finanzierungsrunde von Pluto TV, neben den bisherigen Investoren US Venture Partners und Sky Ventures, heißt es.
Was bietet Pluto TV?
Der kostenlose OTT-Television-Service umfasst TV-Shows, Filme und Internet-Videos. Das Unternehmen hat Partnerschaften mit mehr als 100 Inhalte-Anbietern. Dazu zählen Bloomberg Television, Reuters, CBS, Paramount und Time Inc..
Das Angebot erreicht laut ProSiebenSat.1 über 5 Millionen aktive Nutzer pro Monat. Die kostenlose Pluto TV App kann über mobile Geräte, Browser und stationäre Endgeräte abgerufen werden, inklusive Roku, Apple TV, Android TV, Playstation, Xbox und weitere. Das Ziel von Pluto TV lautet: globale Anlaufstelle für Free-TV via OTT (Over the Top Television).
Christof Wahl, Vorstand Digital Entertainment ProSiebenSat.1, erhofft sich viel vom neuen Investment:
"Der Markt für derartiges werbe-finanziertes Videostreaming beläuft sich schon heute allein in den USA auf vier Milliarden Euro. Diesen dynamisch wachsenden Massenmarkt möchten wir auf internationaler Ebene aktiv mitgestalten und an diesem Wachstum partizipieren."
Neues Videostreaming-Angebot Quazer dockt bei Pluto TV an
Doch der Deal geht noch weiter. Im Rahmen des Zukaufs Transaktion erwirbt Pluto im Gegenzug das Videostreaming-Angebot Quazer von ProSiebenSat.1 und übernimmt das Team. Quazer, betrieben von der AG-Tochter Magic Internet GmbH, stellt das deutsche Pendant zu Pluto TV dar und bietet seinen Nutzern mehr als 60 Special-Interest-Channels.
Ein rund 20-köpfiges Team hat Quazer in den vergangenen Monaten in Berlin installiert; den Aufbau der "echten Alternative zum TV" hat ProSiebenSat.1 bisher nicht größer kommuniziert. "Die Markennamen Quazer und Pluto TV bleiben in ihren jeweiligen Märkten vorerst bestehen. Auch die jeweiligen Firmenstandorte Berlin und L.A. bleiben unverändert", heißt es. Die Quazer-Geschäftsführer Olivier Jollet und Sören Ziems erweitern das Management-Team von Pluto TV.
Immer digitaler und internationaler
ProSiebenSat.1 sieht die Beteiligung an Pluto TV "in einer Reihe internationaler Investments sowie Gründungen mit internationaler Ausrichtung von ProSiebenSat.1". Dazu gehört auch das Multichannel-Netzwerk Studio71, das durch den Zukauf des US-Netzwerks CDS internationalisiert wurde. Oder Red Arrow Entertainment Group. Die Produktionsgesellschaft von ProSiebenSat.1 hat in 2015 in Los Angeles das digitale Medienunternehmen Ripple Entertainment gegründet.
Gestärkt durch derlei Investments, die den Konzern auch unabhängiger von Distributionsdienstleistern machen, rechnet ProSieben Sat.1 mittelfristig mit einem stärkeren Wachstum als zuletzt. Im laufenden Jahr soll der Erlös um mindestens 15 Prozent zulegen, teilte das seit einigen Monaten im Dax notierte Unternehmen am Donnerstag weiter mit.
Bislang hatte ProSiebenSat.1 mit einem Umsatzplus von mindestens 10 Prozent gerechnet. Dabei rechnet der Konzern im deutschen TV-Werbemarkt jetzt mit einem geringeren Wachstum als bisher. Bis 2018 sollen dagegen mehr als 50 Prozent des Umsatzes außerhalb des klassischen TV-Werbegeschäfts erwirtschaftet werden.
Das Konzern-Umsatzziel für 2018 hat das Team um CEO Thomas Ebeling sehr selbstbewusst nun um 300 Millionen auf 4,5 Milliarden Euro erhöht. Die "Erhöhungen reflektieren Wachstumsbeiträge aus Akquisitionen", heißt es dazu. Das Gesamt-Digitalgeschäft – zu dem jetzt auch Pluto TV zählt – soll bis 2018 über 1,7 Milliarden Euro Umsatz einbringen.