Startup:
Newcomer The Buzzard bringt erste News-App heraus
Ein preisgekröntes und von Journalisten unterstütztes Medien-Startup beklagt "verhärtete Fronten" und eine "Filterblase" im öffentlichen Diskurs. Mit einer neuen App will es eine Übersicht mit vielen Perspektiven bieten.
Nach mehreren Jahren Entwicklung und einer Crowdfunding-Kampagne startet das Medien-Startup The Buzzard seine erste News-App. Ab Dienstag gibt es werktags jeden Abend (18 Uhr) eine Übersicht mit Medienberichten über aktuelle Debatten. Die Übersicht soll alle Seiten des politischen Spektrums darstellen, so die Berliner. Ziel der App sei eine Perspektivenvielfalt.
An der Corona-Pandemie sehe man, dass Fronten verhärtet seien und der Diskurs "kaputt" sei, betonte Mitgründer Felix Friedrich. "Verschwörungstheorien sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen, und es herrscht enorme Aggression und Ungeduld gegenüber Menschen, die andere Meinungen vertreten."
Die Redaktion mit acht Mitarbeitern kuratiere die Beiträge aus dem Internet, überprüfe Quellen und ordne diese ein, hieß es. In der App wird zudem auf die jeweiligen Beiträge verlinkt. The Buzzard startet zusammen mit der App, die auf Smartphones und Tablets verfügbar ist, zugleich ein Abomodell mit Mitgliedschaft.
Seit Ende 2016 arbeitete das Medien-Startup aus Leipzig, das inzwischen seinen Sitz in Berlin hat, an dem Projekt. Die Idee wurde von vielen prominenten Journalisten unterstützt, zudem gab es mehrere Preise. Eine Crowdfunding-Kampagne fand binnen kurzer Zeit viele Unterstützer.
Ende des vergangenen Jahres zog das Startup aber auch Kritik auf sich. Es ging um einen Vorfall aus dem Jahr 2017 während der Pilotphase, bei dem auf einen bei Rechtspopulisten beliebten Internet-Blog verlinkt wurde. The Buzzard kündigte daraufhin schärfere Regeln an, um solchen Vorfällen vorzubeugen.
Mitgründer Dario Nassal sagte vor dem App-Start der Deutschen Presse-Agentur: "Wir fanden die Kritik berechtigt, weil sie uns gezeigt hat, wie wichtig es ist, Quellen einzuordnen und zu prüfen und rote Linien im Diskurs zu definieren." Als Antwort auf den Vorfall habe man einen Quellenkatalog angelegt mit Kategorien und Kriterien. Zum Beispiel soll ein Blog gesperrt werden, wenn er kein Impressum hat. Auch Aufrufe zu Gewalt seien ein Ausschlusskriterium.
Wenn ein Medienbericht in der Übersicht auftauche und Falschinformationen beinhalte, sei es zudem wichtig, genau darauf aufmerksam zu machen und das Ganze einzuordnen, betonte der 28-Jährige. Die Gründer wollen perspektivisch das Angebot auch Schulen vorstellen.