Nach "Focus": Warum Wolfram Weimer jetzt Verleger wird
Mit der Finanzpark AG kauft sich Ex-"Focus"-Chefredakteur Wolfram Weimer seinen eigenen Verlag. Pläne für einen neuen Printtitel und für weitere Zukäufe liegen in seiner Schublade. W&V Online erklärt, was Weimer jetzt vorhat. Und zeigt, wie sich andere Medienmanager in der Selbstständigkeit behaupten.
Wolfram Weimer, Ex-Chefredakteur von Burdas "Focus" und Springers "Welt", kauft die Wirtschaftsverlagsgruppe Finanzpark AG mit Standorten in Nürnberg, München und Frankfurt. Warum der mutige Schritt als Verleger in die Selbstständigkeit? Weimer wolle, wie man hört, fortan auf Chefs verzichten. So hat der einstige Gründer des Magazins "Cicero" den Markt gescannt und legt jetzt eine mehrstufige Publisher-Offensive an den Tag. Es scheint, als sei bei Weimer nach dem Ende des "Focus"-Jahres explosionsartig jede Menge Energie freigeworden.
Schritt eins ist Weimers Kauf der Finanzpark AG. Diese gilt laut Eigenangabe als einer der "führenden Online-Publisher Deutschlands" und bringt rund ein Dutzend Medienmarken im Wirtschaftsumfeld heraus. Wichtigster Titel ist "Börse am Sonntag" mit 107.000 Abonnenten. Es ist laut Verlag das einzige offizielle Online-Pflichtblatt an deutschen Börsen. Insgesamt zählt das Publishing-Haus gut 250.000 Abonnenten. Sämtliche Produkte erscheinen elektronisch – fünf bis sechs gedruckte Sonderausgaben pro Jahr kommen an den Kiosk – allerdings nur in homöopathischen Auflagen. Die 30 Mitarbeiter, die sich um E-Magazine, Newsletter, Apps, PDF-Medien und Online-Portale mit mehr als 150 Domains kümmern, werden übernommen. Den Umsatz schätzt W&V Online auf einen einstelligen Millionenbereich. Finanzpark gilt als hoch profitabel; das Haus finanziert sich vor allem durch Werbung – von Banken bis hin zu Börsen. Nur wenige Dienste werden kostenpflichtig angeboten.
Schritt zwei von Wolfram Weimer, der bei "Focus" nur ein kurzes Gastspiel gegeben und zuletzt als Gastautor für die "Zeit" und die ADAC-Mitgliederpostille gewirkt hat, könnte der Launch eines komplett neuen Printmagazins sein. Wie W&V Online hört, sei Weimer mit der Entwicklung des Titels schon relativ weit. Das Blatt solle aber nichts mit Wirtschaft und Börse zu tun haben - heißt es.
In weiteren Steps möchte sich der umtriebige Medienmacher mit dem Buchgeschäft auseinandersetzen. Insider sagen, Weimer könne sich sogar konkret vorstellen, einen Buchverlag zu kaufen. Es lägen wohl mindestens zwei Angebote vor. Außerdem erscheint in den nächsten Tagen das neueste Buch von Weimer: "Heimspiel – eine alternativlose Realsatire". Auch wenn es so klingen mag - es hat nichts mit Weimers Vergangenheit beim turbulenten Münchner Verlagshaus Burda zu tun. Das Buch spielt inhaltlich mit dem Thema "Kaiser Franz als Bundespräsident" und erscheint zufällig exakt zur Wahl von Joachim Gauck zum ersten Mann des Staates.