US-Studie:
Mediale Filterblasen werden überschätzt
Während viele US-Bürger ihren eigenen Nachrichtenkonsum überschätzen, unterschätzen sie die Bandbreite der News-Quellen. Dafür gibt es einen Grund.
Weit weniger US-Bürger als allgemein angenommen bewegen sich tatsächlich in einer medialen Filterblase. Nicht einmal viele derer, die dies von sich selbst behaupten. Dies ist das Fazit der Studie "Partisan Media and Political Distrust" des Politikwissenschaftlers Matt Grossmann für die Knight Foundation, die sich für Qualitätsjournalismus und Medieninnovationen engagiert.
"Die Wahl bestimmter Medien ist inzwischen stärker als jemals zuvor zu einem Vehikel der politischen Selbstdarstellung geworden", schreibt Grossmann. "Anhänger einer bestimmten politischen Richtung tendieren vermehrt dazu, ihre eigene Nutzung von Medien, die für diese politische Ausrichtung stehen, zu überschätzen." Gleichzeitig unterschätzen sie die Bandbreite der Nachrichtenquellen, die sie tatsächlich nutzen.
Zu diesem Ergebnis ist Grossmann durch den Vergleich von Studien gekommen, die sich auf unterschiedliche Weise mit dem Thema "Medienkonsum" befassen: Zum einen Studien, die US-Bürger zu ihrer eigenen Mediennutzung befragen, zum anderen Studien, die den tatsächlichen Medienkonsum mittels technischer Hilfsmittel messen.
Medienkonsum als politische Handlung
Der Vergleich offenbart eine erhebliche Differenz. US-Bürger, die sich beispielsweise eher dem Lager der Republikaner zuordnen, erklären bei Befragungen zu ihrem Medienkonsum, dass sie sich hauptsächlich über den rechts-konservativen TV-Kanal Fox News informieren.
Tatsächlich zeigen aber ihre reale Internetnutzung sowie ihre Facebook-Aktivitäten, dass sie auch die Websites verschiedener Zeitungen und sogar die eher linksliberale Website des TV-Senders CNN nutzen und darüber hinaus noch zahlreiche nicht-politische Webseiten.
"Das bedeutet", so Grossmann, "dass Anhänger einer bestimmten politischen Ausrichtung ihren Medienkonsum als ausgesprochen politische Handlung begreifen. Deshalb glauben sie, sie sollten als aufrechte Republikaner bei Fox bleiben oder sich als aufrichtige Demokraten loyal gegenüber MSNBC zeigen."
Die bisherigen Studienergebnisse würden aber die oftmals vorgebrachten Ansichten über die Dominanz medialer Filterblasen oder ihre Konsequenzen nicht stützen, so Grossmann.
Eine Kurzfassung der Studie findet sich auf der Online-Plattform Medium.