Vorher Dyson, jetzt TV-AG:
Max Conze wird neuer Chef von ProSiebenSat.1
Zuletzt Dyson-Chef, davor Procter & Gamble: Mit Max Conze holt ProSiebenSat.1 einen Branchenfremden mit Marketing- und Börsenerfahrung als Nachfolger von CEO Thomas Ebeling.
Ein Nachfolger für ProSiebenSat.1-CEO Thomas Ebeling ist gefunden: Max Conze wird die Münchner TV-AG ab 1. Juni leiten. Bis dahin übernimmt Conrad Albert als stellvertretender Vorstandsvorsitzender der ProSiebenSat.1 Media SE interimistisch den Chefposten. Der 50-Jährige ist vom 23. Februar an am Zug - der 59-jährige Ebeling scheidet vorzeitig am morgigen Donnerstag aus, am Tag der Bekanntgabe der Jahresbilanz von ProSiebenSat.1.
Mit Conze hat sich der Aufsichtsrat in Unterföhring nach Ebeling - und auch nur einen Tag vor dessen Ausstieg - erneut für einen Konzernlenker entschieden, der nicht aus dem TV-Bereich kommt. Der 48-Jährige hat in der Industrie Karriere gemacht - und für Schlagzeilen gesorgt: Zuletzt als Chief Executive Officer des britischen Staubsaugerherstellers Dyson. Dort war er im Streit ausgeschieden, hatte offenbar vor Gericht Ende 2017 eine Millionenabfindung erstritten.
Der aus Bielefeld stammende Conze war seit 2011 Dyson-Chef, bis er Anfang Oktober bei Dyson an der Spitze durch James Rowan ersetzt wurde. ProSiebenSat.1 beschwört nun in der Ankündigung vom Mittwoch das Können des börsenerfahrenen Managers Conze, mit dem er Dyson gelenkt hat: "Unter seiner Führung haben sich sowohl Gewinn wie auch Umsatz verdreifacht. Innerhalb dieser Zeit hat das Unternehmen verstärkt in Technologien und die digitale Transformation investiert und gleichzeitig die Marktposition in Asien ausgebaut."
Was Max Conze mitbringt
Aber auch der Werdegang Max Conzes vor Dyson kommt dem künftigen Chef eines werbefinanzierten Medienunternehmens zugute: Der neue ProSiebenSat.1-CEO arbeitete zuvor 17 Jahre für Procter & Gamble in unterschiedlichen Management- und Marketingpositionen in Deutschland, USA, China und der Schweiz.
Will heißen: Der neue Abnehmer von Werbung kennt den größten Werbungtreibenden der Welt sowie die Anforderungen der Kunden bestens. Jetzt darf er sagen: "Entertainment hat mich immer schon begeistert. Der digitale Wandel dieser Branche reizt mich besonders und die Kombination mit dem Commerce-Geschäft macht ProSiebenSat.1 für mich einzigartig."
Doch auch auf Conrad Albert, den viele in der Branche als möglichen neuen CEO handelten, kommt in den drei Monaten seiner Interimsgeschäftsführung einiges zu - der Aufsichtsrat erwartet von ihm, dass er "in dieser Zeit vor allem die Neuausrichtung von ProSiebenSat.1 im Rahmen der Drei-Säulen-Strategie weiter vorantreibt".
Wie Thomas Ebeling verabschiedet wird
Wir erinnern uns: Ebeling war im Herbst 2017 über wüste Äußerungen gestolpert, mit denen er vor Analysten das Publikum seiner Senderflotte abwertete. Unter dem Druck der allgemeinen Empörung erklärte der Manager, der im März 2009 aus der Pharmabranche zu ProSiebenSat.1 gestoßen war, seinen vorzeitigen Rücktritt. Eigentlich wollte Ebeling bis 2019 die AG lenken. Wohin es den Manager jetzt zieht? Unklar.
Der Aufsichtsrat schickt Ebeling diese lobenden Worte hinterher: "Thomas Ebeling hat für die ProSiebenSat.1-Gruppe Enormes geleistet. Unter seiner Führung ist der Umsatz von ProSiebenSat.1 um knapp 50 Prozent gestiegen und die Marktkapitalisierung hat sich von rund 300 Millionen Euro, zu seinem Vertragsbeginn, auf über 7 Milliarden Euro vervielfacht. Thomas Ebeling hat mit seinen Innovationen das Unternehmen in den DAX geführt. Für seine herausragenden Leistungen gebührt ihm unser Dank."
Wie der Konzern im Detail aufgestellt ist, den Max Conze von Ebeling übernimmt, wird ProSiebenSat.1 am Donnerstag enthüllen. Dann legt das Münchner Unternehmen seine Bilanzzahlen für 2017 vor - ein Jahr, in dem die wichtigen Free-TV-Sender wie ProSieben oder Sat.1 mit Zuschauerverlusten zu kämpfen hatten und auch die Werbeerlöse unter Druck geraten sein dürften. Es wird der letzte Auftritt Thomas Ebelings für die Unterföhringer sein.
Diverse Bekannte wurden als Nachfolger für den scheidenden Konzern-CEO Ebeling gehandelt. Neben Fred Kogel waren auch Markus Tellenbach, früherer Chef des Sky-Vorgängers Premiere, und Ex-RTL-Lenker Gerhard Zeiler im Gespräch. Doch selbst ein branchenfremder Nachfolger sei möglich, da es in Deutschland nicht viele Führungskräfte börsennotierter Medien gibt, hieß es. Diese Variante wurde nun gewählt.