Noch wird mehr linear geglotzt als on Demand

Die Studie der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten ARD und ZDF vergleicht auch die Nutzungsdauer für Bewegtbild live, also linear bzw. zum Sendezeitpunkt online, mit der Nutzung von digitalen Angeboten auf Abruf. Von der gesamten Videonutzungszeit (202 Minuten täglich) entfällt der Großteil auf Live-Nutzung linear oder online, und zwar 163 Minuten. Der On-Demand-Anteil liegt bei 39 Minuten. Dies entspricht einem Verhältnis von 81 zu 19 Prozent. In der Altersgruppe der 14- bis 29-Jährigen liegt das Verhältnis bei 46 zu 54 Prozent, bei den 30- bis 49-Jährigen bei 75 zu 25 Prozent. Die Jugend schaut also bereits weniger Live als auf Abruf.

Dazu passen die Daten der Videonutzung im Internet: Video-Streamingdienste schauen der Onlinestudie zufolge 67 Prozent der 14- bis 29-Jährigen mindestens einmal wöchentlich (alle ab 14: 31 Prozent). Fernsehsendungen online (live oder zeitversetzt) nutzen 39 Prozent der jungen Zielgruppe mindestens einmal pro Woche (ab 14 Jahren: 26 Prozent).

Der ZDF-Intendant und Vorsitzende der ARD/ZDF-Medienkommission Thomas Bellut: "Die aktuellen Ergebnisse dokumentieren die hohe Relevanz, unsere Inhalte auf Abruf verfügbar zu machen. Wir stehen die nächsten Jahre vor der Herausforderung, unsere vielfältigen Informations- und Unterhaltungsangebote dem jüngeren Publikum bekannt und auffindbar zu machen - dabei werden wir unser Nachrichtenangebot passgenau für das Netz konfektionieren."

Online-Videos schauen die Jungen auf Portalen wie Youtube oder mit einem Streamingdienst am liebsten.

Online-Videos schauen die Jungen auf Portalen wie Youtube oder mit einem Streamingdienst am liebsten.

Neben der Nutzungszeit, die naturgemäß begrenzt und deshalb ein guter Indikator für die Verteilung von Aufmerksamkeiten ist, hat auch die Nutzungsfrequenz von Audio- und Videoinhalten weiter zugenommen. Die zumindest wöchentliche Nutzung von Video-Online-Angeboten liegt bei 60 Prozent, im Vorjahr lag sie noch bei 52 Prozent. Der Zuwachs basiert auf Nutzungssteigerungen bei Videoportalen (39 Prozent nutzen sie mindestens einmal wöchentlich, plus 8 Prozentpunkte), bei Video-Streamingdiensten (31 Prozent, plus 8 Prozentpunkte) sowie bei Sendungen in den Onlineangeboten der Fernsehsender (24 Prozent, plus 6 Prozentpunkte).

Audio heißt: Streaming - und wenig on Demand

Die wöchentliche Audionutzung hat zugenommen: Mit 49 Prozent (plus 3 Prozentpunkte) hört rund die Hälfte der deutschsprachigen Bevölkerung einmal in der Woche oder häufiger Audioformate im Internet. Dabei werden Musik-Streamingdienste wie Spotify, Apple Music oder Amazon Music mit dynamischem Wachstum von 27 Prozent wöchentlich oder öfter genutzt. Das ist vor allem den 14- bis 29-Jährigen zu verdanken, von denen 60 Prozent mindestens wöchentlich einen Musik-Streamingdienst nutzen.

Konstant 14 Prozent hören Radioprogramme live über das im Internet, bei den 30- bis 49-Jährigen sind es 20 Prozent. Die On-Demand-Nutzung von Radiosendungen und Audio-Podcasts liegt in etwa auf dem Niveau des Vorjahres: 4 bzw. 3 Prozent der Menschen nutzen diese Angebote mindestens einmal pro Woche.

Musik bei Streamingdiensten und via Youtube ist für junge Menschen attraktiv.

Musik bei Streamingdiensten und via Youtube ist für junge Menschen attraktiv.

Der Intendant des Hessischen Rundfunks und stellvertretende Vorsitzende der ARD/ZDF-Medienkommission Manfred Krupp: "Wir sehen dank der ARD/ZDF-Onlinestudie, dass die Mediennutzung zunehmend zeit- und ortssouverän über das Internet erfolgt, jetzt auch in den mittleren Altersgruppen. Neben der weiterhin eminenten strategischen Bedeutung der linearen Nutzung unserer Fernseh- und Radioprogramme hat daher die Weiterentwicklung der ARD Mediathek für uns höchste Priorität."

Die ARD/ZDF-Onlinestudie 2018 wurde im zweiten Jahr im Rahmen der Studienreihe "Medien und ihr Publikum (MiP)" im Auftrag der ARD/ZDF-Medienkommission durchgeführt. Die Ergebnisse beruhen auf dem fusionierten Datensatz der Gesamtkonzeption, wobei der Kerndatenbestand im Jahr 2018 auf einer repräsentativen Dual-Frame-Stichprobe von insgesamt 2.009 deutschsprechenden Personen ab 14 Jahren in Deutschland basiert. Die Feldarbeit wurde vom Institut GfK MCR durchgeführt und dauerte von Ende Januar bis Mitte April 2018.


Autor: Susanne Herrmann

schreibt als freie Autorin für W&V. Die Lieblingsthemen von @DieRedakteurin reichen von abenteuerlustigen Gründern über Medien und Super Bowl bis Streaming. Marketinggeschichten und außergewöhnliche Werbekampagnen dürfen aber nicht zu kurz kommen.