Schweizer Wechselkurs:
Haribo gibt nach, "Gala" nicht: Coop verbannt deutsche Zeitschriften
Bis zu 20 Prozent Rabatt sollen deutsche Hersteller nach Einführung des neuen Wechselkurses in der Schweiz geben. Coop einigt sich mit Haribo oder Uhu, aber nicht mit "Gala" oder "Vogue".
Der Schweizer Handelskonzern Coop nimmt 13 ausländische Zeitschriften aus seinem Sortiment. Ab sofort werden in der Deutschschweiz "Gala", "Spiegel", "Micky Maus", "Neue Post", "Freizeit Revue" sowie die deutschsprachige Ausgabe der "Vogue" nicht mehr angeboten. In der französischen Schweiz sind es die Titel "Grazia", "Elle", "Paris Match", "Point de Vue" sowie die französischsprachige Ausgabe der "Gala". In der italienischen Schweiz "Grazia" und "Chi". Eine Einigung gefunden hat Coop laut einer Mitteilung mit dem Verlag der italienischen "Vogue". Hintergrund: die durch den neuen Wechselkurs stark gestiegenen Copypreise der Euro-Importware.
Nach der Aufhebung der Europreisbindung durch die Schweizerische Nationalbank hat Coop ihre Lieferanten aufgefordert, Währungsgewinne uneingeschränkt weiterzugeben. Nachdem die Schweiz Mitte Januar die Bindung des Franken an einen Euro-Mindestkurs von 1,20 Franken aufhob, ist die Eidgenossen-Währung stark im Wert gestiegen - derzeit liegt der Euro-Kurs bei nur noch 1,06 Franken.
Was die "SZ" in einer kleinen Meldung über den Vorgang nicht erwähnt: Markenartikler wie Becel, Haribo, Maggi, Uncle Ben’s, Axe, Oral-b, Penaten, Playmobil oder Bosch sind inzwischen der Aufforderung des Handelsgiganten gefolgt, um in der Schweiz nicht zu herbe Einbußen hinnehmen zu müssen. Nicht aber die ausländischen Verlage von Presseerzeugnissen. Diese hätten sich trotz harter Verhandlungen bisher geweigert, die Währungsvorteile weiterzugeben, heißt es. "Unsere Kunden akzeptieren dies zu Recht nicht. Mit dem Verkaufsstopp will Coop ein Zeichen setzen, dass wir dies nicht länger hinnehmen", so Philipp Wyss, Leiter Direktion Marketing/Beschaffung und Stellvertretender Vorsitzender der Coop Geschäftsleitung in einer Aussendung. Und: "Wir erwarten von den Verlagen, dass der Währungsvorteil weitergegeben wird, also zehn Prozent bis 20 Prozent", so Wyss.
Die deutschen Blätter haben indes offenbar nicht so viel Spielraum wie Bosch oder Uhu, kämpfen sie seit Jahren mit sinkenden Käuferzahlen und rückläufigen Anzeigenumsätzen. Der Fiskus greift den Printheften ohnehin schon unter die Arme: Die Regelung, dass auf Zeitungen und Zeitschriften ein reduzierter Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent gilt, stößt bei anderen Dienstleistungsbereichen nach wie vor auf Kritik.
Update: Der Spiegel-Verlag stellte sich inzwischen hinter eine Reaktion des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) auf den Coop-Bann. "Mit dem willkürlichen Entfernen von Zeitschriftentiteln aus dem Sortiment verstößt Coop in diskriminierender Weise gegen bestehende Verträge. Der Leser, der ein vielfältiges Presseangebot sucht, wird sich anderen Anbietern zuwenden." Auch Gruner + Jahr als Herausgeber der "Gala" äußert sich entsprechend und ergänzt, dass der Verlag auf die Wechselkursschwankungen einzelner Währungen - und zwar in beide Richtungen - in seinem Auslandsgeschäft nicht kurzfristig reagieren werde.