Bertelsmann:
Gruner+Jahr-Krise: Rabe beklagt Versäumnisse im Management
Der Bertelsmann-CEO sieht bei G+J den "Fehler, dass wir zu lange in den Ausbau traditioneller Printgeschäfte und zu wenig in den digitalen Umbau investiert haben".
Bertelsmann-Lenker Thomas Rabe führt als Gründe für die wirtschaftlich schwierige Lage von Gruner + Jahr auch Managementversäumnisse an: "Vielleicht war es ein Fehler, dass wir zu lange in den Ausbau traditioneller Printgeschäfte und zu wenig in den digitalen Umbau investiert haben. Vielleicht haben wir auch das Portfoliomanagement nicht intensiv genug betrieben", sagt er im Interview mit dem "Manager Magazin". Vergangenen Freitag ist die Wirtschaftszeitung "Financial Times Deutschland" (FTD) zu letzten Mal erschienen, bei den G+J Wirtschaftsmedien verlieren mehr als 300 Mitarbeiter ihre Stelle.
Zudem äußert sich der 47-jährige Manager, der seit Jahresanfang das Ruder in der Hand hält, erstmals öffentlich über die gescheiterte Komplettübernahme des Hamburger Verlagshauses mit seinen Aushängeschildern "Stern" und "Geo". Die Verhandlungen mit der ausstiegswilligen Familie Jahr seien, so Rabe, aus zwei Gründen fehlgeschlagen: Zum einen sei es "zurzeit ausgesprochen schwierig, ein Verlagshaus zu bewerten, bei dem man nicht weiß, ob sein Ergebnisrückgang temporär oder von Dauer ist". Zum andern hätten "die Vorabveröffentlichung der Gespräche und die Indiskretionen den Abschluss der Transaktion erschwert". Wiederum das "Manager Magazin" hatte im August erstmals über die Verhandlungen berichtet. "Solche Indiskretionen stellen einen Bruch von Vereinbarungen und von Vertrauen dar", sagt Rabe nun dem Blatt. G+J werde keinen Sitz mehr im Bertelsmann-Konzernvorstand haben. Rabe: "Wir halten es nicht für zwingend, dass jede Division im Vorstand vertreten ist."
Über das Geschäftsjahr bei der Mutter Bertelsmann äußert sich Rabe so: "Unser Umsatz entwickelt sich recht gut. Wir werden insgesamt eine Umsatzmarge von über zehn Prozent ausweisen. Aber wir können uns von der wirtschaftlichen Entwicklung, vor allem in der Euro-Zone, leider nicht abkoppeln." Aufgrund der schlechten Wirtschaftslage vor allem in Südeuropa müssten möglicherweise Wertberichtigungen vorgenommen werden: "Ich glaube, es gehört zu einer vernünftigen Öffentlichkeitsarbeit nach innen und außen, dass man auf Risiken hinweist", schränkt der Bertelsmann-CEO ein. 2011 hat der Konzern 15,3 Milliarden Euro umgesetzt. Ob Bertelsmann wie geplant den Vorjahresüberschuss - 612 Millionen Euro - erreiche, sei ungewiss: "Beim Konzernergebnis bin ich vorsichtig. Hier ist es noch zu früh für eine sichere Prognose", so Rabe.
Für Rabes geplanten Großumbau von Bertelsmann in den kommenden Jahren haben sich dem Blatt zufolge die benötigten Mittel verringert, nachdem die Eigentümerfamilie Mohn im Sommer wieder Abstand von einem Börsengang genommen hatte. Rabe lässt nun gegenüver dem "Manager Magazin" keinen Zweifel daran, "dass wir eine Eigenkapitalzufuhr in Milliardenhöhe von außen brauchen, um unsere Ziele zu erreichen. Wenn wir dies nicht auf der Ebene der Obergesellschaft tun, dann werden wir es auf der Ebene der Unternehmensbereiche oder Geschäfte tun". Eine mögliche Veränderung kündigt Rabe schon einmal an: Der Finanzinvestor KKR, der 51 Prozent an der Musikrechtesparte BMG Rights Management kontrolliert, will seinen Anteil verkaufen. Rabe: "Sollte KKR ausscheiden wollen, dann werden wir wohl die Mehrheit an BMG anstreben, gegebenenfalls mit anderen Partnern."