Gehaltscheck: Das verdient man rund ums Fernsehen
Ein TV-Chef mit 3,3 Millionen Euro Jahreseinkommen? Ein Praktikant zum Nulltarif? Alles zu finden in der TV-Branche. W&V Online hat die Gehaltschancen im Fernsehen durchleuchtet.
Die Gehaltstabelle zur Werbung, die W&V Online Anfang Mai veröffentlicht hat, sorgt immer noch für Gesprächsstoff. Anlass genug, um andere Branchen auf ihre Verdienstmöglichkeiten hin abzuklopfen. W&V Online hat sich das Fernsehen vorgeknöpft und "intime“ Daten aus Jahresberichten, Tarifverträgen, Vergütungsempfehlungen, aber auch unter Hand oder bei der "Bild“-Zeitung eingesammelt (das Springer-Blatt schürt gern mit Daten zu den fetten Lohntüten Einzelner die Neiddebatte bei den Deutschen). Das alles ohne Gewähr - persönliches Verhandlungsgeschick, regionale Unterschiede, aber auch die Frage, ob Mann oder Frau wirken wie überall auf die Erlöse ein.
Fest steht: Das Fernsehen kann nach wie vor ein sehr lukrativer Arbeitgeber sein. Werden Geschäftsführer von Werbeagenturen im Schnitt mit knapp 130.000 Euro "abgespeist“, lohnt sich der Kampf um einen Intendantenposten im öffentlich-rechtlichen Reich. WDR-Chefin Monika Piel etwa bekommt pro Jahr 314.000 Euro. Das weiß man seit einer Transparenz-Debatte. Damit hat sie brutto pro Jahr 120.000 Euro mehr in der Tasche als Bundeskanzlerin Angela Merkel. Aber auch weniger als so mancher Privat-TV-Macher; man munkelt, dass ProSiebenSat.1 seine Senderchefs in guten Zeiten mit mindestens einer halben Million Euro pro Jahr versorgt hat. Bei Medien-AGs wird es schnell noch lohnender, Tag und Nacht Entscheidungen für Programm, Produkte und Personal zu treffen. So hat Sky-CEO Brian Sullivan inklusive langfristiger Bezüge im vergangenen Jahr rund 3,3 Millionen Euro verdient - fast 300.000 Euro mehr als 2010.
Gut verdient, wer vor der Kamera ankommt. "DSDS“-Juror Dieter Bohlen nimmt als Aushängeschild der RTL-Castingshow pro Staffel 1,2 Millionen Euro aus Köln mit – glaubt man wiederholten Angaben der "Bild“. Die beliebte ARD-Sportfrau Monica Lierhaus hat nach ihrer schweren Erkrankung einen gut dotierten Posten gefunden: Für 450.000 Euro pro Jahr ist sie Aushängeschild der Deutschen Fernsehlotterie – was allerdings vielen Los-Abonnenten gar nicht gefällt. Der ARD-Nachrichtensprecher Marc Bator trifft sich auf Augenhöhe mit der Chefetage in der Werbung: Ihm überweist das Erste pro Jahr 130.000 Euro. Peter Hahne vom ZDF muss dagegen mit 110.000 Euro auskommen.
Lohnend kann es auch sein, Drehbücher zu schreiben. Sogar dann, wenn die Autoren – wie im kommerziellen Fernsehen üblich – ein "Buy Out“ unterschreiben. Gemeint ist, dass sie damit alle Rechte an einem Werk gegen ein einmaliges Honorar verkaufen. Da können für einen Eventmovie bei RTL bis zu 65.000 Euro zusammenkommen. 45.000 Euro für einen 90-Minüter sollten es dann schon sein – empfehlen Rechtsbeistände. Für eine Privat-TV-Serie wie "Der letzte Bulle“ auf Sat.1 werden Drehbücher pro Folge mit 20.000 bis 30.000 Euro vergütet. Wobei erfolgreiche Serien wie die eben genannte eher an der oberen Kante honoriert werden dürften. Nachverhandeln bei weiteren Staffeln ist machbar.
Als wahre Goldgrube unter den Autoren wird der ARD-"Tatort“ eingestuft. Mit 27.000 Euro pro Ausgabe à 90 Minuten liegt das Grundhonorar schon einmal höher als bei einem üblichen Fernsehfilm gleicher Länge (23.000 Euro). Schön wird es für den Drehbuchschreiber aber, wenn ihm das Erste bei Wiederholung des Krimis zur besten Sendezeit den gleichen Betrag nochmals überweist. Läuft der "Tatort“ zu späteren Sendezeiten, kommen immerhin weitere 16.000 Euro aufs Konto. Steigt das Werk in die Reihen der Dritten Programme ab, klingelt die Kasse immer noch: 9000 Euro. Höchstgagen für den "Tatort“ liegen bei 30.000 Euro – aber das dürften dann Stücke wie jene aus Münster sein, die regelmäßig mehr als zehn Millionen Zuschauer zu fesseln vermögen. Drehbücher für andere Serien im Öffentlich-Rechtlichen werden beim ersten Mal mit etwa 14.000 Euro vergütet. Aber bei jeder Wiederholung kommt das gleiche Honorar beim Autoren an. Leicht verdient ist dieses Geld aber nicht – es können Monate oder Jahre ins Land ziehen, bis Produzent und Sender mit dem Werk zufrieden sind.
Wer nun aber glaubt, das Fernsehen sei das El Dorado, muss spätestens hier enttäuscht werden. Es gibt sie auch hier, die Riege der hart Arbeitenden (bis zu 60 Wochenstunden kommen nach Gewerkschaftsangaben immer wieder vor...) und dennoch schlecht Verdienenden. Sogar beim umsatzstarken Dickschiff RTL sind Redakteure beschäftigt, die in jungen Jahren um die 30.000 Euro verdienen. Im technischen Bereich haben sich die Vergütungen im vergangenen Jahrzehnt sogar deutlich verschlechtert: Nach zwei Krisen in der Medienbranche sitzen Cutter nicht mehr für 500 Euro pro Tag am Schneideplatz, sondern teilweise für unter 200 Euro. Praktikanten bei kleinen Sendern oder Produktionsfirmen arbeiten gar oft zum Nulltarif - und für den Satz: "Ich bin beim Fernsehen!“