Hutter: Das ist möglich, aber noch ist dieser Trend für mich in Deutschland, Österreich und der Schweiz nicht deutlich spürbar. Facebook darf eine hohe Priorität haben. Immerhin ist die Verweildauer bei Facebook wachsend und Firmen werden damit konfrontiert werden, dass immer mehr Benutzer auf Facebook zu finden sind und dort bedient werden wollen. Allerdings darf man nicht vergessen, dass die Facebook-Penetration in Österreich und der Schweiz noch unter 30 Prozent liegt. Deutschland findet sich mit rund elf Prozent im Europavergleich sehr weit hinten, wird aber sicher in den nächsten Monaten noch zulegen.

W&V Media: Was sind gelungene Beispiele, wo Unternehmen das Marketingpotenzial von Facebook über die Plattform hinaus ausgereizt haben?

Hutter: Lufthansa nutzt viele Interaktionen auf der Website, sie streben den Dialog an und haben beispielsweise für den neuen Airbus A 380 einen Namen per Facebook gesucht. Wirklich gute Beispiele findet man aber hauptsächlich in den USA bei Marken mit mehreren 100 000 oder gar Millionen Fans. Southwest Airlines gewinnt und aktiviert Fans mit vielseitigen Maßnahmen. Die Spielzeug-Handelskette Toys‘R‘Us bietet viele Aktionen und Wettbewerbe, zum Beispiel Black-Friday-Specials im vergangenen November mit Spezialpreis-Angeboten nur für Fans. Der US-Sandwich-Franchiser Subway hat laufend neue Aktionen. Genial ist momentan der Wake-up- Call: Facebook-Benutzer können sich oder ihre Freunde von Subway mit verschiedenen Nachrichten per Telefon wecken lassen, damit das Subway-Frühstück nicht verpasst wird. Die meisten guten Beispiele entstehen, wenn Firmen hundertprozentig hinter den Facebook-Aktivitäten stehen.

W&V Media: Was können Marken tun, um Fans auch offline zu Markenbekennern (und Käufern) zu machen?

Hutter: Den Dialog suchen, zuhören, Kundenbedürfnisse aufnehmen und nach Möglichkeit umsetzen. Die Geschmacksvariante des Getränks „Connect“ wurde nach einem Aufruf des US-Herstellers Vitaminwater von dessen Facebook-Fans kreiert. Und Einstein Bros. hat einen Bagel verändert, nachdem sich Facebook-Fans über den Geschmack beschwerten. Wenn Kunden auf ihre Anliegen und Wünsche Antworten bekommen, steigt auch die Bindung zur Marke und schlussendlich zum Produkt. Durch die Schaffung von Anreizen, beispielsweise durch Gutschein-Aktionen, kann auch offline eine Konversion stattfinden. Hinter (fast) jedem virtuellen Fan steckt ja auch eine reale Person.

Kampagnen-Cases, Tipps zum Umgang mit Facebook im Mix mit anderen Medien und ein Interview mit La Red-Geschäftsführer Matthias Maurer lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von W&V Media (5/2010).


Autor: Julia Gundelach

Julia Gundelach ist freie Autorin mit Schwerpunkt Specials. Daher schreibt sie Woche für Woche über neue spannende Marketing- und Medien-Themen. Dem Verlag W&V ist sie schon lange treu – nämlich seit ihrem Praktikum bei media & marketing in 2002, später als Redakteurin der W&V.