Playboy ohne Nackte:
Es gibt ja noch die Interviews
Im Youporn-Zeitalter erscheint das "Playboy"-Konzept überholt. Jetzt reagiert der Verlag mit einer radikalen Entscheidung: Es soll keine Nackten mehr im Blatt geben.
Das amerikanische "Playboy"-Magazin entkernt seine Marke: Künftig soll die Männerwelt auf Hochglanzbilder komplett entblößter Frauenkörper verzichten. Wegen der wachsenden Konkurrenz durch das Internet werde die berühmte Zeitschrift ab kommendem Frühjahr komplett neu gestaltet, berichtet die "New York Times". Zwar würden Frauen weiter in provokativen Posen gezeigt, jedoch sollen sie nicht mehr völlig nackt abgebildet werden. ”Playboy“-Gründer Hugh Hefner habe einem entsprechenden Vorschlag seiner Top-Redakteure zugestimmt, heißt es. "Sauberer und moderner" lautet demnach das Konzept des neuen Stils.
Die Zeiten hätten sich schlicht geändert, sagt "Playboy"-Chefmanager Scott Flanders. Den Kampf darum, unbekleidete Körper abbilden zu dürfen und Nacktheit gesellschaftsfähig zu machen, habe der "Playboy" schon lange gewonnen. ”Heute reicht ein Mausklick, um sich jeden nur vorstellbaren sexuellen Akt im Internet herunterzuladen“, so Flanders. Nacktaufnahmen in Zeitschriften seien damit überholt.
Bereits im vergangenen Jahr hatten die "Playboy"-Macher die Webseite jugendfreier gestaltet, um auch auf sozialen Netzwerken wie Facebook, Instagram und Twitter aktiv sein zu dürfen. Dort verstößt Barbusiges gegen den Kodex und wird in der Regel gelöscht. Nun soll die Printausgabe folgen. "Der Zwölfjährige in mir ist sehr enttäuscht", sagt Redakteur Cory Jones, der dem 89-jährigen Hefner die Idee zur Umgestaltung unterbreitet hatte. "Aber es ist die richtige Entscheidung."
Hefner hatte den ”Playboy“ 1953 erstmals herausgebracht. Auf der Titelseite posierte damals keine Geringere als Marilyn Monroe, die sich in einer für heutige Verhältnisse eher züchtigen schwarz-weißen Robe ablichten ließ. Später hatten auch Ikonen wie Madonna, Sharon Stone und Naomi Campbell die Hüllen fallen lassen, um im "Playboy" die Männerfantasien zu beflügeln. Erst kürzlich feierte das Team die berühmtesten Centerfolds - die besonders großformatig abgebildeten Nackten in der Mitte des ”Playboy“ - mit einem Special und viel nackter Haut, hier im Bild zu sehen:
Diese Zeiten seien im neuen Medienzeitalter passé, so die ”Playboy“-Macher. Nach Schätzungen der Medienorganisation Alliance for Audited Media ist die Auflage des Magazins von 5,6 Millionen Exemplaren im Jahr 1975 auf heute 800.000 geschrumpft. Dennoch: Das Logo - ein stilisierter Hasenkopf mit Fliege - gehört weiterhin zu den berühmtesten der Welt.
ps/dpa