Er wolle sich bei der Filmakademie und den anderen Nominierten entschuldigen, sagte der 53-jährige Smith unter Tränen. "Kunst imitiert das Leben, und ich wirke wie der verrückte Vater (...) aber Liebe lässt einen verrückte Dinge machen." Er hoffe, dass die Filmakademie ihn wieder einlade.

Was bleibt sonst von der Nacht im Gedächtnis? Natürlich die viel gelobte Tragikomödie "Coda", die den Oscar als bester Film gewann (zum ersten Mal für einen Film eines Streaminganbieters). Regisseurin Siân Heder erzählt darin von einem Mädchen, das in einer gehörlosen Fischerfamilie aufwächst. Der Film erhielt insgesamt drei Auszeichnungen. Als kleinerer Film, der auf Apple TV+ zu sehen ist, hatte "Coda" sich zuletzt etwas überraschend zum Favoriten gemausert.

Der Western "The Power of the Dog" von Jane Campion, der mit zwölf Nominierungen als Favorit ins Rennen gegangen war, gewann letztlich nur eine Auszeichnung für die beste Regie. Jessica Chastain wurde als beste Hauptdarstellerin für "The Eyes of Tammy Faye" ausgezeichnet. "The Eyes of Tammy Faye" ist eine Filmbiografie über die christliche TV-Predigerin Tamara Faye Messner, die in den 1970er und 1980er Jahren in den USA für Aufsehen sorgte. Wegen ihrer Toleranz und auch ihres Äußeren war sie für viele Nicht-Heterosexuelle eine Ikone.

Trotz politischer Untertöne: Ukraine-Krieg nur am Rande erwähnt

Immer wieder spielten die Rechte von Minderheiten bei der Oscar-Verleihung eine Rolle. Etwa in der Dankesrede von Ariana DeBose, die den Oscar als beste Nebendarstellerin für ihre Rolle im Musical "West Side Story" bekam. Sie sagte zum Publikum: "Sie sehen hier eine offen queere, nicht-weiße Frau, eine Afro-Latina, die ihre Kraft und ihr Leben durch die Kunst gefunden hat."

Auch die drei Moderatorinnen machten zum Thema, dass die Oscars jahrzehntelang Menschen, die nicht weiße Amerikaner sind, ignorierten. In einem vorgedrehten Video tourte etwa Gastgeberin Wanda Sykes durch das Academy Museum of Motion Pictures. Unter den Exponaten, die sie sich dort ansah, war auch ein Kasten ohne Inhalt, der der Schauspielerin Hattie McDaniel gewidmet sein sollte - die erste afroamerikanische Schauspielerin, die in der Kategorie als beste Nebendarstellerin gewann. Der leere Kasten erinnere auch an alle Oscars, die von schwarzen Regisseuren gewonnen wurden, scherzte sie.

Doch trotz politischer Untertöne blieb der aktuell größte Konflikt nur am Rande erwähnt. Stars wie Sean Penn oder die Moderatorin Amy Schumer hatten vor der Verleihung gefordert, dass der ukrainische Präsident Selenskyj zugeschaltet werden sollte. Doch daraus wurde nichts. Das Kriegsgeschehen spielte nur am Rande, etwa bei den Accessoires einiger Stars, eine Rolle. Selbst Mila Kunis, die in der Ukraine geboren wurde und zuletzt Millionensummen für Menschen in dem Land sammelte, sprach nur etwas allgemein von "jüngsten Geschehnissen". Für einen kurzen Schweigemoment wurde eine Solidaritätsbekundung mit der Ukraine eingeblendet. Es sei Realität, dass Millionen Familien in der Ukraine Essen, Medizin, sauberes Wasser und Notfallversorgung bräuchten. "Und wir - gemeinsam als globale Gemeinschaft - können mehr tun."

(dpa/mw)