Barbara Schöneberger: Ich habe tatsächlich oft darüber gesprochen, dass ich gerne mal Radio machen würde, weil mir Radio als ein sehr direktes und unkompliziertes Medium erscheint. Und genauso habe ich es jetzt auch in meiner Vorbereitung für Barbaradio kennengelernt. Es ist sehr schnörkellos und das was du machst, das kannst du im Prinzip dann auch so rausschicken.

Und diese Vorbereitungszeit, die du eben beim Fernsehen hast, die fällt hier weg. Und dadurch kannst du dich vielmehr auf die Inhalte und die Spontaneität verlassen und es reden am Ende nicht so viele Leute mit rein und schneiden und machen und beleuchten und zupfen und kämmen. Das ist ein großer Vorteil und ein großer Segen, denn ich muss zugeben, dass ich von der Fernsehvorbereitung schon manchmal genervt bin, auch wenn ich weiß, wie wichtig das ist.

Wann werden wir das erste Mal Barbaradio abrufen können – und mit welcher Auftaktsendung?

Barbara Schöneberger: Wir planen Mitte Oktober zu starten. Wann das genau sein wird, werden wir natürlich noch rechtzeitig bekannt geben. Aber wir bereiten uns jetzt schon seit zwei, drei Monaten ganz intensiv darauf vor, haben schon Sachen vorproduziert, wollen dann aber immer so aktuell wie möglich sein.

Natürlich kann ich nicht 24 Stunden am Tag im Radiosender sitzen und live Radio machen. Aber wir werden das so zeitnah vorbereiten, dass ich schon ganz nah dran bin an den Dingen, die passieren. Viele Rubriken sind vorbereitet, stehen auch schon fest. Welche genau das sein werden, verraten wir, wenn es losgeht und man uns 24 Stunden, 7 Tage die Woche hören kann.

Herr Poelmann, Barbara Schöneberger wird nicht nur die Stimme von Barbaradio. Wie groß ist ihr Gestaltungsspielraum bei der Audioplattform?

Rainer Poelmann: Barbaradio ist unser gemeinsames Projekt, wir reden hier über eine unternehmerische Kooperation zwischen Barbara Schöneberger und Regiocast. Da sie in vielen redaktionellen Sendeelementen integraler Bestandteil ist, diese meist auch komplett moderiert, nimmt Barbara besonders im Rahmen der inhaltlichen Ausrichtung maßgeblich Einfluss auf die Gestaltung des Programms.

Alles was in dem Kanal an Rubriken läuft, ist mit ihr abgestimmt, ja, entsteht in vielen Fällen auf Anregung von ihr. Sie ist regelmäßig bei uns im Haus, um die Entwicklung von Barbaradio aktiv voranzutreiben.

Radiounternehmer Rainer Poelmann sorgt für Prominenz im Radio.

Radiounternehmer Rainer Poelmann sorgt für Prominenz im Radio.

Was steht bei Barbaradio denn alles auf dem Programm?

Barbara Schöneberger: Bei Barbaradio steht ziemlich viel auf dem Programm, was aber aktuell noch fortlaufend im Entstehen ist. Das Tolle an so einem 24-Stunden-Programm ist ja, dass man unheimlich viele Ideen einbringen kann.

Es gibt Themen, die teilweise auch mit der Zeitschrift abgestimmt sind, aber natürlich auch vollkommen neue Rubriken, wie zum Beispiel "Mit den Waffeln einer Frau". Hier lade ich jede Woche einen Prominenten zum Gespräch ein und besteche ihn oder sie mit selbstgemachten Waffeln. Das funktioniert gut. Ich hab’s schon paar Mal gemacht. Die Promis, die eigentlich nicht viel so von sich erzählen möchten, verraten bei gutem Essen und netter Atmosphäre sehr viel mehr, als sie das vielleicht vor einer Fernsehkamera tun würden.

Wir haben grundsätzlich die Möglichkeit, unendlich viele unserer Ideen umzusetzen, egal ob das jetzt der Witz des Tages oder andere Kolumnen sind. Wir werden da ganz viel machen.

Das Konzept ähnelt durchaus ihrem Printmagazin Barbara bei Gruner + Jahr. Stimmen Sie sich mit dem Verlag ab?

Rainer Poelmann: Natürlich sind wir mit dem Verlag in einem sehr freundschaftlichen Austausch und haben schon viele Anknüpfungspunkte gefunden. Wir bespielen allerdings konzeptionell zwei vollkommen unterschiedliche Welten. Barbaradio ist ein Daily Medium. Wir konzentrieren uns auf das, worin Audio stark ist: Gespräch, Interaktion, Musik für jede Lebenslage und ein hörbares Lebensgefühl "Schöneberger".

Beautytipps, Modestrecken, Einrichtungsrubriken und vieles anderes, was einen Monatstitel wie Barbara im Print inhaltlich so lesenswert macht, werden Sie bei uns nicht finden. Deswegen glauben sowohl die Kollegen von Gruner + Jahr als auch wir, dass Werbekunden von der Printseite Barbaradio als eine interessante Ergänzung empfinden könnten – ebenso ist auch eine Verlängerung von klassischen Radiokunden in Print denkbar.

Die Zeitschrift hat sich werblich ganz gut entwickelt, verdient Geld über die Vermarktung. Wie sieht es denn mit der Finanzierung von Barbaradio aus?

Rainer Poelmann: Natürlich ist es unser Ziel, für Barbaradio eine Werbefinanzierung zu entwickeln. Wir sind dazu auch schon mit ersten Kunden im Gespräch, müssen natürlich aber erst einmal in den Markt und präsentieren, wie das neue Angebot klingt und welches Umfeld wir den potenziellen Werbekunden bieten. Dazu kommt natürlich die Entwicklung von Reichweite, die wir ja nicht geschenkt bekommen, sondern die wir uns über ein gutes Produkt aufbauen müssen.

Wir sind aber überzeugt, dass uns das schnell gelingen wird, weil wir nachhaltig in das Programmangebot investieren. Und auch wenn wir hier vor allem über eine digitale Denke in der Entwicklung der Plattform sprechen: Die Wertigkeit des Markenauftritts in Bild und Ton wird mindestens dem eines großen UKW-Senders entsprechen, inhaltlich sowieso.

Wo wird Barbaradio angesiedelt?

Rainer Poelmann: Barbaradio ist eine weitere digitale Marke, die von der Regiocast-Digital-Unit in Berlin geführt wird. Hier wurde die Strategie entwickelt und hier arbeitet seit April eine eigene Redaktion, die nur für die neue Audioplattform tätig ist und die gesamten redaktionellen Inhalte vorbereitet und die Ausspielkanäle steuert.

Die Vermarktung übernimmt unser Vertriebsteam der Regiocast in Leipzig. Webseite & Co. entstehen basierend auf Regiocast-Technologien wie etwa Radio.likemee bei unserem New-Media-Team in Kiel. Wie bei anderen Projekten auch, nutzen wir vor allem unsere eigenen Kompetenzzentren, um Barbaradio optimal an den Start zu bringen und schnell weiterentwickeln zu können.

The Farm gilt als die digitale Entwicklungswerkstatt von Regiocast. Die Idee der Audioplattform wird doch dort bestimmt in weiteren Facetten durchgespielt?

Rainer Poelmann: Barbaradio als Audioplattform ist natürlich in vielen Facetten denkbar. Einige davon haben die Kollegen rund um Sebastian Voigt als digitalem Programmdirektor der Regiocast schon zu Beginn unserer konzeptionellen Gespräche mit Barbara Schöneberger durchgespielt und werden Teil des Angebotes zum Start sein. Andere werden wir im Lauf der langfristigen Zusammenarbeit mit Barbara Schöneberger noch entdecken.

Wir sind sowohl strukturell als auch technologisch darauf eingestellt, die Dinge sehr schnell ändern zu können, wenn wir merken, dass eine neue Idee anfängt zu "zucken".

Was wir definitiv festhalten können: Audio boomt, die internetfähigen Lautsprecher wachsen hochdynamisch, so dass hier echte Phantasie für neue Angebote wie eben Barbaradio entstehen kann. Nicht als einzelner Webradiosender, nicht als klassisches UKW-Programm – sondern als Audioplattform mit Angeboten für multiple Verbreitungswege und Konsumsituationen. Welchen davon die Hörerinnen und Hörer für sich als Favoriten herauspicken werden, werden wir wissen, nachdem wir gestartet sind.

Als Mittvierzigerin verstehe ich mich als Zielgruppe von Barbaradio. Welche Ihrer Audio-Rubriken würden Sie mir denn besonders ans Herz legen?

Barbara Schöneberger: Das stimmt, Sie sind Mitte 40, ich bin es auch. Ich glaube, dass wir eine Riesenzielgruppe sind, vornehmlich weiblich, die ich erreichen kann, die ich erreichen möchte, die ich auch mit meiner Zeitschrift und der NDR-Talkshow, vielleicht auch mit den Sendungen bei RTL sowieso schon erreiche. Genau an solche Leute richte ich mich auch: Frauen, die im Leben stehen, die wahrscheinlich auch Kinder erziehen.

Aber wir schließen natürlich niemanden aus, wie bei allem was ich mache. Und ich glaube, die Leute erwarten etwas Bestimmtes von mir. Ich denke, dass inzwischen jeder eine Vorstellung davon hat, wie ich bin und wofür ich stehe. Das müssen wir auch einlösen.

Wie wir das in der Zeitschrift machen, müssen wir das jetzt auch beim Radio schaffen. Dadurch gibt es einen großen Wiedererkennungswert, und Leute, die mich gerne im Fernsehen anschauen, sagen dann auch, sie wollen sich auch gerne radiomäßig von mir durch den Tag begleiten lassen und ab und zu mal ‘nen Happen Barbara abkriegen - und ansonsten sehr, sehr gute Musik hören. Also ich schätze, wir hören uns.

Barbara Schöneberger in ihrer neuen Arbeitsmontur,

Barbara Schöneberger in ihrer neuen Arbeitsmontur,

Gibt’s für Barbaradio auch UKW-Pläne?

Rainer Poelmann: Zunächst startet Barbaradio erst einmal rein digital über IP. Ob im Rahmen unserer Idee einer umfassenden Audioplattform noch weitere Verbreitungswege dazukommen, werden wir später entscheiden. Dazu müssen wir uns die Rahmenbedingungen sehr genau anschauen. Aber nichts ist unmöglich.

Sie werden jetzt aktiver Teil der Audiobranche. Ein Grund mehr, der Gattung als Moderatorin großer Events treu zu bleiben?

Barbara Schöneberger: Also ohne große Events, ganz ehrlich, geht’s dann eben doch nicht. Ich freue mich natürlich wahnsinnig, dass ich mich dann eben ab und zu doch mal ins Abendkleid stürzen kann. Und vor einer größeren Menge Leute live zu stehen – es gibt für mich nach wie vor fast kein besseres Gefühl als Menschen zu unterhalten, ihnen dabei auch ins Gesicht schauen zu können.

Ich freue mich da auf alle möglichen Themen, die da auf mich zulaufen. Ich werde das einfach so lange weitermachen bis mich keiner mehr anruft. Auch diese Zeit wird kommen. Aber solange wir die Anrufe bekommen, mache ich einfach weiter - und freue mich drauf.


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.