Und durch die Ende 2017 eingeleitete Übernahme von großen Teilen des Medienkonzerns 21st Century Fox kommt demnächst das ebenfalls riesige Filmarchiv des Hollywood-Studios 20th Century Fox hinzu.

Gleichzeitig mit der ersten Bekanntgabe der Pläne für einen eigenen Videostreamingdienst hatte Disney angekündigt, dass die Streaming-Lizenzen für Disney-Titel, die in den Jahren zuvor Netflix erworben hatte, nicht mehr verlängert werden. Ein herber Schlag für den Hauptkonkurrenten, der seither auch primär auf Eigenproduktionen setzt.

Riesiges Zukunftspotenzial

Kein Wunder also, dass die amerikanische Investmentbank J.P. Morgan vergangene Woche eine ausgesprochen positive Prognose zur künftigen Entwicklung von Disney+ abgegeben hat.

So heißt es in einer Mitteilung der J.P. Morgan-Analystin Alexia Quadrani, dass Disney+ weltweit bis zu 160 Millionen Abonnenten erreichen könnte, davon 45 Millionen allein in den USA. Marktführer Netflix hat derzeit weltweit rund 140 Millionen Abonnenten.

"Zwar ist es keine Frage, dass es schon jetzt mehr Videostreamingdienste gibt als letztendlich überleben werden", so Quadranis Einschätzung, "dennoch haben wir keinen Zweifel daran, dass Disney+ auf der Shortlist der Angebote bleiben wird, die sich langfristig durchsetzen werden."

Die Zuversicht in den langfristigen Erfolg von Disney+, so Quadrani weiter, speise sich aus der "unvergleichlichen Markenbekanntheit, dem umfangreichen Premium-Content und dem konkurrenzlosen Ökosystem", mit dem Disney den Dienst vermarkten könne.

Auch wenn J.P. Morgan mit weltweit bis zu 160 Millionen potenziellen Abonnenten rechnet – Disney selbst hat sich bislang noch nicht zu einer möglichen internationalen Expansion geäußert. Offiziell ist lediglich von einem Launch in den USA "noch in diesem Jahr" die Rede.

Attraktives Streaming-Portfolio

Auf dem amerikanischen Heimatmarkt jedenfalls hat Disney noch ein weiteres Ass im Ärmel. Eigentlich sogar zwei: Die bereits gelaunchte Sport-Streaming-App ESPN+ mit inzwischen rund zwei Millionen zahlenden Abonnenten und der Videostreamingdienst Hulu mit rund 25 Millionen Abonnenten.

Durch die Übernahme von 21st Century Fox wird Disney Mehrheitsaktionär von Hulu mit einem Anteil von 60 Prozent. Die restlichen Anteile halten Comcast (30 Prozent) und AT&T.

Wie Ende Februar bekannt wurde, befindet sich Disney derzeit in Gesprächen mit AT&T, um auch den Zehn-Prozent-Anteil des Telekommunikationskonzerns an Hulu zu übernehmen und damit den Mehrheitsanteil auf 70 Prozent hochzuschrauben.

Mit einem künftigen Streaming-Portfolio aus Disney+, Hulu und ESPN+ kann Disney dann für die Abonnenten günstige Bundle-Angebote zusammenstellen, die auf dem Streaming-Markt noch einmal für eine gehörige Disruption sorgen dürften.


Autor: Franz Scheele

Schreibt als freier Autor für W&V Online. Unverbesserlich anglo- und amerikanophil interessieren ihn besonders die aktuellen und langfristigen Entwicklungen in den Medien- und Digitalmärkten Großbritanniens und der Vereinigten Staaten.