920-Millionen-Deal mit Funke:
Digitale Wende: Springer trennt sich von Print-Titeln
Die Funke Mediengruppe kauft für 920 Millionen Euro Printmarken Springers wie "Hamburger Abendblatt" oder "Hörzu". Springer macht dafür ganz auf digital – mit den Marken "Bild" und "Welt".
Paukenschlag im Printmarkt: Die Funke Mediengruppe (ehemals WAZ Mediengruppe) übernimmt Regionalzeitungen und Teile des Zeitschriftenportfolios von Axel Springer, darunter zum Funke-Portfolio passende Titel wie "Hamburger Abendblatt", "Hörzu", "TV Digital" oder "Bild der Frau". Dies teilen die Unternehmen am Donnerstagmorgen mit. Kaufpreis: 920 Millionen Euro. 660 Millionen Euro sind beim Vollzug fällig, spätestens aber am 30. Juni 2014. Den Rest kann Funke als "Verkäuferdarlehen mit mehrjähriger Laufzeit" an Springer zurückzahlen.
Mit dem Megadeal wird klar: Springer konzentriert sich voll und ganz auf die digitale Welt. An die Gruppe um die "WAZ" gehen Regionalzeitungen sowie Programm- und Frauenzeitschriften des Konzerns. Außerdem haben die beiden Medienfirmen vereinbart, ein Gemeinschaftsunternehmen für Vermarktung - unter der Führung von Springer-Manager Peter Würtenberger - zu gründen. Es betreut auch den Vertrieb von gedruckten und digitalen Medienangeboten. Springer und Funke wollen "ihre Aktivitäten, Ressourcen und ihr Know-how in diesen Bereichen" bündeln, wie es heißt. Springer hat dabei das Sagen: "In beiden Gesellschaften wird Axel Springer in der unternehmerischen Führung sein und die Mehrheit halten", heißt es. Springer und die Funke Mediengruppe hätten am Donnerstag einen entsprechenden rechtsverbindlichen Vorvertrag geschlossen. Das Ganze soll zum 1. Januar 2014 in Kraft treten.
Die Details: Zukünftig sollen die Springer-Regionalzeitungen "Berliner Morgenpost" und "Hamburger Abendblatt", die Anzeigenblätter in Berlin und Hamburg sowie die fünf Programm- und zwei Frauenzeitschriften von Axel Springer – "Hörzu", "TV Digital", "Funk Uhr", "Bildwoche", "TV Neu", "Bild der Frau" und "Frau von heute" samt Digital-Ableger zur WAZ-Familie gehören und deren "bestehendes Regionalzeitungs-, Anzeigenblatt- und Zeitschriftenportfolio ergänzen". Sie nehmen Platz neben "Gong" oder auch "Frau im Spiegel", die zu Funke gehören. Die Medienhäuser wollten sich zukünftig noch konsequenter auf ihre jeweiligen strategischen Ausrichtungen konzentrieren, heißt es. Die Regionalzeitungsgruppen sowie die Programm- und Frauenzeitschriften haben im vergangenen Geschäftsjahr 94,8 Millionen Euro zum Ebitda und 512,4 Millionen Euro zum Umsatz des Springer-Konzerns beigetragen.
Springer und die Funke Mediengruppe formulieren das Ziel des großen Deals, für den sie das Go des Kartellamts nicht vor Jahresende erwarten, so: "Axel Springer verfolgt eine stringente Digitalisierungsstrategie mit dem Ziel, das führende digitale Medienunternehmen zu werden. Dabei fokussiert sich das Unternehmen noch stärker auf seine multimedialen journalistischen Kernmarken Welt- und Bild-Gruppe mit den dazugehörigen Zeitschriftenmarken (Auto Bild-Gruppe, Computer Bild-Gruppe, Sport Bild). Ein weiterer Fokus von Axel Springer liegt auf dem Ausbau von Online-Rubrikenmärkten und digitalen Vermarktungsplattformen." Und die Funke Mediengruppe "beschleunigt durch die Übernahme der Titel von Axel Springer die Entwicklung zu einem führenden nationalen Medienhaus. Das Unternehmen, das für journalistische Qualität und hohe Wirtschaftlichkeit steht, konzentriert sich künftig noch stärker auf den Ausbau seiner erfolgreichen Regionalmedien und Zeitschriften mit einer leserorientierten Verbindung von Print und Digital."
Funke-Boss Thomas Ziegler sagt mit Blick auf die Veränderungen in der Branche: "Wir müssen unsere Kräfte bündeln – denn der Medienmarkt stellt uns vor anspruchsvolle Aufgaben. Deshalb freuen wir uns, dass wir mit der Axel Springer AG im Rahmen der Gemeinschaftsunternehmen für Vermarktung und Vertrieb eng zusammenarbeiten und ausgewählte Axel Springer-Printtitel mit unseren Aktivitäten zusammenführen werden. Für unser Haus eröffnen sich neue Perspektiven: im Print- und im Online-Bereich." Dem Haus erschließe sich großes Potenzial, "um neue Wege, etwa in der intelligenten Verzahnung beider Welten, zu gehen".
Laut Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner ist der AG die Entscheidung, sich von "einigen der traditionsreichsten Marken des Hauses" zu trennen, "nicht leicht gefallen". Springer sei jedoch sicher, dass die Bündelung in der Funke Mediengruppe, die sich im Kern auf regionalen Print- und Online-Journalismus sowie Magazine konzentrieren wolle, "für eine langfristige Perspektive der Marken und deren Mitarbeiter das Beste ist". Döpfner: "Die unterschiedlichen Strategien der beiden Häuser ergänzen sich hervorragend. Die Axel Springer AG wird den eingeschlagenen Weg zum führenden digitalen Medienunternehmen konsequent weitergehen, mit klarer Ausrichtung auf die Bild- und die Welt-Gruppe, in die wir journalistisch investieren werden und die auch sehr langfristig unverzichtbarer Kern des Unternehmens Axel Springer bleiben. Erst am Mittwoch ist bekannt geworden, wie die "Bild"-Familie für mehr Präsenz in Online und Mobile umgebaut werden soll.