Die Digital-Abo-Abschlüsse sollen sich seit Sommer vergangenen Jahres verdreifacht haben, wie später genauer gezeigt wird. Das Paid-Modell nennen die Funke-Manager "User-First-Prinzip".

In Nordrhein-Westfalen starteten die Redaktionen vor gut einer Woche die digitalen Bezahlangebote - mit positiv-überraschenden Ergebnissen. Im März folgt die Berliner Morgenpost, danach werden die Titel in Braunschweig und Thüringen umgestellt.

Stabstelle Digitale Transformation

Um diese Umstellung besser zu managen, wurden in dieser Woche Ruth Betz und Carsten Erdmann in die neu geschaffene Stabsstelle Digitale Transformation berufen. Hier geschieht laut Ove Saffe "eine Kulturrevolution", ein schneller, ergebnisorientierter Austausch unter den Standorten.

Überhaupt, der Austausch: Der wird im neuen Newsroom der WAZ im neuen Gebäude der Funke Mediengruppe im ersten Stockwerk schon gelebt. Arbeiteten die Redakteure bisher vor allem in verstaubt anmutenden Einzelzimmern, so tauschen sie sich jetzt agil aus.

Kontinuierlich wird geprüft, welche Artikel funktionieren, aus den Erkenntnissen wird in einer übergreifenden Mannschaft dann Print erstellt. In den ovalen, großzügig gestalteten Waben wird ein neues Miteinander gelebt, alles ist online, alles ist Print.

Treppe als Screen

Nicht ohne Stolz führt Andreas Schoo, der das Digitalgeschäft verantwortet, durch sein neues Reich, den frisch bezogenen Neubau der Funke Mediengruppe in der Essener Innenstadt. Schon die große Treppe im Eingangsfoyer ist – Stufe für Stufe – ein gigantischer Bildschirm. Wie in einem Printhaus sieht es hier nicht aus, auch wenn neben dem Porträt des Verlagsgründers Jakob Funke in Lettern an der Wand geschrieben steht: "Journalismus aus Leidenschaft". Das freilich gilt für jedes Medium.

Die großen Änderungen des Medienhauses sind spürbar, an jeder Ecke. Vor allem eben im großen Newsraum der WAZ: riesige Monitore an einer Wand, wo der Strukturplan der Zeitung von morgen in Echtzeit mit Wort und Bild gefüllt wird.

Mit den Veränderungen gehen allerdings auch negative Schlagzeilen daher. So wird der Tageszeitungsbereich "im Sinne maximaler Kosteneffizienz" neu aufgestellt, wie der Verlag kommuniziert, zu Deutsch: Personalabbau.

Das betrifft etwa die Westfalenpost in Warstein, die eingestellt wird. In Braunschweig und Hamburg wird je am Wochenblatt gespart, im Erscheinungsintervall und der Zusammenlegung von Redaktionen. Das Kompaktformat der Berliner Morgenpost wird eingestellt, in der dortigen Zentralredaktion werden Redakteursstellen abgebaut. Auch die Druckerei in Essen wird aufgegeben, Hagen soll dagegen gestärkt werden.

Erste Zahlen zu Paid-Abos

Der Optimismus gilt also vor allem der digitalen Zukunft. Und dazu gibt es sogar erste Zahlen, die W&V exklusiv vorliegen.

Die Funke-Tageszeitungstitel zählen insgesamt rund 100.000 zahlende Digitalkunden. Diese legen im Durchschnitt 20 Euro im Monat auf den virtuellen Tisch. Allein Vorreiter Hamburg kommt schon auf 30.000 Abonnenten. In NRW, wo die Bezahlsause ja jetzt erst gestartet ist, gewinnt das Medienhaus 60 Abos pro Tag.

Und das, wo es bislang noch nicht einmal Marketingmaßnahmen dazu gibt.


Autor: Jochen Kalka

ist jok. Und schon so lange Chefredakteur, dass er über fast jede Persönlichkeit der Branche eine Geschichte erzählen könnte. So drängt es ihn, stets selbst zu schreiben. Auf allen Kanälen.