UK-Zeitungsmarkt:
Daily Mail will Zeitungstitel The i übernehmen
Johnston Press, Herausgeber der Kompaktzeitung, sucht nach einem Käufer. Möglichst aber für alle der über 200 Titel des Verlags. Es droht die Insolvenz.
Die britische Kompaktzeitung The i könnte schon bald erneut den Eigentümer wechseln. So soll der Zeitungsverlag The Daily Mail and General Trust (DMGT), Herausgeber unter anderem der Daily Mail und des Gratistitels Metro, laut Sky News dem Verlag Johnston Press ein entsprechendes Kaufangebot unterbreitet haben.
Johnston Press steht seit Mitte Oktober offiziell zum Verkauf (W&V Online berichtete). Der Verlag mit Sitz in London und offiziellem Geschäftssitz in Edinburg gibt in Großbritannien mehr als 200 lokale und regionale Tages- und Wochenzeitungen heraus, darunter The Scotsman, The Yorkshire Post, The Sheffield Star und The News (Portsmouth).
Erst im April 2016 hatte Johnston Press für 24 Millionen Pfund die überregionale Zeitung The i übernommen, die ursprünglich dem Londoner Verlag ESI Media gehörte. The i war 2012 als Kompakt-Variante der Tageszeitung The Independent, deren Print-Ausgabe mittlerweile eingestellt wurde, gelauncht worden.
Neben dem Scotsman gilt The i als einer der wenigen Umsatz- und Erlösbringer für Johnston Press, obwohl die verkaufte Auflage – wie fast bei allen Zeitungstiteln in Großbritannien – stark rückläufig ist. So meldete The i für September eine Auflage von 242.000 Exemplaren, davon 54.000 in der Rubik "Sonderverkäufe". Dies entspricht einem Minus gegenüber dem Vorjahr von neun Prozent.
Keine Komplettübernahme
Wie es heißt, hat DMGT kein Interesse an einer Komplettübernahme von Johnston Press. Was nicht weiter verwunderlich ist. Denn Johnston Press hat einen gewaltigen Schuldenberg aufgehäuft. In den Jahren vor der Finanzkrise hatte der Verlag für Hunderte Millionen Pfund zahlreiche Zeitungstitel zugekauft. Bis Juni nächsten Jahres müssen 220 Millionen Pfund an Schulden zurückgezahlt werden. Außerdem verzeichnet der Pensionsfonds des Unternehmens ein Defizit in Höhe von 40 Millionen Pfund.
Ob DMGT tatsächlich zum Zuge kommt, ist ungewiss. Denn der größte Anteilseigner von Johnston Press, der norwegische Investor Christen Ager-Hanssen, hat bisher immer erklärt, dass er keine Aufspaltung des Verlags wolle. Mit seinem Anteil von 25 Prozent an Johnston Press werde er jeden Deal blockieren, den er nicht gutheißen könne, so Ager-Hanssen.
Sollte sich allerdings kein anderer Käufer finden, könnte Johnston Press schon bald gezwungen sein, Insolvenz anzumelden. Für diesen Fall soll das Verlagsmanagement bereits die Beratungs- und Umstrukturierungsfirma Alix Partners beauftragt haben.