
Generation Praktikum:
"Chefsessel-Furzer": Praktikantin rechnet mit den Medien ab
Sie will irgendwas "Cooles" mit Medien machen und bekommt trotz Studium und einem Übermaß an Arbeitseinsatz nur Praktikanten-Jobs mit wenig Lohn: Eine Studentin aus Österreich wettert gegen die Ausbeutung.
Die 23-jährige Sinah Edhofer aus Österreich hat sich ihren ganzen Frust über die Medienbranche, die schlechten Aussichten und die prekäre Bezahlung als Praktikantin von der Seele geschrieben. "Junge Menschen sind kein Kanonenfutter. Sie sind motiviert, nicht vorbelastet, voller Erwartungen und ihr, die ihr da seit 1996 in eure ledernen Chefsesseln furzt und von großen Visionen, Teamgeist und Delegation redet (...), ruiniert unsere Erwartungen an das Arbeitsleben," wettert sie in ihrem TheBLackShirtBlog. "Danke für (fast) nichts" hat sie ihre bitterböse Abrechnung übertitelt.
Zu den Unternehmen, die sie anprangert, gehört auch der öffentlich-rechtliche Sender ORF, ein Unternehmen, das sich mehr leisten könnte, wie Edhofer meint. Auch der ORF zahle nur 700 Euro im Monat für 40 Stunden Arbeit. "Und ich möchte aus Erfahrung sagen, dass das – bei den Medienpraktika – im Vergleich nicht wenig ist." Gerade etablierte, große Medien argumentierten gegenüber den Berufsanfängern damit, dass nur wenig Geld da sei.
Sie habe immer Vollzeit neben ihrem Kommunikationsstudium gearbeitet, für wenig Geld, eben, weil es alle machten, weil diese Angst hätten, später keinen Job zu bekommen. Und schließlich mache man ja auch "etwas Cooles mit Medien". Aber nach mehreren Monaten Arbeit stelle sich für sie schon eine Frage: "Von dem ein oder anderen Unternehmen würde ich nämlich schon ganz gerne wissen, warum meine Arbeit jetzt weniger wert war als die der anderen." Berufserfahrung könnten sich nur die leisten, die von ihren Eltern während ihrer Ausbildung unterstützt würden. Sich nach dem Studium selbst zu finanzieren, gelinge den Medien-Praktikanten, so Edhofer, ebenfalls nicht.
Die Studentin hat nicht nur bei zahlreichen Medienunternehmen gearbeitet, sondern laut ihrem LinkedIn-Profil auch ein neunmonatiges Praktikum in der PR absolviert. Einen Nerv scheint sie mit ihrer Abrechnung tatsächlich getroffen zu haben: 510 Kommentare hat das wütende Pamphlet schon eingeheimst. (via Huffington Post).