Großbritannien:
Briten würden gern Rundfunkgebühr abschaffen
Jeder zweite Brite favorisiert eine Finanzierung der BBC über Werbung oder ein Abo-Modell. Nur rund ein Viertel möchte am bisherigen Gebührenmodell festhalten.
Die Hälfte der Briten spricht sich für ein Ende der bisherigen Finanzierung der BBC durch Rundfunkgebühren aus. Dies geht aus einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschers Yougov im Auftrag der Tageszeitung The Times (Paywall) hervor.
Danach erklärten lediglich 27 Prozent der Befragten, dass die bisherige Gebührenregelung ihr favorisiertes Finanzierungsmodell sei. Dagegen sagten 37 Prozent, dass sich die britische Rundfunkanstalt künftig wie die kommerziellen TV-Sender ITV, Channel 4 oder Channel 5 über Werbung finanzieren und auf die Rundfunkgebühr verzichten sollte.
Weitere 13 Prozent plädieren laut der Befragung für ein Abonnements-Modell – ähnlich wie beim Videostreamingdienst Netflix. 7 Prozent würden eine allgemeine "Rundfunksteuer" begrüßen.
Die derzeitige Rundfunkgebühr beträgt in Großbritannien 154,50 Pfund pro Jahr, umgerechnet knapp 180 Euro. Zum Vergleich: Der Rundfunkbeitrag für die öffentlich-rechtlichen Sender in Deutschland liegt bei jährlich 210 Euro.
Die Ergebnisse der Umfrage kommen für die BBC zu einem äußerst ungünstigen Zeitpunkt. Erst vor wenigen Wochen hatte Premierminister Boris Johnson die Frage aufgeworfen, ob das bisherige Gebührenmodell angesichts der zunehmenden Nutzung digitaler Angebote noch sinnvoll sei. Zugleich stellte er die Möglichkeit einer Finanzierung über Abonnements in den Raum. Außerdem, so Johnson, denke er darüber nach, Gebührenverweigerung künftig nicht mehr als kriminellen Tatbestand zu werten.
Grundlegende Änderung erst ab 2028 möglich
Das laufende Gebührenmodell kann allerdings nicht vor dem Jahr 2028 geändert werden, denn erst dann läuft das bestehende Finanzierungsverfahren auf Basis der Royal Charter aus. Sie ist die rechtliche Grundlage der BBC, in der unter anderem ihr Programmauftrag sowie die Finanzierung geregelt sind. Letztmalig wurde sie zum 1. Januar 2017 erneuert und hat eine Laufzeit von elf Jahren bis zum 31. Dezember 2027.
Geregelt werden könnte allerdings eine Entkriminalisierung der Zahlungsverweigerung schon vor 2022, wenn im Zuge einer "Zwischenüberprüfung" die Höhe der Rundfunkgebühr für die nächsten fünf Jahre festgelegt wird. Zahlreiche Parlamentsabgeordnete der Konservativen Partei befürworten einen solchen Schritt.
In einer Reaktion auf die von der Times veröffentlichten Zahlen hat die BBC die Umfrageergebnisse angezweifelt. Eigene Befragungen, so die Rundfunkanstalt, hätten ergeben, dass die Zustimmungswerte zum gegenwärtigen Gebührenmodell seit 2004 signifikant gestiegen seien. Sie seien zudem höher als zu allen alternativen Finanzierungsmodellen.