US-Zeitungsmarkt:
Boston Globe hat mehr Digital- als Print-Abonnenten
Damit ist das Blatt vermutlich die erste Lokalzeitung in den USA, die diese Zielmarke erreicht hat. Fraglich ist allerdings, ob dies ein echter Meilenstein ist.
Dass Zeitungen mehr Digital- als Print-Abonnenten haben können, ist inzwischen keine wirkliche Sensation mehr: Die New York Times hat dies geschafft, die Washington Post, die Financial Times und das Wall Street Journal. Doch dies sind alles überregionale Titel.
Mit dem Boston Globe hat nun aber in den USA erstmals auch eine klassische Lokalzeitung diese Zielmarke erreicht – abgesehen natürlich von den Lokalblättern, die ihre Print-Ausgabe gleich ganz eingestellt haben.
Im ersten Quartal 2019 stieg beim Boston Globe die Zahl der Digital-Abos von 108.000 auf 112.000. Gleichzeitig ging allerdings die Zahl der Print-Abonnements um elf Prozent von knapp 109.000 auf rund 99.000 zurück – dies entspricht im Jahresvergleich etwa dem durchschnittlichen Print-Auflagenminus der US-Lokalzeitungen.
Ein echter Meilenstein und ein Hoffnungsschimmer also für die Lokalzeitungen? Wohl eher nicht. Denn noch immer sorgen beim Boston Globe die Print-Abonnenten für einen höheren Umsatz als die Digital-Abonnenten. Und dies, obwohl das Digital-Abo mit einer Jahresgebühr von 360 Dollar nach den üblichen Anfangs-Discounts überdurchschnittlich hoch ist und sogar über der der New York Times und der Washington Post liegt.
Außerdem: Insgesamt 211.000 Abonnenten (Digital + Print) bei 4,6 Millionen Einwohnern in der Metropolregion Boston ist nicht gerade ein überragender Wert. Zum Vergleich: In den 90er-Jahren hatte der Boston Globe noch eine Auflage von rund 500.000 Exemplaren.
Dennoch ist man beim Boston Globe glücklich über das Erreichen dieser Zielmarke und führt sie auf "Experimente mit dem Metered Model der Online-Paywall" zurück, auf neue digitale Test-Angebote sowie neue Apps. Und es gibt noch einen weiteren Aspekt: Auch wenn die Print-Abonnenten noch den höheren Umsatz bringen – sie sorgen auch durch den Druck und Vertrieb für deutlich höhere Kosten als die Digital-Abonnenten.