IVW-Auflagen IV/2020:
Auch Zeitschriften spüren den Corona-Effekt
Die Menschen sahen im Lockdown Ende 2020 nicht nur mehr fern, sondern kauften auch mehr Zeitschriften. Die größere Häuslichkeit verhalf nicht nur dem Klassiker Landlust zu einem neuen Höhenflug.
Dass die Nutzung von TV- und Streaming-Angeboten in der Pandemie kräftig anstieg (und nach wie vor steigt), wurde bereits hinlänglich dokumentiert. Doch wie sehr auch der klassische Kanal Print von der allgemeinen Zurückgezogenheit der Menschen profitiert, beweisen die Auflagen der Zeitschriften im vierten Quartal 2020, die die IVW jetzt veröffentlicht hat.
Vor allem Themen rund um Häusliches haben erwartungsgemäß gewonnen. Absoluter Auflagengewinner ist ein Titel, der beinah wieder zu früherer Größe aufläuft: Die Landlust legt um knapp 59.000 Exemplare auf rund 887.000 verkaufte Exemplare zu; das entspricht einem Plus von 7,1 Prozent.
Auch andere Titel rund um Haus, Küche und Garten erlebten einen ordentlichen Schub: Einfach Hausgemacht verkaufte rund 25.000 Hefte mehr (+35,6 Prozent) als im Vorjahresquartal, Meine gute Landküche fand knapp 18.000 zusätzliche Käufer (+61,8 Prozent). Mit rund 13.000 (+21,6 Prozent) mehr Käufern rangiert Lisa Blumen & Pflanzen auf Platz vier der Wachstumsgewinner nach absoluten Zahlen.
Plus für Special Interest
Auch die vermehrte Hinwendung zu Einzelsport und Hobbies spiegelt sich in den Auflagenzahlen wieder. Spezialtitel wie Pferd & Co (+49,2 Prozent), Bike (+7,2 Prozent) und Bergsteiger (+13,6 Prozent) erfreuen sich ebenso steigender Verkäufe wie Selbst ist der Mann (+6,1 Prozent) oder Flow (+3,7 Prozent).
Und natürlich mussten auch die Jüngsten beschäftigt werden. Für sie gab es Lektüre wie Geo mini (+11,4 Prozent), Playmobil Pink (+19,1 Prozent), Disneys Prinzessin (+17,0 Prozent) Löwenzahn (+17,4 Prozent) oder Die Eiskönigin (+6,0 Prozent).
Die üblichen Verkaufsknüller hatten es hingegen größtenteils schwerer. Der überwiegende Teil der Top 30 nach Verkaufsauflage musste – abgesehen von Landlust - Verluste hinnehmen. Der Auflagenprimus TV14 (Bauer Media Group) verlor fast sieben Prozent der Auflage aus dem Vorjahresquartal, liegt aber mit insgesamt 1,76 Millionen verkauften Exemplaren immer noch weit vorn. Auch TV Direkt aus der Funke-Gruppe verlor einige Käufer: Es ging um 14,4 Prozent auf rund 1,1 Million verkaufte Hefte zurück. Die beiden Titel waren dennoch die einzigen, die die Millionengrenze knacken konnten. Auf Platz drei folgt bereits Landlust mit rund 887.000 Exemplaren – siehe oben.
Die Auflagen werden "härter"
An manchen der teils drastischen Veränderungen sind auch gewisse Corona-Effekte schuld, zeigt eine Auswertung der VDZ-Plattform PZ-Online: Die "weichen" Auflagensparten (etwa Bordexemplare, sonstiger Verkauf) schrumpften bei vielen Titeln überproportional, da diese Vertriebswege durch die Pandemie weitgehend blockiert waren. Abo und Einzelverkauf liefen jedoch weiter. Die Folge: Bei manchen Titeln die Auflage "härter".
Zum Beispiel sank die Verkaufsauflage von Brigitte insgesamt um zwölf Prozent, die Summe aus Abo und Einzelverkauf aber nur um knapp zwei Prozent. Bunte verlor insgesamt 17 Prozent, aber nur rund sieben Prozent der "harten" Auflage. Für den Spiegel wirkte sich das sogar positiv aus: Die Verkaufsauflage des Hamburger Nachrichtenmagazins ging zwar unter dem Strich um rund sechs Prozent zurück. Gleichzeitig wuchsen Abo und Einzelverkauf aber um drei Prozent.
Mitbewerber Focus brach aufgrund des Verlusts der Bordauflage sogar um rund 28 Prozent ein. Die Bilanz von Abo und Einzelverkauf sieht da deutlich glimpflicher raus: Hier fehlen nur fünf Prozent zum Vorjahresquartal. Beim Stern sieht es allerdings auch hier nicht berauschend aus: Insgesamt verlor das Gruner + Jahr-Flaggschiff im Vorjahresvergleich 16,1 Prozent der Auflage, Einzelverkauf und Abo zusammengerechnet liegen um 10,5 Prozent im Minus.