
Kino:
2019 war die Kinowelt noch in Ordnung
Umsatzplus und Besucherplus, so die Kinobilanz für 2019. Die Filmförderungsanstalt (FFA) untersucht das vergangene Kinojahr unter soziodemografischen und konsumrelevanten Aspekten.

Foto: Fotolia
Eigentlich ein Grund zur Freude. Das Kinojahr 2019 verlief gut - deutlich besser als das Vorjahr - mit 13 Prozent mehr Besuchern. Angesichts der aktuellen Situation mit geschlossenen Sälen und wochenlangem Betriebsausfall wenig tröstend. Insgesamt 113 Millionen Kinotickets wurden im vergangenen Jahr verkauft. Die Filmförderungsanstalt (FFA) legte dazu die Studie "Kinobesucher 2019" vor, in der sie das vergangene Kinojahr unter soziodemografischen, konsumrelevanten und filmspezifischen Aspekten analysiert. Normalerweise ist die Studienpräsentation Programmpunkt auf dem jährlichen Kinokongress des HDF, der vom 21. bis 24. April in Baden-Baden stattgefunden hätte. Nun aber auf 2021 verschoben ist.
2019 mit mehr Besuchern und höherer Besuchsintensität
Die Besucherreichweite gemessen an der Gesamtbevölkerung lag bei 38 Prozent, knapp zwei Prozentpunkte mehr als 2018. Am kinoaffinsten nach Reichweite waren die 10- bis 19-Jährigen, von denen 68 Prozent mindestens einmal ins Kino gingen. Auch die Besuchsintensität stieg um acht Prozent auf 4,4 Besuche pro Person. Am häufigsten gingen die 30- bis 39-Jährigen, nämlich durchschnittlich fünfmal, ins Kino. Insgesamt stieg die Zahl der Personen, die im vergangenen Jahr ein Kino besuchten, um fünf Prozent auf 25,7 Millionen.
Verluste in der Altersgruppe 20 bis 29 Jahre
In fast allen Altersgruppen konnten Besucher dazugewonnen werden - meist um die 20 Prozent. Mit Ausnahme der 40 bis 49 Jährigen. Hier lag das Plus bei nur neun Prozent. Einen großen Einbruch gab es bei den Jüngeren in der Altersgruppe 20 bis 29 Jahre. Hier gingen acht Prozent weniger ins Kino - SVoD bedingt. Damit stieg das Durchschnitts-Alter der Kinogänger erneut an und lag 2019 bei 39,5 Jahren (2018: 39,0 Jahren). Der typische Heavy-User mit sieben und mehr Kinobesuchen war im Jahr 2019 eher männlich (58 Prozent) und zwischen 30 und 39 Jahren alt (25 Prozent).
Streaming zieht jüngere Besucher ab
In allen Altersgruppen ab 20 Jahren hat SVoD an Bedeutung gewonnen und machte bei den 20- bis 29-Jährigen erstmals mehr als die Hälfte des Umsatzes des Kino- und Videomarkts aus (52 Prozent). Interessant: Insgesamt war die Kinoreichweite von SVoD-Nutzern mit 54 Prozent höher als die von Nicht-SVoD-Nutzern mit 30 Prozent. Dies gilt für alle Altersgruppen. Auch die Besuchsintensität ist mit fünf Tickets pro Person um 14 Prozent höher als die aller Kinobesucher. Dabei sind die SVoD-Abonnenten und -Nutzer jünger im Vergleich zu den Kinobesuchern.
Die FFA erfasst auch die Entwicklung der SVoD-Umsätze. Die nahmen 2019 die Milliarden-Marke. Der Umsatz stieg von 865 Millionen Euro 2018 auf 1,187 Milliarden Euro 2019.
Drama war am beliebtesten
Beliebtestes Genre war Drama (25 Prozent), gefolgt von Action- und Abenteuerfilmen (23 Prozent) sowie Kinderfilmen (17 Prozent). Auf Platz vier kam erst die Komödie (13 Prozent). Genau wie in den Vorjahren fand der Großteil aller Kinobesuche in der zweiten Wochenhalfte von Donnerstag bis Sonntag statt. 50 Prozent der Twens sahen sich lieber Filme ab 20 Uhr an, 58 Prozent der über 60- Jährigen bevorzugten hingegen einen Filmbeginn vor 18 Uhr.
Deutscher Film interessiert besonders über 40 Jährige
2019 konnte sich der deutsche Film sowohl ticket- als auch umsatzseitig erholen (plus vier bzw. plus acht Prozent). Der deutsche Marktanteil nach Tickets blieb mit 22 Prozent im Jahr 2019 weiterhin über der 20-Prozent-Marke und damit im Vergleich zum Vorjahr stabil. Wie in den Vorjahren war der deutsche Kinobesucher mit 45,9 Jahren älter als der Gesamtkinobesucher mit 39,5 Jahren. Gleichzeitig war er damit auch mehr als zwei Jahre älter als 2018 (43,5 Jahre).
Trailer und Freunde locken ins Kino
Filmvorschau und Trailer im Kino waren mit 19 Prozent die wichtigste Aufmerksamkeitsquellen, gefolgt von Tipp von Freunden (12 Prozent) und Fernsehwerbung (11 Prozent). Der häufigste Besuchsgrund war auch 2019 mit großem Abstand eine interessante Story oder Thema (32 Prozent). 14 Prozent gingen in den Film weil er eine Fortsetzung oder Teil einer Serie war.
3D-Filme auf absteigendem Ast
3D-Filme interessieren weniger. So verschob sich das Verhältnis von 3D- zu 2D-Tickets bei 3D-Filmen stark zugunsten von 2D. 2019 wurden 62 Prozent der Tickets eines 3D-Films für einen Besuch ohne Brille gelost. Insgesamt konnte der 3D-Film einen Zuwachs von acht Prozent bei Tickets und Umsatz verbuchen, wuchs aber geringer als der Gesamtmarkt. Der Marktanteil an verkauften Tickets sank noch einmal auf 15 Prozent (Vorjahr: 16 Prozent).
Convenience gefragt
Mit 555 Mio. Euro gaben die Kinobesucher das meiste Geld für Snacks und Getränke seit Beginn der Datenerhebung aus, auch der Verzehr-Anteil am Kinoumsatz erreichte mit 35 Prozent, genau wie der Anteil der Gäste, die überhaupt etwas verzehrt haben – 61 Prozent.
Das FFA-Panel umfasst 25.000 Teilnehmer (brutto) und steht repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 10 Jahren.