New Normal:
W&V-Serie: Home oder Office, Shopify
Bei Shopify ist der Kurs ganz klar: digitales Arbeiten wird zum Standard. Damit dabei keiner auslaugt, gibt es den Meeting-freien Mittwoch. Ein Gespräch mit Roman Rochel, European Markets Lead bei Shopify.
W&V fragt in seiner neuen Serie "Home oder Office?", welche Erfahrungen Unternehmen in den vergangenen Monaten gemacht haben und wie sie sich fürs New Normal rüsten.
Heute: Shopify, ein wichtiger Enabler für den E-Commerce. Händler können mit Shopify ihre Shops für vielfältige Vertriebskanäle wie Web, mobile Anwendungen und Seiten, Social Media, Marktplätze, den stationären Handel und Pop-up-Stores gestalten, einrichten und verwalten. W&V hat sich dazu mit Roman Rochel, European Markets Lead bei Shopify, unterhalten (mehr von ihm hier im W&V-Podcast)
Wie hat sich der Anteil der Mitarbeiter im Homeoffice seit Beginn der Coronakrise geändert?
Seit Beginn der Corona-bedingten Kontaktbeschränkungen arbeiten alle unsere rund 5.000 Mitarbeiter*innen von zu Hause. Ende Mai haben wir verkündet, dass wir ab sofort ein Digital by Default-Unternehmen sind, also standardmäßig digital arbeiten.
Vorher haben auch schon einige Mitarbeiter*innen remote gearbeitet. Jetzt stellen wir uns darauf ein, dauerhaft von zu Hause zu arbeiten und uns gegebenenfalls nur zu bestimmten Meetings und Teamevents physisch zu treffen. Denn für uns ist die Zukunft des Arbeitens digital.
Wann planen Sie eine Rückkehr in die Büros? In welchem Umfang?
Bis 2021 bleiben alle unsere Büros geschlossen. Danach werden sie umgestaltet, um sie an die neuen Anforderungen anzupassen. Das Coronavirus ist für uns alle eine Herausforderung. Wir sehen es aber auch als Chance, die Art und Weise wie wir zusammenarbeiten, komplett zu überdenken und ein aktiver Akteur, ein Vorreiter des Wandels zu werden.
Diese Entscheidung ist eng in unserer Kultur bei Shopify und unserer Fähigkeit, uns an den ständigen Wandel anzupassen, verwurzelt. Wie unsere Händler, die sich ständig neu erfinden, sind wir in der Lage, unsere Arbeitsweise komplett umzustellen. Dabei behalten wir unser gemeinsames Ziel immer im Auge: Unternehmer*innen dabei zu unterstützen, sich anzupassen und diese Pandemie zu überstehen und sogar gestärkt daraus hervorzugehen.
Verändern Sie jetzt die bisherigen Vereinbarungen zum Thema Homeoffice?
Vor der Remote-first-Strategie haben circa 40 Prozent der Angestellten von zu Hause gearbeitet. Das waren vor allem Mitarbeiter im Customer Support und es hat einwandfrei funktioniert. Die Erfahrungen dieser Gruppe können wir jetzt nutzen. So ist es für uns eine logische Konsequenz, die gleichen Vorraussetzungen für alle gelten zu lassen: digital by default eben.
Wie sind Ihre Mitarbeiter fürs Home Office technisch gerüstet und müssen Sie da evtl. nachjustieren?
Natürlich müssen wir es gewährleisten, dass alle unsere Mitarbeiter*innen ideale Arbeitsbedingungen haben, um problemlos von zu Hause zu arbeiten. Daher bekommt jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter zu Beginn eine Zulage über 2.000 Euro für die Ausstattung des Heimbüros. Diesen Zuschuss können sie von Büromöbeln bis hin zu Geräten für alles ausgeben, was zur idealen Arbeit von zu Hause noch fehlt. Jeder Mitarbeiterin und jedem Mitarbeiter ist es freigestellt, wie und in welchem Maße er oder sie das Zuhause zum Büro umbaut.
Die Kommunikation nimmt noch mehr Bedeutung an, wenn Mitarbeitende sich nicht mehr persönlich treffen. Deshalb haben wir auch maßgeblich in die bestmöglichen Kommunikationstools investiert, die einen reibungslosen Kommunikationsfluss im Arbeitsalltag ermöglichen.
Welche Zwischenbilanz ziehen Sie beim Thema Homeoffice für Ihr Unternehmen? Wo hat es gut geklappt, wo lagen Schwierigkeiten?
Wir sind sehr zufrieden mit den ersten Monaten als Digital by Default-Unternehmen. Dadurch, dass wir bei Shopify es gewohnt sind, uns ständig an neue Situationen anzupassen, ging auch der Wechsel ins Homeoffice problemlos über die Bühne. Wir haben uns schon oft neu erfunden: Vom kleinen Snowboard-Verkäufer zu Shopify, einem Unternehmen, das Venture Capital annahm und schließlich 2015 zu einem börsennotierten Unternehmen wurde. 2017 haben wir die gesamte Struktur des Unternehmens geändert. Und jetzt stellen wir uns eben intern komplett um.
An welchen Stellen sehen Sie Verbesserungspotenzial?
Zu Beginn haben wir uns Sorgen wegen der Unternehmenskultur gemacht, aber wir dachten uns, dass man an einer bestehenden Kultur nicht festhalten muss, nur weil sie gut ist. Auch die Kultur kann und sollte sich stetig weiterentwickeln. Daher haben wir beispielsweise neue Rituale geschaffen und schaffen es so, einen Austausch zwischen den Mitarbeitenden aufrechtzuerhalten.
Was heißt das für Ihr Gebäudemanagement? Brauchen Sie mehr/weniger Raum? Oder anders gestaltete Flächen?
Da wir langfristig weitgehend im Homeoffice arbeiten werden, beschäftigen wir uns auch intensiv mit der Frage des Gebäudemanagements. Daher bleiben wir flexibel und werden auch weiterhin alles so anpassen, wie es für Shopify-Mitarbeiter*innen am besten ist. Eines ist aber sicher: diese Umstellung birgt enorme Chancen für uns und unsere Mitarbeiter*innen. Sie können von überall arbeiten, egal in welcher Stadt oder in welchem Dorf in Deutschland, Dänemark oder Italien. So wird die geographische Nähe weniger wichtig als die Zeitzone. Gleichzeitig können die Mitarbeiter*innen dann arbeiten, wenn sie selbst am kreativsten sind.
Welche Initiativen zur psychischen Gesundheit oder zur Beratung in schwierigen Lebenssituationen bieten Sie an?
Das Management aus der Ferne war eine unserer größten Herausforderungen und wir haben gemerkt, dass viele Mitarbeiter*innen keinen Urlaub genommen haben. Daher haben wir viele Hebel in Bewegung gesetzt, um für ein bestmögliches Wohlbefinden unserer Mitarbeiter zu sorgen. Wir sind deshalb im August zu einer Vier-Tage-Woche im August übergegangen. Und was wirklich wichtig, aber auch nicht selbstverständlich, ist: wir respektieren die Zeiten, in denen Mitarbeiter nicht arbeiten. Das zeigt, dass wir viel Wert auf das Wohlbefinden unserer Mitarbeiter*innen legen. Das ist keineswegs neu und wir waren schon immer offen für Initiativen, die Mitarbeitende in ihrem Arbeitsalltag unterstützen. Schon länger gibt es bei uns den Meeting-freien Mittwoch, an dem keine internen Termine stattfinden. So hat jede und jeder einen ganzen Tag, um konzentriert an Projekten zu arbeiten.
Die neue W&V-Serie: Home oder Office? Hier sehen Sie alle bisher erschienen Teile: