
GWA Studie 2021:
Diversity: Agenturen kommen langsam von der Stelle
Zwar sollte die Chancengleichheit auch in Agenturen längst gang und gäbe sein, doch noch immer gibt es jede Menge Nachholbedarf. Eine aktuelle GWA-Studie zeigt, wo es ganz besonders hapert.

Foto: Shutterstock
Frauen sind in den Agenturen des Landes nach wie vor deutlich in der Mehrheit, doch gilt das noch immer nicht für die Führungspositionen. Im Schnitt verdienen Frauen in nahezu allen Ebenen weniger als Männer und die Belegschaften der Agenturen sind nur wenig international. Das sind einige der zentralen Erkenntnisse der gerade veröffentlichten GWA Diversity Studie 2021.
Aktuell sind 60,2 Prozent der Mitarbeiter in Agenturen Frauen. Damit hat sich der Wert gegenüber der HRM Studie aus dem Jahr 2017 nur sehr unwesentlich verändert. Während Männer im Sektor Technology mit 85 Prozent deutlich dominieren, sind Frauen vor allem in den Bereichen Social (71 Prozent), Client Service (70 Prozent) und Management (73 Prozent) stark vertreten. Ein genauer Blick auf die Führungsebenen verrät, dass Frauen lediglich bei den Directors und in der Geschäftsführung das Nachsehen haben. Lediglich 48 Prozent der Direktoren-Posten und nur 18 Prozent der Geschäftsführungspositionen sind in Frauenhand. Im Vergleich zum Jahr 2017 hat sich allerdings vor allem im mittleren Management sehr viel getan und Frauen haben einen deutlich höheren Anteil.
Männer bekommen mehr Geld
Nach wie vor bekommen Frauen für dieselbe Arbeit in nahezu allen Ebenen weniger Geld als Männer. Einzige Ausnahmen: In der Ausbildung liegen die Mitarbeiterinnen knapp vorn. Ganz ähnlich sieht es aus, wenn man den Vergleich nicht nach Ebenen, sondern nach Tätigkeitsbereichen anstellt. Nur im Bereich Strategy&Consulting erhalten Frauen im Schnitt etwas höhere Gehälter als ihre männlichen Kollegen.
Besonders bunt, was die Herkunft der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen betrifft, sind die Agenturen übrigens nicht. Hatte 2014 noch 92,6 Prozent der Belegschaft die deutsche Staatsangehörigkeit, sind es laut der aktuellen Studie, für die Personaldaten aus 21 GWA-Agenturen anonym ausgewertet wurden, mit 92 Prozent nahezu genauso viele. Nicht aus Europa sind nach 2,9 Prozent im Jahr 2014 nunmehr nur noch 2,8 Prozent.
Etwas internationaler sieht es beim Nachwuchs aus, und hier vor allem im Bereich Data&Insights. Dort kommt inzwischen ein gutes Viertel aus dem Ausland, und das zu gleichen Teilen aus Europa und von anderen Kontinenten. Besonders auffällig: Die ausländischen Mitarbeiter sind jung und zu zwei Dritteln maximal 35 Jahre alt.
Starke Fluktuation
Die Fluktuation bleibt in Agenturen nach wie vor hoch. So bleiben jeweils etwa 40 Prozent der Männer und Frauen nur zwischen zwei bis vier Jahre bei ihrem Arbeitgeber, während weitere 21 Prozent sogar noch früher Abschied nehmen.
Nahezu ein Viertel der Agenturbelegschaft arbeitet in Teilzeit, wobei hier der Unterschied zwischen Männern (13 Prozent) und Frauen (30 Prozent) sehr deutlich ist. Etwa die Hälfte aller Frauen über 35 arbeitet in Teilzeit, was sich mit zunehmendem Alter kaum verändert. Bei Männern hingegen nimmt der Anteil der Teilzeitarbeiter erst im Alter von 60 und höher deutlich zu. Dann arbeitet ein gutes Viertel nicht mehr länger in Vollzeit.
Diversity ist ein großes Thema
Bleibt abschließend noch der Blick auf die Diversität. Zu diesem Thema hat der GWA im Februar und März 2021 insgesamt 84 Agenturen befragt. Insgesamt 61 Prozent sind der Auffassung, diverse Teams hätten einen erkennbar positiven Effekt auf die Kreation und ebenso viele halten Diversity für einen wichtigen Faktor bei der Rekrutierung neuer Mitarbeiter. Divers aufgestellt sind die meisten Agenturen ebenfalls. Doch hat die Diversity der Agenturen auch einen Einfluss auf den Erfolg bei potenziellen Kunden? Nicht unbedingt, sagt die Studie. In einem Bereich von 1 (keine Zustimmung) und 6 (volle Zustimmung) meinen 53 Prozent, die Diversity habe keinen oder einen eher geringen Einfluss auf den Ausgang von Auswahlverfahren. Und noch weniger Kunden verlangen explizit nach diversen Teams. Eine Quote planen nach Aussage des GWA dagegen nur wenige Agenturen.
Fazit: "Es tut sich was, wenn auch noch nicht genug", sagt GWA-Vizepräsidentin Larissa Pohl (Wunderman Thompson Germany). "Dank der Studie können wir die Veränderungen genau messen und auch sehen, wo wir mit unserer Arbeit im GWA ansetzen. Wir glauben an die wirtschaftliche Bedeutung von mehr Vielfalt und unterstützen unsere Mitglieder mit Trainings, Foren und konkreten Maßnahmen."