StartUp-Kolumne:
Zwischen Crowdfunding und Paid Content
Um Content-StartUps mit ihren besonderen Herausforderungen und Chancen geht es diesmal bei Nico Lumma und Christoph Hüning
“Das Ergebnis lag bei Redaktionsschluss noch nicht vor”. Diesen Satz wollten wir schon immer mal schreiben. Aber es geht hier nicht um Sportberichterstattung, sondern natürlich um Medien-Startups. Wird es ein Herzschlagfinale bei der Crowdfunding-Kampagne von The Buzzard geben, oder kommt schon vor dem 10. Dezember genug Geld rein, um den Betrieb des ersten Jahres zu sichern? Wir wissen es nicht, aber wir verfolgen mit Spannung, dass immer mehr Content-Startups auf die Idee kommen, Crowdfunding einzusetzen. The Buzzard versteht sich als Plattform, die den Diskurs innerhalb unserer Demokratie unterstützt, um durch die Kuratierung von Medieninhalten außerhalb der eigenen “Filterbubble” eine neue Sicht auf Themen zu ermöglichen. Aktuell sind bereits etwa 90.000 Euro eingesammelt worden, es lohnt sich also, am zweiten Adventswochenende noch einmal nach dem Stand der Dinge zu schauen!
Der Weg des Crowdfunding für Content-Startups ist nicht neu, einer der Pioniere waren sicher die Krautreporter, die bereits 2014 über diesen Weg ihren Launch finanziert haben und bis heute live sind. In 2018 entstand in der Schweiz das Projekt Die Republik. Auch wenn die Phase der Finanzierung in der Medienwelt für mehr Aufsehen gesorgt hat als die Schaffensphase, hat der Start gut geklappt.
Neue Version des Abomodells
Crowdfunding in der oben genannten Form sieht aus wie eine neue Version des klassischen Abomodells. Durch die Vorab-Zahlung des monatlichen oder jährlichen Beitrages wird die Produktion überhaupt erst ermöglicht. Hier funktioniert Paid Content also!
Anders als The Buzzard erstellen die Krautreporter sowie Die Republik eigene Inhalte und sind ein unabhängiges journalistisches Angebot. Ein weiterer Aggregator von News und Medieninhalten, den wir schon länger kennen und beobachten, ist Newsadoo aus Österreich. Hier können sich User einen individuellen News-Feed aus mehreren Quellen kuratieren, nach Interessen vorschlagen lassen und in einer App konsumieren. Durch die letzte Finanzierungsrunde sieht es erfreulicherweise gut für das Team aus.
Da generische Newsangebote aus Investorensicht zumeist schwierig zu skalieren sind, haben wir im next media accelerator bei Content-Startups eher auf die Positionierung in einer klaren Nische geachtet, z.B. mit The Shotcaller im Bereich eSports oder The Distriqt als innovative Video-Plattform für Female Millennials.
Einer unserer Motivationen für die Arbeit mit Medien-Startups ist die Überzeugung, dass eine funktionierende pluralistische Medienlandschaft wichtig für unsere demokratische Gesellschaft ist. Anders als öffentliche Förderprogramme für Journalismus liegt jedoch unser Fokus darin, innovative Geschäftsmodelle zu finden, mit denen Medienhäuser ihr Geschäft für die Zukunft aufstellen können. Dabei kommt es oft genug zu dem berühmten Pivot, um sich rechtzeitig an die Gegebenheiten des Marktes anzupassen.
Belohnung für die Fans
Ein Beispiel für einen typischen frühphasigen Verlauf eines Content-Teams bietet “Praise”, in das wir letztes Jahr investiert haben. Die Idee, einen kuratierten Stream für Longreads zu vermarkten, hat am Markt nicht funktioniert, aber das Team hat durchgehalten und das Feedback verarbeitet, um nach einem Pivot als Fanmatics wieder aufzutauchen. Hier bietet sich für Publisher die Gelegenheit, Leser*innen über ein Belohnungssystem an sich zu binden und aus anonymer Reichweite echte Fans zu generieren. Weniger Content also, mehr Engagement. Aber das ist ein anderes Thema, schaltet also auch nächste Woche wieder ein!
Mehr zum Thema: Innovation ist machbar, Herr Nachbar!
Die Autoren Nico Lumma und Christoph Hüning sind Managing Partner beim Next Media Accelerator, nach eigenen Angaben das führende paneuropäische Start-up-Programm für Innovationen in den Bereichen Medien & Marketing.