Neue Youtube-Richtlinien:
Youtube besänftigt die Werbungtreibenden - und die Kleinen leiden
Youtube stellt neue Regeln für die Monetarisierung auf. Diese Maßnahmen sollen Werbekunden beruhigen, sorgen aber für Unmut unter den Kanalbetreibern.
Man muss ehrlich sein: 2017 war ein bescheidenes Jahr für Youtube-Werbekunden. Viele Unternehmen machten viel Druck auf die Google-Video-Plattform - der ewige Streit um das passende Werbeumfeld für die Marken beschäftigte alle Seiten. Youtube hofft auf ein ruhigeres Jahr - so kann man nun den Blogeintrag von Paul Muret, VP, Display, Video & Analytics, verstehen. Youtube ändert die Richtlinien für die Monetarisierung. Mit drei wesentlichen Änderungen hofft Google die Marketingverantwortlichen zu besänftigen, während kleinere Kanäle wohl finanzielle Einbußen hinnehmen müssen.
• Es gibt einen neuen Schwellenwert für das "Youtube-Partnerprogramm (YPP)": Mussten Publisher bisher 10.000 Aufrufe vorweisen, um am dem Programm teilzunehmen, benötigt ein Kanal ab sofort mindestens 1.000 Abonnenten und eine Sehdauer von 4.000 Stunden innerhalb der letzten zwölf Monate.
• Zudem gibt es manuell geprüfte Inhalte bei "Google Preferred", dort werden bekannte Youtuber gebündelt, die eigentlich besonders attraktiv für Werbekunden seien sollen. Doch auch diese produzieren manchmal Inhalte, die Magenschmerzen bei den Marketern auslösen. Jüngstes Beispiel: Logan Paul. Er veröffentlichte ein Video, das ihn zusammen mit Freunden neben einem Menschen zeigte, der offenbar Suizid begangen hatte. Paul flog aus dem Vermarktungsprogramm. In Zukunft sollen die Kanäle und die entsprechenden Clips manuell geprüft werden.
• Mehr Durchblick für Werbekunden verspricht Youtube zudem: In den kommenden Monaten will Google ein dreistufiges Kontrollsystem einführen, das Unternehmen erlaubt, die Anforderungen einer geeigneten Platzierung ihrer Marke widerzuspiegeln und die entsprechend mögliche Reichweite mitzubestimmen. "Wir arbeiten mit vertrauenswürdigen Anbietern zusammen, die unabhängige Brand-Safety-Messungen für Youtube bereitstellen. Mit Integral Ad Science befinden wir uns derzeit in der Beta-Version und auch mit DoubleVerify planen wir in Kürze die Einführung einer Beta-Version. Wir sind auch in Gesprächen mit OpenSlate, comScore und Moat und freuen uns, diese Maßnahmen im Laufe des Jahres auf weitere Partner auszuweiten", schreibt Muret.
Ganz unerwartet kommt dieser Maßnahmenkatalog nicht, zu oft kochte die Umfelder-Diskussion im Jahr 2017 hoch. Sorgen machen sich vor allem kleine Kanäle zu Spezialthemen, die beispielsweise nur auf ein deutsches Publikum zielen. Diese melden sich in den sozialen Netzwerken zu Wort. Videomacher "Der Dan" (214 Abonnten) erzählt in einem Video, er habe sowieso von Youtube nur ein Taschengeld bekommen, vielleicht fünf Euro im Monat. Dennoch ist er verärgert. "Herr Newstime", der mit über 280.000 Abonnenten alle Kriterien locker erfüllt, nennt das Youtube-Vorgehen eine "radikale Veränderung".
Markus Hündgen, geschäftsführende Gesellschafter der European Web Video Academy, sieht die Änderungen kritisch: "Youtube entfernt sich weiter vom - mittlerweile verschmähten - Gründungsmotto: Broadcast yourself. Eine ordentliche Monetarisierung auf Youtube ist bereits jetzt keine Selbstverständlichkeit mehr. Bei allem Verständnis für mehr Ordnung im Öko-System Youtube - für die Demokratisierung der Bewegtbildproduktion ist dies ein Rückschlag und der Weg zum Youtube-Star hat neue Hürden bekommen."