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Wie Julia Engelmanns Poetry-Slam-Video die Runde machte
Ein halbes Jahr nachdem Julia Engelmann beim Poetry Slam in Bielefeld ihren eindrucksvollen Appell gegen die Lethargie zum Besten gab, geht das Youtube-Video durch die Decke. Warum jetzt?
Ein halbes Jahr nachdem Julia Engelmann beim Poetry Slam in Bielefeld ihren eindrucksvollen Appell gegen die Lethargie zum Besten gab, geht das Youtube-Video durch die Decke. Mehr als 2,5 Millionen mal wurde es in den vergangenen Tagen angeklickt – in den Monaten davor waren es nur einige tausend.
Kai Thrun, Blogger und Social Media Manager bei der Agentur 247 Grad, hat, wie er schreibt, einen entscheidenden Anteil an der plötzlichen Berühmtheit des Videos. Er postete es am 11. Januar, als es nach seinen Angaben gerade einmal 5.000 Views hatte. In der vergangenen Woche stiegen daraufhin die Zugriffszahlen seines Blogs und zwangen seinen Server ab Donnerstag immer wieder in die Knie.
Ab Freitag berichten auch größere Medien über das Video der Bremer Studentin, die früher bei der RTL-Soap "Alles was zählt" mitspielte. "Julia ist überwältigt von der Resonanz", teilte ihre Mutter Bea Engelmann am Montag mit. "Im Moment reflektiert sie ihren Internet-Erfolg und kommt auf Presse-Anfragen zu gegebener Zeit zurück."
Auch Campus-TV freut sich über den Ruhm des Poetry Slam-Videos. Das studentischen TV-Magazin der Universität Bielefeld hatte das Original-Video hochgeladen. Auf Youtube konnte Campus TV innerhalb weniger Tage 3.500 neue Abonnenten gewinnen und auf Facebook stieg die Zahl der Follower um 800. Damit habe sich die Zahl der Facebook-Follower fast verdoppelt, wie Campus TV bekannt gibt. "Wir freuen uns aber auch über dieses Image-Geschenk für Campus TV", so Redaktionsleiter Jochen Kopp.
Julia Engelmann orientiert sich in dem Klick-Hit an dem Song "One day/Reckoning Song" von Asaf Avidan. Sie zitiert die Zeile "Eines Tages, Baby, werden wir alt sein, oh Baby, werden wir alt sein, und an all die Geschichten denken, die wir hätten erzählen können." Die Studentin beschreibt sehr eindrücklich, wie sie es versäumt, Vorhaben in die Tat umzusetzen. "Ich würd' gern so vieles tun, meine Liste ist so lang, aber ich werd' eh nie alles schaffen, also fang ich gar nicht an." Am Ende kommt Engelmann zu dem Schluss: "Das Leben, das wir führen wollen, das können wir selber wählen. Also, los, schreiben wir Geschichten, die wir später gern erzählen. Und eines Tages, Baby, werden wir alt sein, oh Baby, werden wir alt sein und an all die Geschichten denken, die für immer unsere sind."
Wie es sich für ein Social-Media-Phänomen gehört, gibt es auch schon eine Parodie. Der Berufs-Spaßvogel Jan Böhmermann macht sich darin über den Internet-Erfolg des "sentimentalen Videos von der süßen Poetry-Slammerin" lustig.
(fm/dpa)