Der Beschuldigte habe auch Reue gezeigt und sei möglicherweise unbedacht oder leichtfertig gewesen. Bei jüngeren Tätern erlebe man oft, dass "ein großes Nachdenken einsetzt", wenn plötzlich die Polizei vor der Tür stehe.

Nach Angaben der Sicherheitsbehörden wohnt der 20-Jährige bei seinen Eltern und fällt noch unter das Jugendstrafrecht. Ihm könne genauso eine Jugendstrafe drohen wie erzieherische Maßnahmen, sagt Ungefuk. Ermittelt wird wegen des Verdachts der Ausspähung von Daten und der unberechtigten Veröffentlichung dieser Daten.

Was vorgefallen war

Der junge Mann soll über das inzwischen gesperrte Twitter-Konto @_0rbit im Dezember persönliche Daten von Politikern und Prominenten veröffentlicht haben. Rund 1000 Politiker, Prominente und Journalisten sind betroffen, darunter Politiker aller Bundestagsparteien mit Ausnahme der AfD. Etwa 50 Fälle sind laut Bundesinnenministerium schwerwiegender, weil größere Datenpakete wie Privatdaten, Fotos und Korrespondenz veröffentlicht worden waren.

Seine Hacker-Kenntnisse habe sich der 20-Jährige selbst beigebracht, sagt Ungefuk. Der Beschuldigte sei sehr computeraffin, verfüge aber über keine entsprechende Ausbildung etwa als Informatiker. Das grundsätzliche Computer-Interesse und Zeit seien die Faktoren, die bewirkten, dass sich viele junge Leute ohne Informatik-Ausbildung solche Kenntnisse aneignen und entsprechend im Internet agieren könnten.

Die Ermittler gehen davon aus, dass sich der Verdächtige die veröffentlichten Daten nicht in einer einmaligen Aktion beschaffte, sondern mehrmals zuschlug. Dabei habe er Sicherheitslücken ausgenutzt, von denen einige inzwischen bereits behoben seien. Nach Einschätzung der Ermittler war für die Aktion "ein gewisser technischer Sachverstand erforderlich". Eine Vielzahl der Taten stamme aus dem Jahr 2018, wann der junge Mann anfing zu spionieren, werde aber noch geklärt. Zusätzlich habe er Daten aus öffentlich zugänglichen Quellen zusammengetragen.

Auf die Spur des Beschuldigten kamen die Ermittler unter anderem durch die Durchsuchung einer Wohnung in Heilbronn und die Befragung eines 19-jährigen Zeugen. Die Erkenntnisse daraus seien ”sachdienlich“ für die Identifizierung gewesen.

Die Bundesregierung will aus dem Fall Konsequenzen ziehen und die Cyber-Sicherheit verbessern. Dazu soll in den nächsten Monaten unter anderem ein "Cyber-Abwehrzentrum plus" geschaffen werden.

W&V Online/dpa


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