
Online-Marktplatz:
Fairnopoly: "Wir werden das bessere Ebay"
Während die Branchenriesen Amazon und Zalando in die Kritik geraten, bastelt eine Gruppe von engagierten Weltverbesserern an dem Online-Shopping-Portal Fairnopoly. Felix Weth, einer der Initiatoren des Projekts, erläutert seine Pläne im Gespräch mit W&V Online.
Während die Branchenriesen Amazon und Zalando in die Kritik geraten, bastelt eine Gruppe von engagierten Weltverbesserern an dem Online-Shopping-Portal Fairnopoly. Nachhaltiger Konsum und ein faires Geschäftsmodell ist das Ziel. Als Genossenschaft will das Unternehmen seine Gewinne zu je einem Viertel an die Mitarbeiter, Besitzer von Genossenschaftsanteilen, als Spenden an gemeinnützige Organisationen und in den weiteren Ausbau von Fairnopoly geben. Doch das Unternehmen ist nicht angetreten, um ein Dritte Welt Laden im Internet zu werden. Das erklärte Ziel lautet, die Monopole von Ebay und Amazon zu knacken. Nicht nur der ethische Ansatz soll zum Wettbewerbsvorteil werden. Das Unternehmen will auch die bessere Plattform haben, die Kraft des Crowdsourcing nutzen, und von der Vernetzung mit gemeinnützigen Organisationen und Vereinen profitieren. Felix Weth, einer der Initiatoren des Projekts, erläutert seine Pläne im Gespräch mit W&V Online.
Sie wollen mit Fairnopoly so etwas wie ein besseres Ebay schaffen, wie kam es dazu?
Ursprünglich ging es darum, wie wir eine unabhängige Finanzierungsquelle für ein Netzwerk von jungen Aktivisten aufbauen können, die sich gegen Korruption einsetzen. Dazu kam die Überlegung, dass ein besseres Ebay möglich sein müsste. Doch dann verselbstständigte sich das Projekt. So kam es zu der Idee eines Onlinemarktplatzes, der konsequent fair und verantwortlich wirtschaftet. Mit dieser Idee konnten wir einige andere Leute erreichen, sodass wir inzwischen ein recht großes, kompetentes Team von Mitstreitern haben und über eine Crowdfunding-Kampagne bereits über 213.000 Euro Startkapital bekommen haben.
Und Sie wollen damit tatsächlich an der Marktführerschaft von Ebay und Amazon kratzen?
Genau. Wir glauben, dass man Wirtschaft fairer betreiben kann, als das heute meist der Falls ist und haben uns deshalb für eine genossenschaftliche Unternehmensstruktur entschieden. Wir treffen damit den Ton der Zeit, denn immer mehr Menschen machen sich inzwischen Gedanken über einen verantwortlichen Konsum.
Aber wenn Sie mit diesen Branchenriesen konkurrieren wollen, dann wird es nicht ausreichen, die Unternehmensgewinne gerecht aufzuteilen, dann müssen Sie auch bei den Preisen mithalten. Wie wollen Sie das schaffen?
Zunächst werden wir als Online-Marktplatz starten, also eher ähnlich wie Ebay, nicht wie Amazon sein. Dort kann praktisch jeder Händler seine Ware anbieten. Unsere Gebühren werden geringer sein als dort, deshalb gehen wir davon aus, dass die Händler auch zu uns kommen werden und vielleicht sogar etwas niedrigere Preise für ihre Produkte verlangen.Dann können Sie aber nicht mehr garantieren, dass die Produktion ebenfalls unter fairen Bedingungen stattfand.Nein, aber wir bieten vergünstigte Gebühren für fair gehandelte Produkte an, sodass man bei uns zumindest Alternativen zu den herkömmlichen Produkten findet. Fairnopoly wird ein breiter Marktplatz, bei dem man zwar alles bekommt, aber wir fördern trotzdem das, was wir gut finden.
Machen Sie sich nicht angreifbar, wenn Sie einerseits den Fairness-Gedanken hochhalten, man aber andererseits bei Ihnen auch das Smartphone oder das T-Shirt bekommt, das unter menschenunwürdigen Bedingungen in der Dritten Welt produziert wurde?
Wir sind da pragmatisch. Wir wissen, dass wir nicht alles sofort ändern können. Daher haben wir einen offenen Ansatz für unsere Plattform gewählt und holen die Menschen da ab, wo sie sind. Viele Konsumenten achten jetzt schon darauf, was sie wo einkaufen und den anderen können wir vielleicht Alternativen zeigen.
Werden Sie auch selbst Produkte anbieten, lagern und versenden?
Pläne dazu liegen in der Schublade. Allerdings ist uns auch klar, dass bei Logistik und Versand verantwortliches Wirtschaften momentan noch nicht überall garantiert werden kann. Aber mittelfristig hoffe ich, dass wir auch da Einfluss nehmen können. Wie gesagt: Wir können nicht alles sofort ändern.
Eigentlich müsste der Zeitpunkt für Sie jetzt, nach dem Amazon-Skandal doch günstig sein, wann wollen Sie an den Markt gehen?
Eine Pionier-Version soll noch im März online gehen. Dann wird man Artikel einstellen können. Wir sammeln zunächst, Transaktionen sind dann noch nicht möglich. Ein Datum für den großen Launch haben wir noch nicht, aber ich hoffe, dass einige Wochen nach der Pionier-Phase losgeht.