Und Sie wollen damit tatsächlich an der Marktführerschaft von Ebay und Amazon kratzen?
Genau. Wir glauben, dass man Wirtschaft fairer betreiben kann, als das heute meist der Falls ist und haben uns deshalb für eine genossenschaftliche Unternehmensstruktur entschieden. Wir treffen damit den Ton der Zeit, denn immer mehr Menschen machen sich inzwischen Gedanken über einen verantwortlichen Konsum.

Aber wenn Sie mit diesen Branchenriesen konkurrieren wollen, dann wird es nicht ausreichen, die Unternehmensgewinne gerecht aufzuteilen, dann müssen Sie auch bei den Preisen mithalten. Wie wollen Sie das schaffen?
Zunächst werden wir als Online-Marktplatz starten, also eher ähnlich wie Ebay, nicht wie Amazon sein. Dort kann praktisch jeder Händler seine Ware anbieten. Unsere Gebühren werden geringer sein als dort, deshalb gehen wir davon aus, dass die Händler auch zu uns kommen werden und vielleicht sogar etwas niedrigere Preise für ihre Produkte verlangen.Dann können Sie aber nicht mehr garantieren, dass die Produktion ebenfalls unter fairen Bedingungen stattfand.Nein, aber wir bieten vergünstigte Gebühren für fair gehandelte Produkte an, sodass man bei uns zumindest Alternativen zu den herkömmlichen Produkten findet. Fairnopoly wird ein breiter Marktplatz, bei dem man zwar alles bekommt, aber wir fördern trotzdem das, was wir gut finden.

Machen Sie sich nicht angreifbar, wenn Sie einerseits den Fairness-Gedanken hochhalten, man aber andererseits bei Ihnen auch das Smartphone oder das T-Shirt bekommt, das unter menschenunwürdigen Bedingungen in der Dritten Welt produziert wurde?
Wir sind da pragmatisch. Wir wissen, dass wir nicht alles sofort ändern können. Daher haben wir einen offenen Ansatz für unsere Plattform gewählt und holen die Menschen da ab, wo sie sind. Viele Konsumenten achten jetzt schon darauf, was sie wo einkaufen und den anderen können wir vielleicht Alternativen zeigen.

Werden Sie auch selbst Produkte anbieten, lagern und versenden?
Pläne dazu liegen in der Schublade. Allerdings ist uns auch klar, dass bei Logistik und Versand verantwortliches Wirtschaften momentan noch nicht überall garantiert werden kann. Aber mittelfristig hoffe ich, dass wir auch da Einfluss nehmen können. Wie gesagt: Wir können nicht alles sofort ändern.

Eigentlich müsste der Zeitpunkt für Sie jetzt, nach dem Amazon-Skandal doch günstig sein, wann wollen Sie an den Markt gehen?
Eine Pionier-Version soll noch im März online gehen. Dann wird man Artikel einstellen können. Wir sammeln zunächst, Transaktionen sind dann noch nicht möglich. Ein Datum für den großen Launch haben wir noch nicht, aber ich hoffe, dass einige Wochen nach der Pionier-Phase losgeht.


Franziska Mozart
Autor: Franziska Mozart

Franziska Mozart berichtet seit vielen Jahren über die Marketing- und Medien-Branche. Die freie Journalistin beschäftigt sich am liebsten mit Nachhaltigkeit und Digitalisierung und am allerliebsten mit der Schnittstelle dieser beiden Bereiche. Für die W&V ist sie regelmäßig als Nachrichtenchefin tätig und betreut den Green CMO Award sowie den Deutschen Mediapreis betreut. Sie gilt als Expertin zum Thema Nachhaltigkeitsmarketing und ist Co-Autorin des Buches "Superpower Sustainable Marketing".